Unter Bayern:Vom Maggus und vom Hubsi

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Hubert Aiwanger (links) und Markus Söder (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Vornamen sind wieder ein Thema, werden in der bayerischen Landespolitik aber weithin unterschätzt.

Von Franz Kotteder

Weil in diesem Jahr wieder Landtagswahlen sind, müssen jetzt alle möglichen Kandidaten zu allen möglichen Themen etwas sagen, um ihre Partei ins Gespräch zu bringen. Die FDP kompensiert nicht nur beim Dreikönigstreffen ihren kleinen Stimmenanteil mit umso vehementerem Einsatz für das große Geld, und Anton Hofreiter versucht sich verbissen als grüne Version von Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Ministerpräsident Markus Söder aber äußert sich ausführlichst zu allem, was in Berlin passiert, und seien es nur die Silvesterkrawalle. Schließlich warten die Berliner sehnsüchtig auf bayerische Ratschläge. Immerhin hat Söder bislang noch nicht, wie die Berliner CDU, die Bekanntgabe aller Tätervornamen gefordert. Dabei weiß man doch gleich Bescheid, wes Geistes Kind einer ist, wenn er zum Beispiel "Adolf" heißt.

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Das ist natürlich Unfug, für seinen Vornamen kann man nichts. Aber man kann ihn zum Markenzeichen machen. Dass Söder häufig "der Maggus" genannt wird und sein Stellvertreter Aiwanger salopp nur "Hubsi", wie so ein glückloser Innenverteidiger in der Schülerelf einer Straubinger Realschule, das hat schließlich seinen Sinn. Namen sind eben doch nicht Schall und Rauch. Wie man inzwischen weiß, liegen zum Beispiel zwischen Wladimir und Wolodymyr tatsächlich Welten.

Und jeder Franz Josef, der im Bayern der Siebzigerjahre aufgewachsen ist, kann von nicht enden wollenden Hänseleien (!) wegen seines zweiten Vornamens berichten. Auch wenn die Namenswahl ganz und gar nicht politisch, sondern lediglich familiär-dynastisch begründet war und der Große Vorsitzende in Wirklichkeit nur ganz banal Franz Strauß hieß. Den Josef eignete er sich später selbst an, damit sein Name nicht ganz so zackig klang.

Immerhin gibt es auch Vornamen, die leider gänzlich aus der Zeit gefallen sind, das fällt einem gerade nach Dreikönig auf: Caspar, Melchior und Balthasar etwa haben seit dem 17. Jahrhundert doch deutlich an Sexyness verloren, verglichen mit Noah, Finn und Joel. Ähnlich wie zum Beispiel Karl Borromäus. Allerdings völlig zu Unrecht: Denn als Träger dieses Namens fällt uns in unserer Altersklasse der Direktor des Augsburger Textilmuseums ein, der außerdem noch den schönen Nachnamen Murr trägt, was seinem vollständigen Namen beim Aussprechen etwas sanft katerhaft Schnurrendes verleiht. Da kommen zweifellos weder ein Maggus noch ein Hubsi, ja nicht einmal ein Franz Josef dagegen an.

Der Autor verschweigt fein still seinen zweiten Vornamen.

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