Abkühlung bei Hitze:Die kühlsten Orte in Bayern

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An den Ufern des Funtensees wurden mal rekordverdächtige minus 45,9 Grad Celsius gemessen. (Foto: Sebastian Beck)

Ob im Stadtwald, am kältesten See, in der Tropfsteinhöhle oder im Kellergefängnis: An diesen 15 Orten hält man es an heißen Tagen am besten aus.

Von der Bayernredaktion

Funtensee

Weit oben und quasi im hintersten Eck Berchtesgadens liegt ein Ort, der in Sachen Kälte einen fast schon mythischen Ruf genießt. Vor vielen Jahren wurden an den Ufern des Funtensees mal rekordverdächtige minus 45,9 Grad Celsius gemessen. Das Problem: Die Messung fand an einem Heiligabend statt. Im Winter schaffen es die Sonnenstrahlen kaum über die umliegenden Berggipfel; nachts kühlt dann die Luft an den Hängen stark ab und sinkt zum See ab. Auf diese Weise entsteht in der Senke des Funtensees ein sogenannter Kaltluftsee. Im Sommer aber steigt die Sonne höher und der Effekt verpufft. Macht nix: In der Regel ist es auf 1633 Metern über null kühler als unten im Tal. Und wenn gar nichts mehr gegen das Schwitzen hilft, dann ja vielleicht der Sprung ins Wasser.

Schellenberger Eishöhle

In jedem Frühjahr bereiten die Mitglieder des örtlichen Vereins für Höhlenkunde die Schellenberger Eishöhle für Besucher vor. (Foto: Paul Schmaus/Verein für Höhlenkunde Schellenberg e. V./dpa)

Die Schellenberger Eishöhle im Untersberg trägt ihren Namen ganz zurecht, sie ist sommers wie winters teils 30 Meter dick mit Eis ausgekleidet. Kältesuchende Gäste sollten also trotzdem warme Kleidung mitbringen, denn die Temperatur liegt nur selten mehr als ein paar Zehntelgrade über dem Gefrierpunkt. Die Höhle ist in der Sommersaison mit stündlichen Führungen zumindest auf 500 Metern öffentlich zugänglich. Vor dem Eis kommt aber auch hier der Schweiß: Der Aufstieg zum Beispiel von Marktschellenberg bei Berchtesgaden dauert mindestens drei Stunden. Vom österreichischen St. Leonhard gibt es eine Seilbahn auf den Untersberg, was 1000 Höhenmeter spart. Der Weg zur Höhle erfordert dann auch noch mindestens zwei Stunden und führt am Ende über einen Steig mit hochalpinem Charakter.

Tropfsteinhöhle Schulerloch

Das freistehende Wasserbecken im Schulerloch ist das einzige weltweit in einer Schauhöhle. (Foto: imago stock&people)

Wem der Weg zur Schellenberger Eishöhle zu mühsam ist, der könnte es mit dem Schulerloch versuchen. In der Tropfsteinhöhle bei Essing im Altmühltal ist es konstant neun Grad kalt. Neben beeindruckenden Tropfsteinformationen findet man dort auch das einzige freistehende Wasserbecken in einer Schauhöhle weltweit, also in einer touristisch erschlossenen Höhle. Früher – enorm viel früher – lebten im Schulerloch Neandertaler und eiszeitliche Tiere. Die sind beide natürlich nicht mehr da. Als Entschädigung gibt es dafür Fledermäuse, darunter ein Exemplar, das auf den Namen „Lonely George“ getauft wurde. Am Ende jeder Führung gibt es außerdem eine Licht-Show, bei der Bilder auf die Höhlenwände projiziert werden.

Kaltes Kino und frischer Einkaufsbummel

Als Filmfan in einem Kinosaal kommt man im Sommer eigentlich nie ins Schwitzen. (Foto: imago stock&people)

Hochsommerzeit ist Kinozeit – und Gelegenheit, ohne Schwitzen und Schlangestehen einzukaufen. Die allermeisten Menschen werden im See oder Freibad planschen, Kaufhäuser oder Kinosäle sind dann herrlich leer und in der Regel so heruntergekühlt, dass nur ein dünner Pulli die Sommererkältung verhindern kann. Ein gutes Werk tut der Konsument und Kinogänger obendrein, gilt diese Zeit für Betreiber der Lichtspielhäuser und den Einzelhandel eher als mau.

Das Kneippbecken am Chiemsee

In Chieming unweit des Chiemseeufers und des Spielplatzes (hinter der Hecke links) kann man an heißen Tagen im eiskalten Kneippbecken des Frauenbaches die Füße kühlen. (Foto: Anna Günther)

Das Wundermittel an Tagen, wenn einem vor Hitze der Kopf schwirrt und die Beine anschwellen? Kaltes, klares Wasser. Dass der Storchengang in eisigen Becken den Kreislauf anregt und überhaupt total gesund sein soll, entdeckte vor 170 Jahren schon der schwäbische Pfarrer Sebastian Kneipp für sich und entwickelte daraus die Hydrotherapie, die nach ihm benannt ist. In Chieming, dem 4500-Einwohner-Ort am Ostufer des Chiemsees, gibt es ein Becken, das besonders idyllisch gelegen ist, beschattet von alten Bäumen, gespeist vom eisig kalten Frauenbach, mit Blick auf den See. Wer länger als ein paar Sekunden das Kribbeln in den Füßen aushält, gilt schon als Profi. Die erfahrenen Kneipper schaffen mehrere Runden – oder setzen sich lesend ans Becken und tauchen einfach immer mal wieder die Zehen ein.

