Der Fall sorgte 2021 für umfangreiche Ermittlungen – und großes Aufsehen: Ein Arzt aus Wemding soll Patienten Scheinimpfungen gegen das Coronavirus verabreicht haben. Und das gegen ihren Wunsch. Die Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg hatte im März 2022 Anklage erhoben – doch der heute 75-jährige Mediziner verschwand noch vor Beginn der Verhandlung. Nun ist er in Paraguay festgenommen worden, wie ein Sprecher des Landgerichts Augsburg der SZ am Freitag bestätigte. Zuvor hatte Das Wochenblatt, ein deutschsprachiges Nachrichtenportal aus Paraguay, über die Festnahme berichtet.
Die Generalstaatsanwaltschaft warf dem Mann vor, von Mitte April bis Ende September 2021 bei 176 Patienten in 314 Fällen – teilweise also bei Erst- und Zweitimpfung – eine Impfung gegen das Coronavirus lediglich vorgetäuscht zu haben. Mindestens 40 Impfgegnern soll er zudem falsche Impfbescheinigungen ausgestellt haben.

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Laut Bayerischer Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG), die bei der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg ansässig ist und die Ermittlungen zu den vorgetäuschten Impfungen übernommen hatte, soll der Hausarzt jeweils mit seinen Patienten alleine im Behandlungszimmer gewesen sein.
Laut Ermittlern hat er dann die Spritzen entleert und sie seinen Patienten von hinten ins Gesäß gestochen. Sie haben deshalb nicht bemerkt, dass es sich nur um leere Spritzen handelte und verließen die Praxis in dem Glauben, nun gegen das Sars-Cov-2-Virus geimpft zu sein – wiesen aber tatsächlich keinerlei Antikörper auf. Der Arzt rechnete die Impfungen auch ab, wodurch ein Schaden von 3000 Euro entstanden sein soll.
Außerdem soll der Allgemeinmediziner bei impfkritischen Bürgern als Anlaufstelle bekannt gewesen sein – für Bescheinigungen ohne echte Impfung. Er soll laut Anklage in mindestens 49 Fällen solche nicht vorgenommenen Impfungen bescheinigt haben. In der Szene soll dies als „Schonimpfung“ bekannt gewesen sein. Der Fall hatte damals zu umfangreichen Ermittlungen geführt, der Beschuldigte erhielt ein vorläufiges Berufsverbot.
Die Vorwürfe gegen den Arzt sollten ab Juni 2023 bei einem großen Prozess vor dem Landgericht verhandelt werden. Doch zum Auftakt der Verhandlung kam der Angeklagte nicht. Die Vorsitzende Richterin ließ umgehend die Kripo nach dem Mann fahnden und erließ einen Haftbefehl. Es gab schon damals Spekulationen, dass sich der Arzt ins Ausland abgesetzt hat.
Auch Patienten des Arztes erhielten Strafen
Wann der damals geplatzte Prozess nachgeholt werden kann, ist weiterhin unklar. Ein Auslieferungsverfahren aus Paraguay könnte sich in die Länge ziehen. Der Mediziner ist wegen vorsätzlicher Körperverletzung, Betrugs und wissentlich unrichtiger Dokumentation von Schutzimpfungen gegen das Coronavirus angeklagt.
Im Kontext der Impfmanipulationen hatte es auch zahlreiche Strafverfahren gegen Patienten des Arztes am Amtsgericht in Nördlingen gegeben. Nach früheren Angaben des Amtsgerichtes endeten die Prozesse im Regelfall mit Geldstrafen für die Patienten.
Bei Durchsuchungen waren 2021 mehr als 200 Beamte im Einsatz, um Wohnräume von etwa 100 Personen zu durchsuchen. Im Zuge der Aktion wurde 50 Personen Blut abgenommen, um zu testen, ob sie tatsächlich geimpft sind.