113 765 Menschen – und damit deutlich mehr als im Jahr zuvor – sind 2023 in Bayern für Straftaten verurteilt worden. Das entspricht rechnerisch mehr als 311 Verurteilungen pro Tag. Konkret verzeichnete das Justizministerium ein Plus von 4,2 Prozent (4634 Menschen). 2022 waren es 109 131 verurteilte Straftäter.
Die große Mehrzahl der Verurteilten war männlich, Frauen hatten nur einen Anteil von 17,3 Prozent. Hinsichtlich der Herkunft sind zudem deutsche Täter klar in der Mehrheit (60 224). Gleichwohl betonte das Ministerium, dass es mit 10,9 Prozent einen deutlichen Anstieg der absoluten Zahlen von Straftaten von Ausländern gegenüber 2022 und eine Steigerung von mehr als einem Drittel (37,7 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2015 gegeben habe.

SZ Bayern auf Whatsapp:Nachrichten aus der Bayern-Redaktion – jetzt auf Whatsapp abonnieren
Von Aschaffenburg bis Berchtesgaden: Das Bayern-Team der SZ ist im gesamten Freistaat für Sie unterwegs. Hier entlang, wenn Sie Geschichten, News und Hintergründen direkt aufs Handy bekommen möchten.
Insgesamt liegt der prozentuale Anteil der Straftaten von nicht deutschen Tätern demnach bei 45,1 Prozent. Das sind knapp drei Prozent mehr als im Jahr davor. Verstöße gegen Asyl-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsgesetz seien bei diesen Zahlen nicht eingerechnet – schließlich könnten diese überwiegend nur von ausländischen Staatsbürgern begangen werden.
Straftaten im Straßenverkehr machen etwa ein Viertel der Statistik aus und führen sie damit wie auch in den vorigen Jahren an. Auffällig ist, dass die Zahl der Trunkenheitsfahrten im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent gestiegen ist. Das bedeutet einen Anstieg um sechs Prozent verglichen mit den Zahlen vor Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2019.
784 Menschen wurden zudem wegen Verbreitung, Erwerbs und Besitzes von Kinderpornografie verurteilt – 16 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Einen Rückgang gab es hingegen bei den Verurteilungen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Hier wurden 241 Täter verurteilt – sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Tödlicher Messerangriff:Das Aschaffenburg-Protokoll
Am 22. Januar tötet ein Geflüchteter mutmaßlich zwei Menschen. Zuvor fiel er der Polizei durch zahlreiche Vergehen auf, saß mehrmals in der Psychiatrie. 2023 sollte er abgeschoben werden. Was lief schief? Eine Rekonstruktion.
Auffällig ist in der Statistik zudem die wachsende Zahl verurteilter junger Straftäter. 7389 Verurteilte seien zur Tatzeit zwischen 18 und 21 Jahre alt gewesen, dies entspreche einer Steigerung von 4,6 Prozent zu 2022. 4448 Verurteilte waren Jugendliche, ein Plus von 8,3 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Zudem wurden deutlich mehr Jugendliche wegen Gewalttaten verurteilt als noch 2022. 765 Jugendliche seien es bayernweit gewesen – ein deutliches Plus von 19,3 Prozent gegenüber 2022 und sogar 25 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (612 Verurteilungen). Wegen gefährlicher Körperverletzung wurden 2023 auch 505 Jugendliche verurteilt, 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr (477). Dazu gehören beispielsweise Angriffe mit Messern, Baseballschlägern oder aus Gruppen heraus.
Die Strafverfolgungsstatistik wird jedes Jahr vom Landesamt für Statistik erstellt und bildet die rechtskräftig abgeschlossenen Verfahren vor bayerischen Strafgerichten ab. Zahlen zu 2024 liegen bislang nicht vor. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) betonte zwar, dass es sich im Freistaat sicher lebe. „Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die Sorgen machen.“
Das Justizministerium sieht Reformbedarf an mehreren Stellen. Unter anderem müsse das Strafrecht mit der zunehmenden Digitalisierung Schritt halten. Wegen Cyberstraftaten wie zum Beispiel Computersabotage und Abfangen von Daten seien nur neun Menschen verurteilt worden.
Zudem müssten Frauen besser geschützt werden. Die Verurteilungen wegen Vergewaltigung seien um 17,1 Prozent gestiegen verglichen mit dem Vorjahr. Auffällig seien zudem die Zahlen beim Stalking – hier wurden mit 152 Menschen (136 Männer und 16 Frauen) schuldig gesprochen, das sind 42,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit 2021 gelten in Bayern verschärfte Regeln für Stalking.