Salzbergwerk Berchtesgaden

Der gegen Eintritt zugängliche Teil des Salzbergwerks ist als Erlebnis für die Besucher inszeniert. (Foto: Salzbergwerk Berchtesgaden)

Das Salzbergwerk gilt in und um Berchtesgaden als klassisches Schlechtwetterziel, Generationen von Schülern haben darin ansonsten verregnete Wandertage verbracht. Aber vielleicht ist es ja auch ein schlechtes Wetter, wenn es allzu heiß ist. Also dann ins Salzbergwerk. Drinnen im Salzberg hat es das ganze Jahr über ziemlich konstant zwölf Grad Celsius, und Sonnencreme wird auch keine gebraucht.

Kühlung von innen

Frisches Haselnusseis kommt aus der Eismaschine im "Eis-Iglu" in Kümmersbruck. (Foto: Verena Wolff)

Kühlung kann man aber auch von Innen heraus erreichen. Zum Beispiel, indem man den Kalorienbedarf einfach mit Eis deckt. Falls man in einer Eisdiele mal ins Hinterzimmer vorgelassen wird, kann man erleben, wie sich mehrere Liter Flüssigkeit auf fast wundersame Weise in etwas schmackhaft Gefrorenes verwandeln – und das, obwohl es in so einer Eisküche erstaunlich warm ist. „Daran sind die Maschinen schuld“, sagt Daniele Rizieri, Besitzer eines kalten Sehnsuchtsortes, nämlich das „Eis-Iglu“ in Kümmersbruck in der Oberpfalz. Rund sechs Kilogramm Eis kommen aus so einer Maschine, die die Flüssigkeit zunächst innerhalb von ein paar Minuten in cremiges Eis verwandelt – das reicht für etwa 70 Kugeln. Danach wird das frische Eis im Schockfroster“ weiter heruntergekühlt, ehe es in die gekühlte Theke wandert. So ein Schockfroster für Menschen wäre an heißen Tagen natürlich auch nicht schlecht. Aber die bis zu 60 Sorten im „Eis-Iglu“ tun es erst mal auch und schmecken dafür besser.

Vilsquelle in Kleinschönbrunn

Die Vils entspringt in Kleinschönbrunn in der Oberpfalz. (Foto: Verena Wolff)

Ein langer Fluss ist die Vils nicht – nur 87 Kilometer fließt sie von ihrer Quelle in Kleinschönbrunn bis nach Kallmünz, wo sie in die Naab mündet. Dabei wechselt sie mehrfach ihre Richtung und durchfließt drei sehr unterschiedliche Naturräume in der Oberpfalz. Handwerker nutzen die Wasserkraft zum Betrieb von Mühlen und Hammerwerken. Wasserstraße war der Fluss auch lange Zeit, Roh-Erz wurde flussabwärts transportiert, in die andere Richtung kamen Salz und andere Güter Richtung Amberg. Wie die meisten Quellen ist auch die der Vils eher unscheinbar. Aber wenn es besonders heiß wird, ist ein Ausflug in das Dörfchen Kleinschönbrunn lohnenswert – denn das Wasser an der Vilsquelle hat gefühlt nur ein paar Grad über null. Es ist jedenfalls so kühl, dass Füße und Beine nach einem Gang um die Kneipp-Stange im Wasser schon eine gewisse Röte zeigen und herrlich kribbeln, wenn man auf der Bank am Spielplatz nebenan den Schatten genießt.

Zugspitze

Nebel und Schneetreiben sind auf der Zugspitze auch im Sommer keine allzu große Seltenheit. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Wo es hoch ist, ist es oft auch kalt. Denn mit der Höhe sinkt der Luftdruck, die Luft dehnt sich aus und verliert an Wärmeenergie – pro hundert Höhenmeter ungefähr zwischen einem halben und einem Grad. Also im Zweifel auf die Zugspitze, denn höher als deren 2962 Meter wird es nicht in Deutschland. Auch dort droben kann sommers die Sonne unbarmherzig herunterbrennen, aber Nebel und Schneetreiben um den Gipfel sind auch keine Seltenheit. Als grobe Faustregel gilt, dass es am Gipfel ungefähr zehn Grad kälter ist als unten im Tal, aber solche Schlüsse vom Wetter drunten auf das Wetter droben sind generell ziemlich unsicher.

Stadtwald Augsburg

Der Stadtwald ist die grüne Lunge Augsburgs. (Foto: Stadt Augsburg)

Wohin es zu flüchten gilt, wenn es in der steinernen Stadt zu heiß wird, ist aus Sicht von Augsburgern nicht schwer zu entscheiden: ab in den Stadtwald. Augsburg ist der größte kommunale Waldbesitzer Bayerns, alleine der Stadtwald am Lech entlang ist 2250 Hektar groß - und wurde 2024 vom Bund Deutscher Forstleute (BDF) als Waldgebiet des Jahres ausgezeichnet. Als „echten Bürgerwald“ bezeichnet der BDF den Stadtwald, der ein Wegnetz von 170 Kilometern Länge hat, Trinkwasserschutzgebiet und eines der größten und ältesten Naturschutzgebiete Bayerns ist. Drei bis vier Millionen Waldbesucher zählt die Stadt pro Jahr. Wer im Sommer in den Schatten flüchten will, findet dort trotzdem auch abgeschiedene Orte.

Breitachklamm

Die Breitachklamm ist die tiefste Schlucht Mitteleuropas - und damit für Wanderer ziemlich erfrischend. (Foto: IMAGO/xEdiValx)

In der tiefsten Schlucht Mitteleuropas ist es gewiss kühler als an den meisten anderen Orten Bayerns, ein Besuch ist bei mehr als 30 Grad im Schatten also angesagt – allein das Wasser ist ja erfrischend. Seit 1905 ist die Breitachklamm als Wanderweg erschlossen, der ein oder andere Besucher bekommt vielleicht auch deshalb Gänsehaut, weil die Felsenschlucht wahrlich imposant ist. Die Wege und Stege sind gesichert, es kann aber eng werden: Die Breitachklamm ist vor allem im Sommer sehr gut besucht.

Felsengänge und Kunstbunker in Nürnberg

Das Kellersystem im Burgberg der historischen Altstadt umfasst über 25 000 Quadratmeter. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Felsengänge in Nürnberg sind 700 Jahre alt, befinden sich 20 Meter unter der Erde, also unter dem Burgberg, das Wichtigste aber: Die Temperatur liegt dort bei konstanten 9 Grad Celsius. Für heiße Tage also geeignet. Und das war ja ursprünglich auch der Plan, wenn auch weniger für Menschen, sondern für Bier. Entstanden nämlich sind diese Gänge, um das Gebraute ganzjährig lagern zu können, bei kühlen Temperaturen. Zeitweilig wuchs das gewaltige System von Stollen und Kellern auf 25 000 Quadratmeter an. Gäbe dort also Platz für ziemlich viele Gäste. Bei der Hausbrauerei Altstadthof werden auch Führungen angeboten, die nebenher über 700 Jahre Brautradition informieren.

Nicht weit von den Nürnberger Felsengängen entfernt kann man sich auch in die Wehr- und Geheimgänge zum Schutz der Stadt begeben. Das ausgeklügelte System dieser verwinkelten Stollen soll Nürnberg zur am besten geschützten Stadt des Reiches gemacht haben. Tatsächlich wurde die Festungsanlage über Jahrhunderte nicht überwunden. Besonders sehenswert: der historische Kunstbunker, in dem die Kunstschätze der Stadt vor den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs verstaut wurden.

Historische Lochgefängnisse

In den Kellergewölben unterm Nürnberger Rathaus befinden sich die Lochgefängnisse. (Foto: Johannes Simon)

Und wenn es schon unterirdisch sein darf: Die historischen Lochgefängnisse finden sich in den Kellergewölben unterm Nürnberger Rathaus. Seit dem 14. Jahrhundert verbrachten Gefangene hier ihre Untersuchungshaft, oft bis zur Urteilsvollstreckung. Einer angeblichen Wahrheitsfindung wurde in dieser Anlage auf eine Weise nachgeholfen, dass es einen zusätzlich fröstelt. Damit es nicht schon beim Einlesen zu kalt wird, hier nur eine Andeutung: Kindern unter zehn Jahren ist der Besuch dieser Räumlichkeiten nicht gestattet.

Weinkeller im Staatlichen Hofkeller Würzburg

Die historischen Weinfässer im unterirdischen Gewölbe des Würzburger Hofkellers sind heute nicht mehr gefüllt, sondern im Besitz weinfreundlicher Stadtbewohner. (Foto: Max Weinhold)

In Würzburg ist es auch der Alkohol, der einen frösteln lassen kann – allerdings nicht wie in Nürnberg das Bier, sondern der Wein. Im Weinkeller des Staatlichen Hofkellers Würzburg liegen die Temperaturen um die 15 Grad Celsius – Mainfranken ist halt einfach milder als Mittelfranken. Bei Führungen lernt man dort etwas über „Beamtenweinfässer“, über das „Schwedenfass“ und gerne auch über die „Weinbibliothek“. Alles hoch interessant, aber im Grunde warten doch immer alle nur auf die Weinprobe. Vorsicht nur: Rechtzeitig aufhören, sonst wird’s auch dort unten schnell mal zu warm.

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