Süddeutsche Zeitung

Umwelt in Bayern:Naturschützer fordern Verbot von Christbaum-Plantagen im Wald

Der massenweise Anbau von Fichten, Tannen und Kiefern ist aus Sicht des Bundes Naturschutz kein Waldbau, sondern intensive Landwirtschaft - samt Pestiziden, Dünger und Kahlschlag.

Von Christian Sebald

Heimische Christbäume sind sehr beliebt. Das kann man auch daran sehen, dass die Eröffnung der Christbaum-Saison in Bayern ein fixer Termin im Kalender von Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) ist. So auch dieses Jahr. "Zu einem bayerischen Weihnachtsfest gehört ein Christbaum aus Bayern", sagte Kaniber, als sie und Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) Ende November auf einer Plantage im oberbayerischen Landkreis Freising zur Säge griffen und eine wohlgeratene Nordmanntanne umlegten.

Christbäume aus Bayern haben aus Kanibers Sicht viele Vorteile. "Sie werden frisch geschnitten, haben eine Topqualität und vor allem keine langen Transportwege hinter sich", sagte sie. "Das ist gut für die Umwelt und sorgt für lange Freude am Weihnachtsfest." Die Käufer sind offenbar sehr zufrieden. 80 Prozent der vier Millionen Christbäume, die zu jedem Weihnachtsfest in Bayern verkauft werden, stammen aus dem Freistaat.

Der Bund Naturschutz (BN) trübt die Freude am heimischen Christbaum jetzt mit einem harten Vorwurf. Er hat festgestellt, dass zumindest in einigen Regionen Wälder umgelegt und in Christbaum-Plantagen umgewandelt werden. "Das darf aber nicht sein", sagt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. "Da frisst sich eine intensive Plantagenwirtschaft in die bayerischen Wälder." Zwar ist der BN nicht generell gegen Christbäume aus Bayern. Aber aus seiner Sicht dürfen für die Pflanzungen keine Wälder fallen. Deshalb verlangt er, dass die Anlage von Christbaum-Plantagen in den Wäldern Bayerns verboten wird.

Geilhufe untermauert die Forderung mit drei Beispielen. Im Sinntal in Unterfranken haben demnach in den zurückliegenden 20 Jahren elf kleinere Wälder mit einer Gesamtfläche von 27 Hektar Christbaum-Plantagen weichen müssen. Das entspricht 36 Fußballfeldern. In den Landkreisen Dachau und Regensburg waren es demnach sogar jeweils 30 Hektar, zusammen also ein Gelände von etwa 80 Fußballfeldern.

Der BN stört sich daran, dass in den Plantagen Wirtschaftsweisen an der Tagesordnung sind, die in Wäldern verboten sind oder sie massiv schädigen. Als Beispiele nennt er den Einsatz von Pestiziden und Mineraldünger, wie sie in der intensiven Landwirtschaft üblich sind, Kahlschläge, eine maschinelle Bearbeitung des Bodens, Reinbestände aus nicht heimischen Baumarten und eine dauerhafte Einzäunung. Laut bayerischem Waldgesetz müssen bislang nur Christbaum-Plantagen außerhalb von Wäldern genehmigt werden. Plantagen in Wäldern gelten als Wald.

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