Rudolf Voderholzer:Ein Bischof läuft mit

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Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, sammelt Miniaturkrippen (Foto: Armin Weigel/picture alliance/dpa)

Bei einer Demonstration geht es um das Zeigen - sich und die Sache, um die es geht. Auf einer Anti-Abtreibungs-Demo lief neben Bischof Voderholzer ein Mann, der den rassistischen White-Power-Gruß zeigte. Also: mitgehangen, mitgefangen?

Kolumne von Deniz Aykanat, Regensburg

Zum Einstieg ein bisschen Latein, das schadet nie. Für irgendetwas muss dieses Latinum ja gut gewesen sein. Also: Das Wort "Demonstration" kommt aus dem Lateinischen. "Demonstrare" bedeutet "zeigen". Für Teilnehmende einer Demo gilt das im doppelten Sinne. Sie wollen sich zeigen, deshalb diskutieren sie nicht mit sich selbst vor dem Badezimmerspiegel, sondern treffen sich in der Öffentlichkeit. Außerdem wollen sie ihre Meinung kundtun, einen Missstand benennen etwa, also mit dem Finger darauf zeigen. Beides führte jüngst zu Problemen für den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer - also das sich zeigen und die Fingerhaltung eines Mit-Demonstranten.

Rudolf Voderholzer, seines Zeichens katholischer Bischof des Bistums Regensburg, zeigte sich beim sogenannten Marsch für das Leben in Berlin, bei dem jedes Jahr Abtreibungsgegner zusammenkommen. Voderholzer nimmt dem Bistum zufolge seit 2015 jedes Jahr daran teil. Es dürfte ihm daher eigentlich nicht entgangen sein, wer da inzwischen so alles mitläuft. Falls doch, dann könnte ein aktuelles Foto von der Demo dem Bischof auf die Sprünge helfen.

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Zu sehen ist darauf Voderholzer, gut zu erkennen am für Bischöfe typischen Panama-Hut, und daneben ein junger Mann, der den rassistischen White-Power-Gruß in Richtung einer Kamera zeigt, ein Zeichen für vermeintliche "weiße Vorherrschaft" unter Rechtsextremisten. Dabei werden Daumen und Zeigefinger zum Kreis geformt und die restlichen Finger abgespreizt. Früher war das in der Tauchersprache mal das Zeichen dafür, dass alles okay ist. Früher.

Wie ein Taucher sieht der junge Mann nicht aus und nicht alle Teilnehmer dieser Märsche sind okaye Katholiken. Auch Katholiken haben das inzwischen bemerkt. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiözese Köln jedenfalls, wo dieses Jahr erstmals ebenfalls ein "Marsch für das Leben" stattfand, hat sehr wohl mitbekommen, dass das extrem rechte Milieu bei solchen Veranstaltungen gut vertreten ist und rief zum Boykott auf. Es sei nicht hinnehmbar, dass Christen Seite an Seite mit Rechtsextremisten auf die Straße gingen oder zusammenarbeiteten.

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Das Bistum Regensburg gab eiligst zu Protokoll: "Leider mischen sich unter die friedlichen Teilnehmer auch Menschen mit unredlichem Gedankengut, das wir in keinster Weise tolerieren!" Und weiter: "Wir werden gegen dieses Foto auch vorgehen. Das Foto entstand ohne unser Wissen." Gegen was genau Voderholzer oder das Bistum vorgehen wollen, bleibt unklar. Der Bischof steht in der Öffentlichkeit, ist eine Person der Zeitgeschichte, zumal wenn er sich öffentlichkeitswirksam auf eine Demo begibt.

Das Bistum teilte auch mit: "Unser Bischof Dr. Voderholzer würde niemals an der Seite von Rechtsradikalen laufen." Was aber, wenn die Rechtsradikalen sich von der Seite anpirschen? Da bleibt nur eins: besser genau prüfen, mit wem man sich da zeigt - oder gar nicht erst hingehen.

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