Der Automobilzulieferer Brose hat die Entscheidung über die Zukunft seines Würzburger Standortes vorerst vertagt. Der Verwaltungsrat des familiengeführten Konzerns will das Werk nach Firmenangaben nur dann weiterführen, wenn „mit den Arbeitnehmervertretern und der öffentlichen Hand Vereinbarungen getroffen werden, die in Würzburg zu international wettbewerbsfähigen Standortkosten und einem wirtschaftlich tragfähigen Gesamtkonzept führen“. Ob das gelingt, ist offen.
Das Werk in Würzburg steht auf der Kippe, weil der Hersteller von elektrischen Sitzverstellungen, Fensterhebern und anderen mechatronischen Komponenten für Fahrzeuginnenräume seine Aktivitäten in Franken von drei auf zwei Standorte konzentrieren will. Neben dem Firmensitz Coburg und Bamberg ist Würzburg der kleinste der drei Standorte. 1400 Menschen arbeiten dort im Bereich Antriebstechnologie. Der Standort schreibt rote Zahlen.

SZ Bayern auf Whatsapp:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründe direkt aufs Handy bekommen möchten.
Angesichts der Krise in der Automobilindustrie und von Managementfehlern in der Vergangenheit steckt Brose insgesamt in der Krise. Man arbeitet daran, die Kosten weltweit zu senken. In einem Interview mit der SZ hatte Vorstandschef Stefan Krug kürzlich den damit verbundenen Stellenabbau auf 1100 Jobs weltweit beziffert. In erster Linie gehe es jedoch darum, die Kosten um 20 Prozent zu senken, und das nicht nur über Entlassungen. Weltweit beschäftigt Brose 31 000 Menschen in 24 Ländern. Bei 7,8 Milliarden Euro Umsatz fuhr der Konzern zuletzt hohe Millionenverluste ein.
Dass der Standort Würzburg nun eine Galgenfrist erhält, bewertet die Gewerkschaft IG Metall positiv. Deren Würzburger Chef Norbert Zirnsak sprach in der Main-Post von einer „guten Nachricht“. Raymond Mutz, Geschäftsführer Antriebe bei Brose, nannte die Entscheidung „eine gute Basis, um konstruktive Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall zu führen“. Auch mit der Staatskanzlei und dem Wirtschaftsministerium wolle er über „Möglichkeiten staatlicher Förderungen“ sprechen.