Mit der kalten Jahreszeit:Vogelgrippe ist zurück in Bayern

Vogelschutzbund gibt aber Entwarnung für Singvögel und Futterstellen in Gärten.

Von Christian Sebald, Hilpoltstein

Mit der kalten Jahreszeit und vor allem seit Winteranfang treten auch in Bayern wieder Fälle von Vogelgrippe auf. So sind in den Landkreisen Cham und Nürnberger Land bereits drei Fälle von hoch pathogener Aviärer Influenza (HPAI) bei Wildvögeln dokumentiert worden, wie die wissenschaftliche Bezeichnung der Vogelgrippe oder Geflügelpest lautet. Und im Landkreis Erding sind bei einem kleinen Geflügelhalter vier infizierte Hühner entdeckt wurden. Der Betrieb wurde gesperrt, die insgesamt etwa 50 Hühner auf dem Hof wurden getötet. Die Experten beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und beim Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), die für die Bekämpfung von Tierseuchen in Bayern und in Deutschland zuständig sind, rechnen in den kommenden Wochen mit weiteren Fällen.

Die Vogelgrippe kommt vor allem bei Wasser- und Hühnervögeln vor, sie führt in aller Regel zum schnellen Tod der infizierten Tiere. Auch Hühner und Puten können sich mit dem Virus anstecken. Um die weitere Verbreitung der Vogelgrippe zu vermeiden, werden betroffene Bestände sofort gekeult. Deshalb ist die Tierkrankheit bei Geflügelhaltern besonders gefürchtet. Für Menschen gilt die Vogelgrippe in aller Regel als ungefährlich. Dennoch sollten tot aufgefundene Vögel nicht angefasst und Funde den örtlichen Veterinärbehörden gemeldet werden. "Nicht jede Vogelart ist gleich anfällig für die Vogelgrippe", sagt Torben Langer, Biologe beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Vor allem sind Schwäne, Gänse, Enten und Möwen betroffen, bisweilen auch Greifvögel und Eulen." Singvögel wie das Rotkehlchen oder der Spatz, die im direkten Umfeld des Menschen leben, spielten bei der Ausbreitung des Virus dagegen keine Rolle. Selbst wenn sich die Vogelgrippe weiter verbreiten sollte, bestehe also kaum eine Gefahr für Menschen, mit dem Virus in Kontakt zu kommen, sagt der Biologe.

Aus Sicht des LBV muss man auch auf keinen Fall wegen der Vogelgrippe die winterliche Vogelfütterung im heimischen Garten oder auf dem Balkon einschränken. Gleichwohl rät der Biologe dazu, an den Futterstellen auf Hygiene zu achten. "Futterhäuschen sollten regelmäßig gereinigt werden", sagt Langer. Eine saubere Alternative zu ihnen seien auch sogenannte Futtersäulen, bei denen die Vögel direkt an das Futter gelangen können. Hundehalter ruft der Biologe dazu auf, ihre Vierbeiner in der Nähe von Gewässern an der Leine zu führen, damit sie keine toten Wildvögel aufstöbern und verschleppen oder noch lebende, möglicherweise infizierte Exemplare aufscheuchen können. Zwar sei das Ansteckungsrisiko für Hunde gering, sagt Langer. "Aber in sehr seltenen Fällen sind Infektionen von Hunden schon nachgewiesen worden."

Mitteleuropa und damit Bayern waren im Winter 2020/2021 von einer der bisher schwersten Vogelgrippe-Welle getroffen worden. Im Sommer hatte sich wie üblich die Lage aber laut LGL wieder beruhigt. Im Gegensatz zu früheren Vogelgrippe-Wellen gab es allerdings auch in der warmen Jahreszeit Infektionen. Zudem begünstigten kühlere Temperaturen und eine schwächere UV-Strahlung das Überdauern von Vogelgrippe-Viren in der Umwelt. Deutschlandweit sind laut LGL in dieser Saison bereits mehr als 280 Vogelgrippe-Fälle dokumentiert worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut stuft das Ausbreitungsrisiko in diesem Winter denn auch als hoch ein.

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