Würzburg:Ist ein Gips-Bergwerk eine Gefahr für das Trinkwasser?

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Das Bild zeigt den Sitz der Knauf-Gruppe im unterfränkischen Iphofen. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Ein Baustoffhersteller plant in Unterfranken den Abbau von Gips im großen Stil. Naturschützer warnen vor Auswirkungen auf das Trinkwasser. Ein Gutachten kommt zu einem anderen Schluss.

Ein Gutachten im Auftrag des Baustoffherstellers Knauf bestätigt nach Firmenangaben, dass das Trinkwasser beim geplanten Gips-Abbau nahe Würzburg nicht beeinträchtigt werden soll. „Nachteilige Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnungen sind sowohl in mengenmäßiger als auch in qualitativer Hinsicht nicht zu erwarten“, zitierte Knauf aus dem Bericht. Das Unternehmen mit Sitz in Iphofen (Landkreis Kitzingen) möchte in der sogenannten Altertheimer Mulde ein Bergwerk errichten und 2027 mit dem Abbau beginnen.

Laut Knauf waren die Behörden und auch die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH bei Planung und Erstellung des unabhängigen Gutachtens eingebunden. Das Gutachten selbst habe die DMT GmbH & Co. KG, ein Tochterunternehmen des TÜV Nord, erstellt. Es beziehe sich auf die Zeller Quellen ebenso wie die Brunnen Waldbrunn und Altertheim.

Das Ergebnis sei eindeutig: Die Gutachter hielten „nach Gesamtbewertung aller Szenarien die Errichtung des Bergwerks aus hydrogeologischer Sicht für gut und sicher machbar“, meldete Knauf am Montagabend. Für die Untersuchung seien 19 Bohrungen in Tiefen von bis zu 140 Metern vorgenommen worden. 17 Bohrungen sollen als Grundwassermessstellen dauerhaft bestehen, um das Bergwerk ständig zu überwachen.

Naturschützer haben seit Jahren Bedenken gegen das Projekt, denn das Bergwerk würde in der Erweiterungszone für das Wasserschutzgebiet des Zeller Quellstollens der Stadt Würzburg liegen. Dieses Wasserschutzgebiet versorgt nach Angaben des Bundes Naturschutz (BN) rund die Hälfte der Würzburger mit Trinkwasser – etwa 60 000 Menschen. Das Bergwerk würde der Organisation zufolge unter dem sogenannten Grundwasserleiter liegen – das ist poröses Gestein, das Grundwasser weiterleiten kann. „Ein Risiko für die dauerhafte Sicherheit des Trinkwassers kann aus Sicht des BN nicht gänzlich ausgeschlossen werden“, teilte die Naturschutzorganisation mit. Sie werde die Planunterlagen genau prüfen. Eine Klage sei nicht ausgeschlossen.

Knauf plant, in dem Gebiet zu Beginn rund 300 000 Tonnen Gipsgestein pro Jahr abzubauen. In der Spitze seien bis zu einer Million Tonnen jährlich möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen, ohne sichtbare Auswirkungen an der Oberfläche. Die Knauf Gruppe erzielte 2023 einen Umsatz von 15,6 Milliarden Euro und beschäftigte nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 42 500 Mitarbeiter weltweit. Angaben zum Gewinn wurden nicht gemacht. Ob das Unternehmen das Bergwerk errichten darf, entscheidet das bei der Regierung von Oberfranken angesiedelte Bergamt Nordbayern.

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