SZ-Serie: Urlaub daheim:O du schöne Oberpfalz

In die Gegend zwischen Nürnberg und Regensburg verirren sich nur wenige Wanderer. Dabei bietet der Burgensteig im Tal der Schwarzen Laber alles, was es für einen erholsamen Ausflug braucht.

Von Felix Schwarz

Während auf der Hinreise nach Parsberg die Landschaft noch in einen Schleier aus Nebel gehüllt ist, findet die Sonne bei der Einfahrt in den Bahnhof ihren Weg durch die Wolken und strahlt auf das Wahrzeichen der oberpfälzischen Kleinstadt: die mittelalterliche Burg Parsberg mit ihren markanten Zwiebeltürmen. Nähert man sich der Anlage, so fällt das Fundament auf: Die 550 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Burg thront auf einem Sockel aus moosbewachsenem Schwammstein, der vor etwa 150 Millionen Jahren auf dem Grund des Jura-Meers - auch Thethys-Becken genannt - entstanden ist. Fossilien wie diesen begegnet man immer wieder auf der Wanderung.

Oben wartet bereits Ernst Olav, Vorsitzender der Agricola, der Arbeitsgemeinschaft für Kultur und Naturgeschichte in der Region zwischen Neumarkt und Regensburg. Er führt durchs Burgmuseum, das derzeit zwar geschlossen ist, sonst aber auf immerhin 1200 Quadratmetern einen Überblick über die Geschichte der Region zwischen Nürnberg und Regensburg gibt, wo die Oberpfalz und Mittelfranken aneinandergrenzen.

Der 75-jährige Olav ist Experte für die Steinzeit und erzählt leidenschaftlich von der Geschichte Parsbergs sowie einigen außergewöhnlichen archäologischen Funden. Dazu zählt eine echte Seltenheit in Bayern: die weißtonige Keramik. Sie wurde als Beigabe in einigen Grabanlagen der älteren Eisenzeit gefunden. Ferner zeugen zahlreiche Beile oder Töpfe vom Leben und der Handwerkskunst in der Vorzeit.

Eine gewisse Bekanntheit erreichte die heute so beschauliche Region im Mittelalter: Im 13. und 14. Jahrhundert hinterfragten die Fürstbischöfe Friedrich II. und sein späterer Nachfolger Friedrich IV. von Parsberg die Stellung des Papstes und setzten sich für eine Stärkung der weltlichen Macht ein. Die hiesigen Äbtissinnen durften bereits studieren und galten als hoch gebildet.

Etliche Ausstellungsstücke beschäftigen sich mit dem religiösen Traditionen in der Gegend: Auch die Parsberger zündeten Gewitterkerzen an, um bei nahenden Unwettern Schäden und Blitzeinschläge abzuwenden - ein Brauch, der auf dem Land in Bayern auch heute noch verbreitet ist. Der Nutzen der Wetterkerzen ist freilich ähnlich ungewiss wie der des Wegbetens von Warzen. "Glauben und Aberglauben sind in der Region eng miteinander verbunden", sagt Olav. Der Rundblick von der Aussichtsplattform übertrifft alle Erwartungen - bei schönem Wetter bietet sich ein Panorama, das sich von Regensburg im Südosten bis nach Neumarkt im Nordwesten erstreckt. Das Burgareal dient das ganze Jahr über als Kulisse für viele Veranstaltungen wie beispielsweise die Burgspiele und den Weihnachtsmarkt. Wenn es um seine Burganlage geht, gerät Olav ins Schwärmen: "Ein Gefühl von Unendlichkeit in der Endlichkeit", überkommt ihn, wenn er das Wechselspiel aus Entstehen und Vergehen betrachtet.

