SZ-Serie: Urlaub daheim:Schön gemächlich auf dem Donauwald-Wanderweg

Lesezeit: 4 Min.

Der Weg läuft abseits von großen Straßen immer entlang des Flusses auf naturnahen Pfaden. Und er ist der flachste seiner Art bundesweit.

Von Florian Fuchs

Es geht zunächst nur ein kleines Stück durch den Wald. Eine Kurve, noch eine, hinüber über einen kleinen Bachlauf. Dann ein kurzer Anstieg, und plötzlich weitet sich der Blick: Die Donau fließt vorbei, links vom Wanderer öffnen sich der Strom und der Faiminger Stausee: einer der größten Vogelzugrastplätze Süddeutschlands. 40 bis 50 Vogelarten sind dort täglich aktiv, heißt es vonseiten des Landkreises. Wer Glück hat, beobachtet einen Seeadler bei der Jagd oder lauscht einem der Singschwäne. Nicht der schlechteste Beginn für eine Wanderung am Fluss entlang, von Gundelfingen über Lauingen nach Dillingen - eine Etappe eines der neuesten deutschen Wanderwege, dem Donauwald-Wanderweg.

59 Kilometer Wanderweg hat der Verein Donautal-Aktiv im Laufe des Jahres 2019 ausgezeichnet. Doch niemand muss einen Gewaltmarsch fürchten, einzelne Etappen von zehn bis 14 Kilometern zwischen Günzburg und Schwenningen sind beliebig kombinierbar, immer an der Donau entlang als Leitlinie. Das Deutsche Wanderinstitut hat den Weg bereits zum sogenannten Premiumwanderweg erkoren, den einzigen in Bayerisch-Schwaben, wegen der naturnahen Wege abseits von großen Straßen. Überhaupt verstehen sie sich beim Verein Donautal-Aktiv ganz gut darauf, die Werbetrommel zu rühren: Schwabens einziger Premiumwanderweg ist demnach gleichzeitig Deutschlands flachster Premiumwanderweg und einer der wenigen entlang einer Flussaue. Dabei ist so viel Werbung gar nicht nötig, wer einmal dort war, kommt gerne wieder, um Auwald, Tümpel, Quellrinnsale und Bachläufe sowie die Donau zu besuchen - abseits des Ansturms, der weiter südlich in den Allgäuer Alpen zu erleben ist.

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Die Etappe von Gundelfingen nach Dillingen ist 14 Kilometer lang. Tatsächlich sind nur 18 Meter Höhenunterschied zu überwinden, was den Weg recht gemütlich macht. So ist genug Zeit, um Vögeln und anderen Tieren zuzusehen. Gerade die acht Kilometer zwischen Lauingen und Dillingen sind für Kinder gut geeignet, mit großem Spielplatz und spannender Natur für die Kleinen und einer Naturkneippanlage am Ende der Etappe für die Großen: Dort, nahe dem Ufer der Donau in Dillingen, hat im November 1849 der Theologiestudent Sebastian Kneipp die heilende Kraft eiskalten Wassers entdeckt und sein erstes Fußbad genommen, um seine Leiden zu heilen.

Doch vor dem Fußbad kommt die Arbeit, der Weg führt zunächst am Faiminger Stausee entlang gen Lauingen. Der Blick zurück ist dabei nicht anzuraten, sonst fallen die nahen Schlote des Atommeilers Gundremmingen ins Auge. Geplantes Abschaltdatum: Ende 2021. Aber ein Blick zurück muss ohnehin nicht sein, wenn vorne zur richtigen Jahreszeit die Vögel flattern. Kurz nach dem großen Schild, das am Einlauf des Wasserkraftwerks vor "Lebensgefahr" warnt, biegt der Weg vorsichtshalber links die Treppen hinab in Richtung des kleinen Ortes Faimingen, dort grasen hinter Zäunen gerne ein paar Schafe.

