Süddeutsche Zeitung

BayernLB:1,5 Millionen Euro für den Präsidenten a.D.

Sparkassenpräsident Naser ist wegen des Landesbank-Desasters zurückgetreten - sein Gehalt bekommt er noch fast drei Jahre lang.

K. Ott und M. Szymanski

Bayerns Sparkassenpräsident Siegfried Naser, der wegen der Affären um die Landesbank zurücktritt, erhält noch Gehaltszahlungen in Millionenhöhe. Nasers bis Anfang 2016 laufender Vertrag wird vom Sparkassenverband bis Ende 2012 erfüllt, anschließend bekommt der frühere CSU-Kommunalpolitiker seine Pension.

Auf diesen Kompromiss haben sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung der Vorstand des Sparkassenverbands und der Präsident geeinigt. Bis Ende 2012 stehen Naser, der Ende Februar aufhört, noch Gehaltszahlungen in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro zu. Naser wollte sich dazu auf Anfrage der SZ nicht äußern.

Der Sparkassenchef scheidet wegen des Milliardendesasters der Landesbank bei der Hypo Alpe Adria vorzeitig aus. Naser hatte sich 2007 im Aufsichtsgremium der BayernLB für den Kauf der österreichischen Finanzgruppe stark gemacht und dieses Engagement als "genialen Schachzug" betrachtet. Freistaat und BayernLB zahlten dann aber 3,7 Milliarden Euro drauf und gaben die marode Hypo Alpe Adria Ende 2009 für einen Euro an die Republik Österreich ab.

Öffentliche Warnung

Kurz darauf erklärte der in der Öffentlichkeit und in Sparkassenkreisen wegen dieses Debakels unter Druck geratene Naser seinen Rücktritt. Sein Nachfolger soll Ende Februar gewählt werden und dann die Geschäfte übernehmen. Die Sparkassen, die den Städten und Landkreisen gehören, hatten früher großen Einfluss auf die BayernLB, ehe sie sich wegen der dortigen Verluste in Milliardenhöhe weitgehend zurückzogen.

Die nunmehr vereinbarten Gehaltszahlungen an Naser bis Ende 2012 könnten neue Diskussionen um den einstigen Landrat von Kitzingen auslösen, der als Sparkassenpräsident das Ziel verfolgt hatte, die BayernLB zu einer internationalen Großbank auszubauen. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hatte vor wenigen Wochen Naser öffentlich davor gewarnt, nach seinem Ausscheiden zu hohe finanzielle Ansprüche geltend zu machen. Manager, die "Milliarden in den Sand gesetzt haben", dürften hinterher nicht Millionen kassieren. Ude forderte Naser damals auf, sich mit seiner Pension als Landrat zu begnügen.

Das zuletzt öffentlich bekannte Jahresgehalt des Sparkassenpräsidenten hatte fast 600.000 Euro betragen. In den knapp drei Jahren bis Ende 2012 kämen demnach mehr als 1,5 Millionen Euro zusammen. Im Verbandsvorstand, dem neben Sparkassendirektoren vor allem Kommunalpolitiker der CSU, aber auch von SPD und Freien Wählern angehören, wird die vereinbarte Lösung aber für vertretbar gehalten.

Naser hätte auf einer vollständigen Erfüllung seines Vertrags beharren können, heißt es aus Verbandskreisen. Er verzichte nun auf einen Teil seines Gelds. Es habe zwar Diskussionen gegeben, einige Vorstandsmitglieder hätten nur "mit Bauchschmerzen" zugestimmt. "Aber wenn wir es auf einen Streit mit Naser ankommen ließen, würden wir angesichts der Rechtslage sehr alt aussehen", sagt ein Kommunalpolitiker. Andere fragen sich, ob Naser nicht von sich aus auf einen weit größeren Betrag hätte verzichten können. Der Verbandsvorstand hatte Mitte 2008 Nasers Vertrag, der damals noch bis Herbst 2010 lief, frühzeitig bis 2015 verlängert.

Rückkehr zur CSU

Als neuer Präsident ist unter anderem Theo Zellner (CSU) im Gespräch, Landrat von Cham, Chef des Landkreistags und Vorstandsmitglied des Sparkassenverbandes. Zu den Vereinbarungen über Nasers Ausscheiden äußerte sich Zellner auf Anfrage nicht. Er sagte aber, "wir sind gut beraten, das Gehalt des Präsidenten auf ein vertretbares Maß zu reduzieren". Die Kommunen wollen nur noch etwas mehr als die Hälfte zahlen.

Wie die SZ erfuhr, ist Naser wieder in die CSU eingetreten. Entsprechende Informationen bestätigte der unterfränksiche CSU-Bezirksgeschäftsführer Gerhard Schmitt. Seit Ende September sei Naser wieder Mitglied. Ein Jahr zuvor war er ausgetreten, um seine politische Neutralität als Sparkassenchef zu demonstrieren. Damals hatte er gesagt, als Pensionär werde er wieder eintreten. So lange wollte er offenbar nicht warten.

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Quelle:
SZ vom 30.01.2010/aho
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