In Bayerns Wäldern:Vormarsch der Parasiten

In Bayerns Wäldern: Klein, aber für Eichen durchaus gefährlich: Agrilus biguttatus ist der lateinische Name des Eichenprachtkäfers.

Klein, aber für Eichen durchaus gefährlich: Agrilus biguttatus ist der lateinische Name des Eichenprachtkäfers.

(Foto: imago/blickwinkel)

Pilze und Käfer befallen auch Bäume, von denen Experten glaubten, dass sie mit der Klimakrise gut zurechtkommen.

Von Christian Sebald

Die Eiche und der Ahorn zählen zu den heimischen Baumarten, die mit der Klimakrise einigermaßen zurechtkommen. So lautet das Credo vieler Förster und Waldexperten. Doch nun zeigt sich, dass auch sie unter den immer häufigeren Hitze- und Trockenperioden hierzulande leiden - zumindest mittelbar. Denn es gibt zahlreiche Parasiten, die von der Klimakrise profitieren und deshalb auch diesen beiden Baumarten richtig übel mitspielen können. Der Zweipunktige oder Zweifleckige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) ist ein Beispiel für die Eiche, die Verticillium-Welke, der Eutypella-Stammkrebs und die Rußrindenkrankheit befallen Ahornbäume.

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer wird höchstes 13 Millimeter groß. Dennoch ist das metallisch grün, blau oder kupferfarben glänzende schlanke Insekt, das sonnige Plätze bevorzugt, leicht zu erkennen. Es trägt auf jedem Flügel einen weißen Punkt. "Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer ist in ganz Mitteleuropa verbreitet, er zählt zu den heimischen Arten", sagt Andreas Hahn von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. "Und er galt bisher als sogenannter Sekundärschädling."

Das heißt, dass er nur an Eichen auftrat, die schon zuvor irgendwelche Trocken- oder andere Schäden aufwiesen. Das ändert sich womöglich gerade. "In der letzten Zeit ist er so häufig, dass es eine Diskussion gibt, ob er ein Primärschädling geworden ist", sagt Hahn. Also ein Schädling, der auch bis dahin vitale Eichen befällt, die noch nicht geschädigt waren.

Es sind freilich nicht die Käfer, die eine Gefahr für die Eichen sind. Sondern ihre Larven, die bis zu drei Zentimeter groß werden. Sie bohren sich nach dem Schlupf aus den Eiern durch die Rinde der Eichen ins Holz und legen dort zickzackförmig gewundene Gänge an. Damit unterbrechen sie den Strom des Wassers und der Nährstoffe im Baum, die Eichen sterben ab.

Befallene Bäume müssen schnell raus aus dem Wald und zwar nicht nur die Stämme, sondern auch die Baumkronen und Restholz. "Auch Brennholz mit Rinde sollte nicht in einem Eichenwald gelagert werden, in dem der Käfer nachgewiesen worden ist", sagt Hahn - sonst breitet sich das Insekt immer weiter aus.

Das Holz verliert deutlich an Wert

Dem Ahorn dagegen setzen seit einigen Jahren drei Pilzkrankheiten immer öfter zu: die Verticillium-Welke, der Ahornstammkrebs und die Rußrindenkrankheit. Dabei befällt Verticillium daliae, wie der Pilz heißt, der die gleichnamige Baumkrankheit verursacht, nicht nur den Ahorn. Sondern auch Eschen, Linden, Ulmen oder Rosskastanien.

Der Pilz gelangt in seine Wirtsbäume über deren Feinwurzeln im Boden, er lässt die Kronen vorzeitig welken, verursacht Stammrisse, das Stammholz verfärbt sich bräunlich oder olivgrün. Das bedeutet einen deutlichen Wertverlust für das Holz, das eigentlich wegen seiner Härte und Stabilität bei Möbelschreinern, Treppenbauern und Parkettherstellern gleichermaßen beliebt ist.

Der Erreger des Ahorn-Stammkrebses, der Pilz Eutypella parasitica, stammt aus Nordamerika. Nach Europa dürfte er durch Pflanzen- oder Holzimporte gelangt sein. In Bayern ist er erstmals 2013 nachgewiesen worden, an der Isar südlich und nördlich von München. "Inzwischen wissen wir, dass er sehr viel weiter verbreitet ist", sagt Hahn. "Wir gehen davon aus, dass er im ganzen Voralpenland bis zur Donau auftritt."

Der Ahorn-Stammkrebs infiziert Bäume über Astabbrüche oder andere Wunden und breitet sich ungefähr ein bis zwei Zentimeter im Stammholz aus. Natürlich versucht sich der Baum gegen den Pilz zu wehren - indem er ihn überwuchert. Die Geschwulste sind bis zu einem halben Meter groß und haben eine elliptische Form. Befallene Bäume sind unheilbar krank.

Sporen können auch für den Menschen gefährlich werden

Die Rußrindenkrankheit ist erstmals im Sommer 2018 in Unterfranken aufgetreten. Ihr Erreger ist der Pilz Cryptostroma corticale. Er befällt die Ahornbäume ebenfalls über Wunden an den Stämmen. Seine dunklen Sporen - von ihnen rührt der Name Rußrindenkrankheit - bilden einen dunklen Belag unter der Rinde. Schon bei Ausbruch der Krankheit lassen die Bäume die Blätter fallen, kurz darauf sterben selbst starke Äste ab, es zeigen sich Risse an der Rinde.

In einem späteren Stadium platzen Rindenstücke ab, der dunkle Sporenbelag liegt offen da. Die Sporen können auch für den Menschen gefährlich werden. Ihr Einatmen kann eine Entzündung der Lungenbläschen auslösen. Die Symptome sind Reizhusten und Fieber, Schüttelfrost und Atemnot.

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