Burgensteig-Weg

Die Burgensteig-Runde von Parsberg über Lupburg beginnt am Parsberger Bahnhof. Dort sind genügend Parkmöglichkeiten vorhanden. Von hier aus gelangen Wanderer direkt zur Burganlage Parsberg. Mit etwa 550 Metern ist dies bereits der höchste Punkt. Der Ritter auf den Wegweisern bietet eine gute Orientierung. Weiter führt die Wanderung den Stadtpark hinunter auf einen Weg an den Bahngleisen entlang. In Lupburg gelangt man über die Marktstraße auf die Burgstraße und sodann zur eigentlichen Burg. Zurück führt der Rundweg dann über Eggenthal entlang der Schwarzen Laber bis Hammermühle bei Parsberg. Einen Kilometer nach Degerndorf gilt es, rechts abzubiegen, um wieder den Bahnhof zu erreichen. Die knapp 12 Kilometer lange Wanderung hat keine nennenswerten Schwierigkeiten. sz

Die Wanderroute führt von der Burg weiter durch die Frühlingslandschaft in Richtung der Nachbargemeinde Lupburg. Osterglocken duften, Bienen summen, Vögel zwitschern. Auch über Lupburg erhebt sich auf einem Jurakegel über dem Tal der Schwarzen Laber eine Burganlage. "Ist das nicht schön?", ruft eine Frau, die gerade die Treppen hinaufgeklettert ist. Ja, es ist schön: Auch hier bietet sich ein Panoramablick über die Gegend. Die erstmalige urkundliche Erwähnung der Burg geht auf das Jahr 1129 zurück. Die Ringmauer der Anlage ist fast vollständig erhalten.

Wer die Burg in Richtung Eggenthal verlässt, sollte beim Hinunterlaufen kurz innehalten, um die emporragenden Felsen zu bestaunen. Ab Eggenthal übernimmt dann die Schwarze Laber die Wegführung. Sie entspringt nordöstlich von Neumarkt in der Oberpfalz an der Rhein-Donau-Wasserscheide. Das idyllische Tal schlängelt sich von dort aus rund 80 Kilometer durch den Bayerischen Jura zwischen Nürnberg und Regensburg hin zur Donau. Der Name Laber stammt wahrscheinlich vom keltischen Wort "labara" ab, was so viel wie "die Schwatzende, Rauschende" bedeutet.

Die Schwarze Laber ist freilich ein ziemlich zahmer Fluss: Das geringe Gefälle ist der Grund dafür, warum sie sehr langsam fließt und ihr Wasser so dunkel erscheint. Entlang des Flusslaufs verläuft die Tour durch den Ort Hammermühle, der rund 1,3 Kilometer von Parsberg entfernt liegt. Der Weiler mit seinen 25 Einwohnern wirkt wie aus einer anderen Zeit. Der zweigiebelige Mühlstadl stammt aus dem 15. Jahrhundert und zählt damit zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden an der Schwarzen Laber. Früher zerkleinerten hier von Wasserkraft angetriebene Mühlenwerke mit rotierenden Metallschlegeln Rohstoffe. Lange Zeit wurde in der Region Eisenerz abgebaut und verarbeitet. "Das ist das Ruhrgebiet Süddeutschlands", sagt Ernst Olav. Hier und da zeugen davon noch Spuren in der traumhaften Landschaft.

In Degerndorf führt eine Brücke über die Schwarze Laber. Wer hier innehält und einen Blick auf das grüne Flusstal wirft, der darf für einen Moment in der Naturpracht schwelgen. Zwischen Degerndorf und Parsberg lohnt es sich auch, die offizielle Strecke kurz zu verlassen, um etwa 100 Meter links in einen kleinen Feldweg einzubiegen. Ein kleiner, pittoresker Rastplatz eignet sich mit seinen Sitzgelegenheiten für eine Pause.

Vor Lupburg gilt es, einen Feldweg nach rechts Richtung Parsberg einzuschlagen. Mit der historischen Lupburg im Rücken nimmt die Wandertour langsam ihr Ende. Durch die Bahnunterführung hindurch sind es noch etwa 15 Minuten entlang der Zugstrecke bis zum Ziel. Knapp zwölf Kilometer in etwa vier Stunden - das ist mehr ein Schlendern als Wandern.

Die Nachahmung wird ausdrücklich empfohlen.

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