Bayerns Wölfe müssen trotz der in Brüssel von Vertretern der EU-Staaten geplanten Absenkung des Wolfsschutzes keine unmittelbaren Konsequenzen fürchten. Die Bejagung der hiesigen Wölfe sei auch mit der sich abzeichnenden Änderung der sogenannten Berner Konvention auf absehbare Zeit nicht möglich, teilte der Bund Naturschutz (BN) am Mittwoch mit. Vertreter der EU-Staaten hatten zuvor mit der Stimme Deutschlands eine Abschwächung des Schutzes von Wölfen auf den Weg gebracht und damit auch in Bayern ein weiteres Kapitel in der scharfen Debatte über die Wiederausbreitung der Raubtiere eröffnet.
Während Arten- und Tierschützer den Schutz der hierzulande einst ausgestorbenen Wölfe weiter hochhalten, fährt die Staatsregierung und mit ihr eine Vielzahl von Landwirten einen gegensätzlichen Kurs. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) umschrieb die Position plakativ mit der Schlagzeile: „Der Wolf gehört nicht nach Bayern.“ Die Bundesregierung ändert nun mit ihrer Zustimmung in Brüssel ihren Kurs in der Wolfspolitik. Mit der Entscheidung ist ein schwächerer Schutzstatus aber noch nicht bindend im EU-Recht verankert. Vorgesehen ist, dass der Status des Wolfes von streng geschützt auf geschützt gesenkt werden soll. Als Erstes muss nun die Berner Konvention, ein internationaler Vertrag über den Artenschutz, angepasst werden.
„Der Wolf wird bei uns auch in den nächsten Jahren nicht ohne weiteres bejagt werden dürfen“, erklärte BN-Chef Richard Mergner. „Auch wenn das eine Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) oder ein Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) gerne hätten. Wolfsfreie Zonen sind trotz der Herabstufung rechtlich nicht möglich.“ Verglichen mit anderen Bundesländern oder gar anderen Ländern ist die Wolfspopulation in Bayern sehr klein. Aktuell gibt nur in rund zehn Regionen des Freistaats standorttreue Wölfe. Deutschlandweit wurden laut Bundesumweltministerium 2022/2023 knapp 1400 Wölfe nachgewiesen.
Agrarministerin Kaniber zeigte sich erfreut über die deutsche Zustimmung, verband das Lob aber mit massiver Kritik an der Bundesregierung: „Es war ein Fehler, die Sorgen und Ängste der Menschen so lange nicht zu erkennen und nicht anzuerkennen.“ Seit Jahren weise Bayern auf die Gefahren für die Weidewirtschaft durch den Wolf hin. Wirtschafts- und Jagdminister Aiwanger forderte eine zeitnahe Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht. Der BN-Wolfsexperte Uwe Friedel warnte die Bauern vor falschen Hoffnungen. „Nach wie vor ist Herdenschutz das einzige Mittel, um Weidetiere vor Wolfsübergriffen zu schützen“, sagte er. Bejagung ohne Herdenschutz führe zu hohen Risszahlen, wie Beispiele aus anderen Ländern wie Norwegen zeigten.