Süddeutsche Zeitung

Wintertourismus:Grünes Wunder in Bayerns Bergen

Wer sich zwischen Weihnachten und Dreikönig für Ski- und Schlittenspaß freigenommen hat, erlebt eine Enttäuschung: Sogar für Hubert Aiwangers Schneekanonen ist es zu warm.

Glosse von Maximilian Gerl

Häufig wird zu Silvester der Wunsch geäußert, das neue Jahr möge bitte anders anfangen, als das alte aufgehört hat. Genauso häufig geht's dann weiter, wie man es schon kannte. Für viele Winterurlauber könnte daher das frische 2023 bereits gebraucht daherkommen: Denn wer sich zwischen Weihnachten und Heiligdreikönig freigenommen hat in der Hoffnung auf Ski-, Schlitten- und Snowboardspaß, erlebt in Bayerns Bergen sein grünes Wunder.

Auch für die Skigebiete markiert die Farbe Grün jenen Schwierigkeitsgrad, den sie ungern für ihre Pisten ausweisen. Doch der Schnee ist unter Regen und frühlingshaften Temperaturen dahingeschmolzen. Mancherorts können sie noch von Glück reden, dass es für ein bisserl Weiß reicht. Das Lenggrieser Brauneck etwa verleitet traditionell zu witterungsbedingten Wortspielen, trotzdem waren dort am Dienstag noch drei von 15 Liften in Betrieb. Andere Skigebiete haben ihre Pforten gleich ganz geschlossen. So datiert der letzte Schneebericht, den Mitterdorf im Bayerischen Wald online ausgewiesen hat, auf den 25. Dezember 2022. "Schneehöhe: 0-10 cm", heißt es, "Pistenzustand: nicht optimal".

Ein ähnlicher Zustand ließe sich damit dem bayerischen Wintertourismus attestieren. Nach Corona und Energiekrise schlägt nun der Klimawandel zu, mit dem Schnee fehlen die Einnahmen für Liftbetreiber, Skilehrer, Hoteliers. Und das Gegenkonzept von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist ausweislich der grünen Hänge keine rechte Hilfe: Sogar für die geförderten Schneekanonen ist es zu warm. Auch Ministerpräsident Markus Söder wird, wenn er an diesem Mittwoch zur Zugspitze auffährt, um sich über die Gefahren des Skifahrens zu informieren, eher nicht Frau-Holle-mäßig Schneeflocken über die Gipfel streuen.

Immerhin: Wer als Winterurlauber ohne Winter das Positive suchen will, hat viel Zeit, die übrigen freien Tage zu verplanen. In der Hinsicht will 2023 tatsächlich besser werden als 2022, die Feiertage liegen tendenziell günstig. Zum Beispiel sind für die beiden Weihnachtsfeiertage - vielen Dank, Kalender! - ein Montag und ein Dienstag reserviert. So muss sich, wenn dann wieder oder immer noch kein Schnee liegt, wenigstens niemand ärgern, ein langes Wochenende freigenommen zu haben.

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