Die Zahl der Haushalte, die in Bayern Wohngeld vom Staat erhalten, ist stark gestiegen. Ende 2023 gab es hierzulande 101 115 sogenannte reine Wohngeld-Haushalte – verglichen mit dem Vorjahr waren das 44 000 mehr. Das teilte das Landesamt für Statistik am Montag mit. Im Schnitt bekamen die Haushalte monatlich 303 Euro, was mit gut 56 Prozent mehr ebenfalls eine deutliche Zunahme bedeutete. Wohngeld ist eine Sozialleistung für Geringverdiener; in Bayern bedeutet das oft einen Zuschuss zur Miete. Als reine Wohngeld-Haushalte führt die Statistik Haushalte, in denen alle in der Wohnung lebenden Personen wohngeldberechtigt sind.
Die Steigerung hat mehrere Gründe. Zum einen war sie gewollt – seit Januar 2023 gibt es das „Wohngeld Plus“, das mehr Haushalten Anspruch auf höhere Wohngeld-Sätze gewährt. Zum anderen fügt sich die Steigerung in einen größeren Trend. Denn ebenfalls am Montag meldete die Augsburger Allgemeine, dass in Bayern der Bestand an Sozialwohnungen innerhalb von zehn Jahren um mehr als zehn Prozent gesunken sei: Habe es 2013 rund 150 500 Sozialwohnungen gegeben, seien es 2023 noch 134 800 gewesen. Im gleichen Zeitraum seien die Mieten um fast 17 Prozent gestiegen.
Die Zahlen stammen demnach aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag. Vereinfacht verpflichten sich Vermieter bei Sozialwohnungen, im Gegenzug für Steuererleichterungen oder Förderungen vergünstigten Wohnraum für eine bestimmte Zeit bereitzustellen. Doch in der Vergangenheit wurden tendenziell weniger Sozialwohnungen gebaut, als aus der Bindung fielen. Dabei wäre vor allem in den Ballungsräumen der Bedarf an günstigem Wohnraum groß, darauf deuten auch andere Erhebungen hin. So kam Anfang des Jahres eine Studie des Bündnisses „Soziales Wohnen“ zu dem Ergebnis, dass es in Bayern nur halb so viele Sozialwohnungen gebe, wie gebraucht würden.
Innerhalb Bayerns gab es die meisten reinen Wohngeld-Haushalte in Oberbayern mit 24 285, die wenigsten in der Oberpfalz mit 10 565. Setzt man die Werte ins Verhältnis zu allen Haushalten, zeigt sich ein anderes Bild. Dann hat Oberbayern mit 1,1 Prozent den niedrigsten Anteil – und Oberfranken den höchsten mit 2,3 Prozent.
Auch bei den Sozialwohnungen gibt es eine Auffälligkeit. Zwar sind laut der Augsburger Allgemeinen allein im vergangenen Jahr weitere 3500 Wohnungen aus der Sozialbindung gefallen. Dank Neubauten habe ihre Gesamtzahl aber erstmals wieder um 1664 zugelegt. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke sieht dennoch Wortbruch: Unterm Strich seien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 15 000 Sozialwohnungen verloren gegangen, obwohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) 10 000 neue bezahlbare Wohnungen versprochen habe.