Umfrage in Bayern:Wölfe haben viele Freunde

Lesezeit: 2 Min.

Ein Wolf schaut hinter einem Baum in einem Wildpark hervor. In freier Wildbahn sind die Tiere weniger sicher. (Foto: dpa)

76 Prozent der Menschen begrüßen es, dass die Tiere wieder  in Bayern leben. Nur die Bauern organisieren Widerstand.

Von Christian Sebald , München

Die Rückkehr der Wölfe nach Bayern ist bei den Bauern sehr umstritten. In der Bevölkerung genießen die Raubtiere aber weiter hohe Akzeptanz. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsinstituts Forsa im Auftrag des Nabu und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Danach finden es 76 Prozent der Bayern erfreulich, "dass der Wolf wieder unsere Landschaft bereichert". Für 74 Prozent gehören "Wölfe in unsere Landschaften wie zum Beispiel Füchse, Rehe oder Biber auch". 21 Prozent ist es egal, ob Wölfe in Deutschland leben, 15 Prozent halten den Wolf für eine Bedrohung. Die deutschlandweiten Zustimmungswerte liegen etwas über dem Niveau der Werte in Bayern, insgesamt sind sie gegenüber den Jahre 2105 und 2018 aber etwas gesunken.

Dass die Akzeptanz leicht rückläufig ist, dürfte daran liegen, dass auch Bayern nun wieder Wolfsland ist und die Raubtiere bisweilen Nutztiere angreifen. Zuletzt sind im oberfränkischen Betzenstein Wölfe aus dem Rudel aus dem Veldensteiner Forst in zwei Wildgatter eingedrungen und haben mehr als 20 Stück Damwild, Hirsche und Mufflons getötet. Die Gatter waren nicht gegen Wolfsangriffe gesichert. Seit sie das sind, halten sich die Raubtiere von ihnen fern.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Zwei weitere Rudel gibt es im Bayerischen Wald, eines in der Oberpfalz im Manteler Forst. Das Wolfspaar, das lange auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr lebte, hat sich getrennt. Der Rüde ist verschwunden. Außerdem gibt es in den Allgäuer Alpen, der Rhön und auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels standorttreue Einzeltiere. Und fast jede Woche werden irgendwo in Bayern Jungwölfe auf Reviersuche gesichtet. Sie verschwinden meist ebenso schnell wieder, wie sie auftauchen.

"Die Umfrage zeigt sehr deutlich, dass die Bevölkerung weiter zu den Wölfen steht", sagt der oberste Artenschützer im LBV, Andreas von Lindeiner. "Und zwar auch in Wolfsregionen." Erstmals hat Forsa nämlich die Teilnehmer gefragt, ob in einer Wolfsregion wohnen. 28 Prozent bejahten dies. Ihre Zustimmung zu den Raubtieren ist nur etwas niedriger als die in Regionen ohne Wölfe. Allerdings plädieren in Wolfsregionen etwas mehr Befragte als anderswo für den Abschuss von Wölfen, die immer wieder Weidetiere reißen. Gleichwohl verlangt Lindeiner von den Bauern, "endlich von der Fundamentalopposition gegen Wölfe zu lassen".

Die Forderung dürfte unerhört bleiben. Die Bauernverbände veranstalten am 30. April einen "Aktionstag Wolf". Unter dem Motto "Weidetiere, keine Wolfsreviere!" sollen Landwirte, denen Wölfe Nutztiere gerissen haben, kurze Videos in den sozialen Medien veröffentlichen. Regieanweisungen sind per Flugblatt ergangen. "Seien Sie emotional", lautet eine. "Orientieren Sie sich an folgenden Fragen: "Wie fühlt man sich als Tierhalter beim Anblick von gerissenen Tieren? Wie blicken Sie in Ihre Zukunft als Weidetierhalter?"

© SZ vom 28.04.2021 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFolgen von Tschernobyl
:Verstrahlte Wildschweine

Obwohl die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl schon 35 Jahre her ist, sind bayerische Wälder und damit auch die Tiere immer noch stark mit Cäsium-Radium belastet.

Von Viktoria Hausmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: