Wetter in Bayern:Der Frost und seine Folgen

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Ein Erntehelfer erntet am frühen Morgen, bei Temperaturen von minus elf Grad Celsius, gefrorene Weintrauben der Rebsorte Silvaner. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Bislang ist der Winter so kalt wie zuletzt vor zehn Jahren. Doch das dürfte sich mit der nahenden Wärmephase schnell ändern. Welche Gefahren das für den Auto- und Bahnverkehr mit sich bringt und was das für das Weihnachtswetter bedeutet.

Viele haben es vermutet, Meteorologe Jürgen Schmidt bestätigt es: Der Dezember ist kalt. Zu kalt sogar. Zumindest im Vergleich zu den vergangenen Jahren. In München beispielsweise lagen die Temperaturen bisher 1,2 Grad zu niedrig. "Damit haben wir ähnlich kalte Temperaturen wie zuletzt 2010. Damals gab es auch das letzte Mal flächendeckend weiße Weihnachten in Deutschland", sagt Schmidt vom Wetterdienst "Wetterkontor". Wer jetzt aber denkt, dass eine Chance auf Schnee an Heiligabend besteht, der wird wohl leider enttäuscht werden.

Laut Schmidt beginnt nämlich spätestens nächste Woche eine längere Wärmephase. Spätestens deshalb, weil das wärmere Wetter bereits jetzt in höheren Schichten Einzug hält - und dadurch gerade für Auto-und Bahnfahrer in Südbayern von Mittwochmorgen an ein hohes Risiko mitbringt. Denn der Schnee wird in diesen höheren Schichten zu Regen und trifft morgens auf gefrorenen Boden. Das steigert die Gefahr von Eisregen und spiegelglatten Fahrbahnen erheblich. Unfälle und Zugverspätungen seien daher leider nicht auszuschließen. In der Nacht zum Mittwoch war es aber noch nicht zu einer Häufung von Unfällen in Bayern gekommen, wie eine Abfrage bei den Polizeipräsidien am Mittwochmorgen ergab. Der Deutsche Wetterdienst warnt zusätzlich noch in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben davor, dass in Wäldern Äste wegen zu viel Eis abbrechen und herunterfallen könnten.

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Vorsichtig sollte man auch an Seen und Bachläufen sein - und sie trotz einer dünnen Eisschicht nicht betreten. Das rät die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Schlittschuhlaufen oder Eisstockschießen sollte man aus Sicherheitsgründen nur auf offiziell freigegebenen Gewässern. "Das Eis ist jetzt noch hauchdünn", mahnte auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayern. Eis auf Gewässern dürfe nicht betreten werden, so lange es nicht 15 Zentimeter dick sei.

Allgemein gelte der Rat, lieber Kunsteisflächen zu nutzen. "Wer dennoch Wintersport auf dem Eis treiben möchte, sollte grundsätzlich nur an bewachten Gewässern und nie allein auf das Eis gehen sowie auf die Warnungen der örtlichen Behörden, der lokalen Medien und Hinweis- und Verbotsschilder vor Ort achten", teilte Thomas Huber, Chef der BRK-Wasserwacht, in München mit.

Doch das kalte Wetter hat nicht nur negative Seiten. Bei Temperaturen um minus elf Grad Celsius sind am Dienstagmorgen in Franken gefrorene Trauben für edelsüßen Eiswein gelesen worden. Weinbauer Christian Reiss aus Würzburg hofft auf 80 Liter der Weinspezialität, die von April oder Mai an in 0,375 Liter kleinen Flaschen erhältlich sein wird. "Es werden etwa 220 Flaschen sein, das ist super, das ist bombig", sagte er kurz nach der Handarbeit mit sechs Helfern in seinem Weinberg.

Eiswein aus Franken genießt weltweiten Ruf

Für Eiswein müssen die vollreifen Trauben in gefrorenem Zustand in die Presse. Von der Kelter tropft dann der süße Saft. Die Silvaner-Trauben hatten nach Angaben des Winzers den hohen Wert von 205 Grad Oechsle. Grad Oechsle ist eine Maßeinheit für das Gewicht des unvergorenen Traubenmostes. Das Mostgewicht gibt den Anteil der gelösten Stoffe (vor allem Zucker) im Traubensaft an, ein Hinweis auf den möglichen Alkoholgehalt des späteren Weines. "Der gesetzliche Mindestwert für Eiswein liegt bei 125 Grad Oechsle", erklärte Reiss.

In diesem Jahr ließen nach Angaben des Fränkischen Weinbauverbands nur wenige Winzer Trauben für Eiswein hängen. Eisweine gelten als Krönung eines Weinjahrgangs. Sie werden vor allem als Aperitif oder zu Süßspeisen und Käse getrunken und genießen weltweiten Ruf. Eine Flasche kostet 20 bis 70 Euro, manchmal auch mehr. Aufzeichnungen zufolge werden in Franken seit 1794 Eisweine hergestellt.

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