Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: die Bayern und ihr affektiertes Y! Sicher, am 3. Oktober ist Tag der Deutschen Einheit, und da könnten sich auch die Bayern vielleicht mal eine Weile zurückhalten mit ihrem semiseparatistischen Stammesstolz. Aber schon ein paar Tage später können die Bayern – und nur die Bayern – dann 200 Jahre Y feiern.
Denn am 20. Oktober 1825 hat der frisch auf den Thron gelangte Ludwig I. das gleich so verfügt, dass sein damaliges Königreich Baiern in Hinkunft mit Y zu buchstabieren sei. Und so ein eigenes Ypsilon stiftet eben Identität und ist halt doch ein echtes Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Bundesländern.

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Also nur kein Neid da draußen! Und mal ganz ehrlich: Baden-Wyrttemberg, Schleswig-Holsteyn oder am Ende sogar noch Berlyn – das alles sähe schon arg anmaßend aus, oder nicht?
Anderswo haben sie aber schon auch ihre Ypsilons. In Schweden gibt es zum Beispiel das Bergwerk in der Ortschaft Ytterby. Nach dem sind die chemischen Elemente Yttrium und Ytterbium benannt und angeblich außerdem noch Terbium und Erbium, welche aber auch im Bairischen ohne Y geschrieben werden.
Apropos Bairisch: Da macht erst das Y eine umstandslose Unterscheidung zwischen sprachlichen und staatlichen Angelegenheiten möglich. Beim Bairischen dürfen dann ausnahmsweise sogar die meisten Österreicher mitreden. Dafür sind die Schwaben und die dreierlei Franken bayerische Bezirksbürger.
Sich selbst hat Ludwig I. damals übrigens nicht in Ludwig Y. umbenannt, und das natürlich aus sehr naheliegenden Gründen. Bloß weil er sich so für die alten Griechen und deren Buchstaben begeistert hat, musste er deswegen ja noch lange nichts gegen lateinische Ziffern haben.
Jedenfalls hatte es der König ganz grundsätzlich mit der Antike und hat sich darum von berufenen Baumeistern allerlei antikisierende Tempel, Ruhmeshallen und dergleichen mehr in die Landschaft stellen lassen. So wie die Walhalla bei Donaustauf, die ja jetzt angeblich bis aufs i-Tüpfelchen voll ist. Trotzdem sollte unbedingt noch der Lieblingsbuchstabe des Bauherren aufgenommen und mit einer entsprechenden Büste gewürdigt werden. Als wirklich allerletzter Buchstabe, versprochen! Das Z kann gerne Rheinland-Pfalz behalten.