Über eine Brücke geht es hinüber über die Brenz, einen Nebenlauf der Donau und durch den Ort hindurch in Richtung der alten Römerstadt Phoebiana. Reste eines römischen Kellers stehen dort noch, nicht mehr als ein paar aufeinander geschichtete Steine. Es gibt eindrucksvollere Zeugnisse früheren römischen Lebens in Schwaben. Das historische Gemäuer ist auch schnell wieder vergessen, weil sich nun neben dem Weg ein Minikanal auftut, der die Wegbereiter vom Verein Donautal-Aktiv "an die madeirischen Levadas" erinnert und viele kleine Quellrinnsale bündelt, die von den Karstquellen der Schwäbischen Alb gespeist werden. Der Weg führt direkt in den Lauinger Stadtpark mit weitläufigem Spielplatz. Eine Rast bei einer der Fischzuchten lohnt sich, Forelle, Saibling, Lachsforelle, heiß und kalt geräuchert - auch zum Mitnehmen, etwa beim Forellenhof Rosenmühle ein Stück flussaufwärts.

Für einen Blick über Lauingen und den Auwald lohnt sich ein Abstecher zum Schimmelturm, im 15. Jahrhundert erbaut. Den Schlüssel erhalten Besucher bis Einbruch der Dunkelheit im Hotel Drei Mohren. Überhaupt besticht der Donauwaldweg auf seinen gesamten 59 Kilometern Länge mit seiner Abwechslung: Immer wieder gibt es ausgedehnte Strecken ruhig durch den Wald, vorbei an Fließgewässern, Seen und Tümpeln.

Genauso führt der Weg aber immer wieder durch kleine verwinkelte Orte wie Blindheim, Höchstädt oder eben Lauingen, die sonst nicht unbedingt auf der touristischen Prioritätenliste ganz oben angesiedelt, aber durchaus einen Besuch wert sind. Der Wanderweg ermöglicht es - übrigens ausgezeichnet ausgeschildert - den Auwald entlang der Donau als eines der größten zusammenhängenden Auwaldgebiete an deutschen Flüssen zu erwandern, sich dabei aber dennoch nie ganz abseits der Zivilisation zu bewegen. Und zudem in das Lebensgefühl im nördlichen Schwaben einzutauchen, das im Vergleich zum Allgäu ja lange nicht so vielen Besuchern bekannt ist. "Stellenweise ein urwaldartiges Gefühl" beschreiben die Naturschützer, die den Weg pflegen, nicht zu Unrecht. Und trotzdem ist die Eisdiele nie unerreichbar.

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Zum Schluss der Etappe geht es vorbei an der Herrgottsruhkapelle auf breitem Weg und schmalen Pfaden durch den Auwald. Im Winter soll der Wanderweg nicht begangen werden, damit Fauna und Flora sich erholen können. Im März aber, wenn der Frühling vor der Tür steht, blühen dort unzählige Märzenbecher mit ihren milchweißen Blütenbechern. Wer sich für die Natur interessiert, findet auf der eigens angelegten Homepage zum Wanderweg umfangreiche Informationen zur Fauna entlang des Wegs. Der Unterschied zwischen Hartholzaue und Weichholzaue wird genauso klar wie der Begriff Auwald selbst: ein Wald, dessen Pflanzen in einem Überschwemmungsgebiet leben und mehrfach im Jahr unterschiedlich starke und verschieden lange Überflutungen ertragen müssen.

Wer nach dem Weg durch den Auwald noch nicht ganz erschöpft ist, darf sich auf der Höhe Dillingens am Trimm-dich-Pfad versuchen. Einladender ist gewiss die Natur-Kneipp-Anlage am Mühlrad, wo Sebastian Kneipp erstmals ins novemberkalte Wasser stieg. Vor allem im Sommer ist es erfrischend, dort seine Füße abzukühlen, bevor es weitergeht auf die Etappe nach Steinheim - oder hinauf zum Bahnhof, um den Wanderausflug zu beenden.

© SZ vom 30.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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