Artenschutz:Viele junge Störche sind an Unterkühlung gestorben

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Weißstörche sind in Bayern wieder öfter zu sehen, nachdem sie in den 1980er-Jahren hierzulande beinahe ausgestorben wären. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bayerns Weißstörche haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Der Dauerregen hat zu teils dramatischen Verlusten in den Horsten geführt. Andererseits ist die Zahl der Brutpaare auf hohem Niveau stabil geblieben.

Von Christian Sebald

Roter Schnabel, lange Beine, weißes Gefieder: Die Wiederausbreitung der Weißstörche gilt als einer der großen Erfolge des Arten- und Naturschutzes in Bayern. Dieses Jahr fällt die Storchen-Bilanz des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) aber gemischt aus. Auf der einen Seite ist die Zahl der Brutpaare stabil, und zwar auf hohem Niveau. Die Horstbetreuer meldeten der Organisation mehr als 1200 Brutpaare. An einigen Orten wurden auch neue Brutpaare beobachtet. Zum Beispiel im Landkreis Ansbach. Alleine dort wurden laut LBV 30 Brutpaare gezählt, die dort erstmals ein Nest gebaut haben.

„Auf der anderen Seite hatten die Weißstörche aber überhaupt kein leichtes Jahr“, sagt die Storchen-Expertin des LBV, Oda Wieding. „Der Grund war der Dauerregen im Mai und im Juni in Südbayern, da sind viele Jungvögel an Unterkühlung in den Nestern gestorben.“ Südlich des Ammersees wurden demnach von zwei Dritteln der Horste Komplettverluste gemeldet, in der Region Neuburg-Schrobenhausen sind in neun von zehn Nestern alle Jungen eingegangen. Weil zugleich aber die Bruterfolge in Franken und der Oberpfalz stabil waren, fällt die diesjährige Gesamtbilanz nicht so schlecht aus wie etwa 2013 während des damaligen Jahrhunderthochwassers.

Der Dauerregen im Frühjahr brachte allerdings ein weiteres Problem mit sich. Viele Jungvögel litten so sehr an Nahrungsmangel, dass sie nur ein sogenanntes Hungergefieder entwickelt haben. Dabei sind beispielsweise die Schwungfedern nicht richtig ausgebildet. „Solche Jungvögel tun sich schwer mit dem Fliegen“, sagt Wieding. „Sie landen meist erst mal auf dem Boden und brauchen Ruhe und Platz für das weitere Training ihrer Flugmuskulatur.“ Das Hungergefieder ist zumeist eine vorübergehende Erscheinung. Beim nächsten Gefiederwechsel wachsen den Störchen in aller Regel normale Federn nach.

Gleichwohl haben besorgte Vogelfreunde dieses Jahr immer mal schwache Jungstörche zu Pflegestellen gebracht. Auch beim LBV sind Nachfragen eingetroffen, warum die Horstbetreuer der Organisation bei der schlechten Witterung nicht eingreifen und das Sterben der Jungvögel gleichsam hinnehmen. „So traurig Verluste auch sind, sie sind der Lauf der Natur“, sagt Wieding dazu. „Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, und nicht darum, einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben.“ Zudem dürften Wildtiere nicht ohne Weiteres aus dem Horst oder Nest genommen werden. Das ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten und sogar strafbar.

1988 gab es im Freistaat nur noch 58 Brutpaare

Unterm Strich bleiben die schwierigen Witterungsverhältnisse ohne Auswirkung auf die Erfolgsstory Wiederausbreitung der Weißstörche in Bayern. 1988 hatte die Population hierzulande mit nur noch 58 Brutpaaren den Tiefststand erreicht. Dann installierten der Freistaat und der LBV ein aufwendiges Artenhilfsprogramm. In seinem Rahmen floss viel Geld in den Bau von Horsten und die Renaturierung von feuchten Wiesen und anderen Flächen, auf denen die Vögel Mäuse, Frösche und andere kleine Tiere jagen. Das Artenhilfsprogramm war so erfolgreich, dass die Störche 2017 von der Roten Liste der bedrohten Tierarten genommen werden konnten. Vor zwei Jahren wurden dann bayernweit erstmals mehr als tausend Brutpaare gezählt.

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