Klimaschutz und Industrie:Bayerische Wirtschaft fordert "Tempo, Tempo, Tempo"

Klimaschutz und Industrie: Mehr als 100 Windräder pro Jahr müssen ab sofort in Bayern aufgestellt werden, wenn die Energiewende gelingen soll, sagt die bayerische Wirtschaft.

Mehr als 100 Windräder pro Jahr müssen ab sofort in Bayern aufgestellt werden, wenn die Energiewende gelingen soll, sagt die bayerische Wirtschaft.

(Foto: Rainer Keuenhof/Imago/Manngold)

Die Staatsregierung soll die Energiewende massiv beschleunigen. Sonst könne der Industriestandort Bayern und der Wohlstand hierzulande nicht gehalten werden.

Von Christian Sebald

Die bayerische Wirtschaft hat die Staatsregierung aufgefordert, die Energiewende massiv zu beschleunigen. "Wir stehen klar zum bayerischen Klimaschutzgesetz und der Verpflichtung, dass der Freistaat bis 2040 klimaneutral wird", sagte der Geschäftsführer des Verbands der bayerischen Wirtschaft (VBW), Bertram Brossardt, am Mittwoch in München. "Um es zu erreichen, braucht es jetzt vor allem eins: Tempo, Tempo Tempo - und zwar in allen Bereichen der Energiewende."

Konkret forderte Brossardt den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem der Photovoltaik und der Windkraft, die Modernisierung sowohl des überregionalen als auch des regionalen Leitungsnetzes, den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und einen garantierten Industriestrompreis von nicht mehr als vier Cent je Kilowattstunde. Ansonsten kann laut Brossardt der Industriestandort Bayern und damit der Wohlstand hierzulande nicht gehalten werden.

Bei ihren Forderungen stützt sich die Wirtschaft auf den "Bayernplan Energie 2040", den die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) für die Energieversorger im Freistaat erstellt hat. Die Studie, die seitenweise eine massive Kritik an der bisherigen Politik der Staatsregierung ist, macht deutlich, wie gewaltig die Herausforderungen sind, vor denen der Freistaat steht.

Ein Beispiel für den Umbau der Stromversorgung: Laut FfE müssen ab sofort zwei Windräder pro Woche ans Netz gehen, damit die bayerischen Klimaschutzziele Wirklichkeit werden können. Aufs Jahr gesehen sind das mehr als 100 Anlagen - und zwar ab sofort. 2022 wurden in Bayern nur 14 Windräder in Betrieb genommen, im laufenden Jahr dürften es nicht sehr viele mehr werden. Bis Mitte März wurde kein einziges neues Windrad in Bayern genehmigt. Und das, obwohl die Staatsregierung ihren jahrelangen Anti-Windkraft-Kurs aufgegeben hat.

Nicht minder gewaltig sind die Herausforderungen in den anderen Sektoren der Energiewende. Auch hier nur ein Beispiel und zwar für die Verkehrswende: Pro Woche müssten ab sofort mindestens 5100 Autofahrer in Bayern von Benzin oder Diesel auf klimaneutrale Pkw umsteigen, so die FfE-Forscher, vor allem auf Elektroantriebe, da synthetische Kraftstoffe in absehbarer Zeit nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Solche Zulassungszahlen sind in weiter Ferne, auch wenn die E-Autos auf den Straßen immer mehr werden. Denn zuletzt waren zwei Drittel der Neuzulassungen mit E-Kennzeichen sogenannte Hybride, eine Kombination aus E- und konventionellem Antrieb.

Neben all den Aus- und Umbauten des Energiesystems kommt es für den VBW-Mann Brossardt freilich noch auf etwas anderes ganz besonders an. "Wir brauchen eine sichere Planungsgrundlage", sagte er in Richtung Staatsregierung. Das Hin und Her der Vergangenheit dürfe sich nicht fortsetzen.

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