Verkehr in Bayern:Wir können auch Wendeschleife

Lkw-Blockabfertigung auf der Inntalautobahn bei Kufstein

Einer der Streitpunkte: Lkw-Blockabfertigung bei Kufstein.

(Foto: Roland Mühlanger/imago)
  • Bei Salzburg drohen die Bayern den Österreichern mit gesperrten Straßen.
  • Das Landratsamt in Bad Reichenhall hat eine Wendeschleife geschaffen, um die Autos an der Grenze bei Marktschellenberg zurückschicken zu können, sollten die Salzburger den Verkehr hierher umleiten.
  • Die Drohung, den ganzen Reiseverkehr südlich von Salzburg auszuleiten und via Bundesstraße Richtung Berchtesgaden zu schicken, wurde bisher aber nicht wahr gemacht.

Von Matthias Köpf

Der Asphalt ist noch frisch, viel dunkler als die Bundesstraße daneben. Vor zwei Wochen erst hat der Landkreis Berchtesgadener Land die Fläche in aller Eile befestigen lassen, unmittelbar an der Grenze von Salzburg her und gleich hinter dem Schild, das auf die deutsche Lastwagenmaut hinweist. Man habe dort vorsorglich den nötigen Radius zum Wenden geschaffen, heißt es aus dem Landratsamt in Bad Reichenhall. Denn wenn die Salzburger wirklich Ernst machen mit ihrem Plan, den Verkehr von der Autobahn hierher umzuleiten, dann werde man ihnen die ganzen Autos an der Grenze bei Marktschellenberg einfach wieder zurückschicken, bevor sie sich im Berchtesgadener Talkessel stauen, heißt es im Amt. Es ist ein weiterer Schauplatz des Streits zwischen Deutschland und Österreich um die notorischen Staus und Fahrverbote im Grenzgebiet.

Bisher wurde die recht improvisiert anmutende Wendeschleife aber nicht gebraucht - "nicht scharf gestellt", wie man es im Landratsamt formuliert. Denn die Salzburger sperren inzwischen zwar eine ganze Reihe von Ortsdurchfahrten und Landstraßen entlang der Tauernautobahn zeitweise für den Durchgangsverkehr, so wie es die Tiroler Landesregierung im Inntal und am Brenner vorgemacht hat.

Ihre Drohung, den ganzen Reiseverkehr südlich von Salzburg auszuleiten und via Bundesstraße Richtung Berchtesgaden zu schicken, haben die Nachbarn bisher aber nicht wahr gemacht. Das könnte allerdings noch kommen, wenn im August in den ersten deutschen Bundesländern die Schulferien zu Ende gehen und sich der Rückreiseverkehr vor den deutschen Grenzkontrollen staut. So befürchtet man es im Berchtesgadener Land. Andererseits soll dieser Tage die dritte Spur für die Kontrollen an der A 8 fertig werden.

Die Spur hatte Innenminister Horst Seehofer (CSU) den Salzburgern Anfang des Jahres versprochen, damit an der Grenze alles schneller geht und der Stau im Nachbarland nicht mehr so lang wird. Doch als im Juni immer noch keine Baufahrzeuge zu sehen waren, haben die Salzburger ihre Folterinstrumente gezeigt und mit der Umleitung über Berchtesgaden gedroht.

Bayerns Bauminister Hans Reichhart (CSU) hatte es dann eilig mit der dritten Spur. Die Kontrollen könnten so besser an die Verkehrslage angepasst werden, ließ er verlauten, worauf die Bundespolizei anmerkte, man orientiere sich eher an der polizeilichen Lage als am Stau. Sie setzt ihre Kontrollen an den Autobahnen aber inzwischen sogar zeitweise aus und verlegt sich ganz aufs Schleierfahnden im Hinterland. Man sei jedenfalls weiterhin stets präsent.

Kiefersfelden ächzt unter dem Verkehr

Während die einen den Rückstau im Nachbarland per Grenzkontrolle verursachen, tun dies die anderen per Lkw-Blockabfertigung auf der Inntalautobahn. Diese hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter seit 2017 immer wieder verfügt, mit zunehmender Frequenz. Inzwischen haben die Tiroler rund um Kufstein sogenannte Dosierampeln aufgestellt, die den Verkehr erst einmal aus den Orten halten sollen und ihn während der selteneren Grünphasen nur nach und nach weiterrollen lassen. Das Prinzip entspricht dem der Blockabfertigung, treffen soll es Stau- und Mautvermeider, die von der Autobahn abfahren.

In Kiefersfelden, dem bayerischen Nachbarort von Kufstein, sind gar nicht so wenige Bürger der Ansicht, dass der Tiroler Landeshauptmann auch in ihrem Interesse handelt. Kiefersfelden ächzt ebenfalls unter dem Verkehr durch das Inntal und dem Ausweichverkehr von der Autobahn. Dies allerdings jetzt im Sommer weit weniger als in den vergangenen Wintern, als sich die Autofahrer auf dem Weg in die nahen Tiroler Skigebiete die österreichische Mautvignette für ein paar Kilometer Autobahn sparen wollten.

Die Dosierampeln in Kufstein halten so manches Auto auch von den Menschen in Kiefersfelden fern. Die Lkw-Blockabfertigungen dagegen waren stets noch 50 Kilometer weiter östlich im Berchtesgadener Land zu spüren. An den entsprechenden Tagen haben die Behörden im ebenfalls staugeplagten Bad Reichenhall ein Fünftel mehr Verkehr über das sogenannte Kleine Deutsche Eck registriert - den kürzesten Weg für die Salzburger Richtung Tirol.

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