Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Bergbauern fordern erleichterte Abschüsse von Wölfen

Auf ihrem "Alpen.Gipfel.Europa 2022" verweisen die Landwirte auf das Risiko, das durch die Raubtiere ausgehen soll. Zudem fordern sie mehr Einsatz beim Kampf gegen den Klimawandel.

Von Christian Sebald

Die Klimakrise mit ihren schlimmen Hitze- und Trockenperioden, der Ansturm von Urlaubern und Ausflüglern auf die Berge, immer mehr rücksichtlose Mountainbiker und Wanderer und natürlich der Strukturwandel in der Landwirtschaft: Die Bergbauern haben jede Menge Probleme. Und zwar nicht nur in Bayern. Sondern auch in Österreich, Südtirol und der Schweiz. Aber mit Abstand am meisten treibt sie die Wiederausbreitung der Wölfe um.

Auf dem "Alpen.Gipfel.Europa 2022" am Montag auf der Unteren Firstalm in Schliersee war der Wolf das Hauptthema. Ein ums andere Mal wurde gefordert, dass die EU den strengen Schutzstatus der Raubtiere lockert und ihren Abschuss erleichtert, von Politikern wie Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) genauso wie von ranghohen Funktionären wie dem deutschen Bauernpräsidenten Joachim Rukwied und seinem bayerischen Pendant Walter Heidl, aber natürlich auch von den Almbauern selbst. Denn aus ihrer Sicht ist das Risiko zu groß, dass die Raubtiere Schafe und auch Rinder auf den Bergweiden reißen.

"Alpen.Gipfel.Europa" versteht sich als grenzüberschreitendes Forum für die Berglandwirtschaft im deutschsprachigen Alpenraum. Es wird getragen von den Bauernverbänden in Bayern, Baden-Württemberg, im Salzburger Land, in Tirol, Südtirol und der Schweiz. Dieses Jahr lautete das Thema "Biodiversität - Bleibt der Bauer, lebt die Alm". Entsprechend international war das Podium besetzt. Zu dem Forum legten die Verbände eine gemeinsame Resolution vor.

Darin fordern sie außer einem rigiden Umgang mit dem Wolf Förderprogramme, zum Beispiel für Regionalvermarktung und Urlaub auf Almen, aber auch eine gezielte Lenkung von Wanderern und Mountainbikern, damit die Bergbauern in Ruhe wirtschaften können. Auch die Unterstützung bei der Bekämpfung der Klimakrise, etwa gegen die immer häufigeren Murenabgänge, muss aus Sicht der Bergbauern verstärkt werden.

Ansonsten drohe die Aufgabe von immer mehr Almen und damit die Verödung einer einmaligen Kulturlandschaft, wie der Biologe und Almenspezialist Alfred Ringler betonte. Er machte wie andere Redner die Attraktivität der Alpen und damit der Almen anhand von zwei Zahlen deutlich. Danach leben im gesamten Alpenraum etwa 14 Millionen Menschen. Gleichzeitig wird die Bergwelt jedes Jahr von 50 Millionen Urlaubern und Tagesgästen besucht.

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