Zahlreiche Menschen im Süden und Südosten von Bayern füllen nach stundenlangen Regenfällen Sandsäcke, weil Überschwemmungen durch Flüsse drohen oder das Grundwasser nach oben drückt. Mancherorts fallen Bahnverbindungen aus, Unterführungen werden gesperrt, Felder sind überflutet.
In Passau, wo sich die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz treffen, gab es am Nachmittag erste Sperrungen in der Altstadt, wie die Stadt mitteilte. Zudem sollten Fahrzeuge aus dem Überschwemmungsgebiet gefahren werden. Die Einsatzkräfte trafen tagsüber dafür die entsprechenden Vorkehrungen und begannen mit dem Sandsackverbau. Zudem sollte Hochwasserschutz errichtet werden. „Es wird dringend davor gewarnt, überflutete Bereiche zu betreten!“, hieß es.
Der Stand des Donau-Pegels Passau betrug am Nachmittag um 15.30 Uhr laut HND 7,01 Meter. Am Donnerstagabend waren es noch knapp unter 5 Meter. Der Pegel Marienbrücke des Flusses Inn zeigte am Nachmittag 4,91 Meter an, Donnerstagabend waren es noch um die 2,50 Meter. Der Scheitel für die Pegel wird am Sonntag gegen 7 Uhr erwartet - mit den Mittelwerten 7,89 Meter für den Pegel Passau an der Donau und 5,48 Meter für den Pegel Marienbrücke am Inn.
Wintereinbruch in den bayerischen Alpen
Der Wintereinbruch in den bayerischen Alpen bringt eine erhöhte Lawinengefahr in höheren Lagen mit sich. Oberhalb von etwa 1200 Metern habe eine geschlossene Schneedecke gebildet. In den Hochlagen sei diese bis zu einem Meter dick, teilte der Lawinenwarndienst Bayern mit. Frischer, durch den teils starken Wind angesammelter Schnee sei problematisch und könnte sich im kammnahen Steilgelände als Schneebrett lösen. „In den Hochlagen der Berchtesgadener Alpen fällt am meisten Neuschnee.“ Lawinen mittlerer Größe, die für eine Verschüttung ausreichen, seien möglich. Der Lawinenwarndienst rechnet damit, dass die Lage in den kommenden Tagen angespannt bleiben wird. Zudem seien in höheren Gebieten viele Wanderwege schneebedeckt, vereist und rutschig. Schnee-Hotspots sind derzeit die Berchtesgadener und Chiemgauer Hochlagen mit teils mehr als einem Meter. Dies sei besonders für die Jahreszeit. An der Station Dürrnbachhorn oberhalb von Winklmoos in den Chiemgauer Alpen betrage die Schneehöhe etwa 1,20 Meter, auf dem Zugspitzplatt seien es knapp 90 Zentimeter.
Ab Sonntagnachmittag wieder Dauerregen
Der Hauptteil der fürs Wochenende angekündigten Niederschläge in Bayern ist nach Erkenntnis der Hochwassernachrichtendienst (HND) bereits gefallen. Trotzdem ist laut DWD ab Sonntagnachmittag wieder mit Dauerregen zu rechnen. Ab dem Nachmittag sei von den Alpen über das Vorland bis nach Niederbayern mit aufkommendem und unwetterartigem Dauerregen zu rechnen. Bis in den Dienstag hinein können dort gebietsweise 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter innerhalb von knapp 48 Stunden fallen.
Der Dauerregen habe im Südosten Bayerns die Wasserstände vom Isar-Einzugsgebiet bis zum Bayerischen Wald ansteigen lassen, an einigen Orten gebe es kleinere Ausuferungen. Eine Warnung vor Überschwemmungen für bebaute Gebiete gab es bis zum Samstagnachmittag zunächst nur für den Landkreis Cham im Osten des Freistaats und den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen im Süden.
Im Verlauf des Samstag ließ der Regen nach, im Oberlauf wurden die Scheitel laut HND weitgehend erreicht. Durch die Zuflüsse aus Österreich könne in Passau der Wasserstand der Donau im Laufe des Sonntag noch auf Meldestufe 3 steigen - Überschwemmungen für bebaute Grundstücke oder Wasser in Kellern sind dann möglich.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Freitag angekündigt, dass Dauerregen und Schnee am Wochenende vor allem im Südosten Bayerns niedergehen. Am stärksten sollten der Chiemgau, das Mangfallgebirge und das Berchtesgadener Land betroffen sein.
Sandsäcke gegen das Grundwasser
Im Chiemgau war die Lage nach dem Dauerregen teils angespannt. In der Gemeinde Aschau befüllten Einsatzkräfte Sandsäcke, weil das Grund- und Oberflächenwasser anstieg.
In Oberbayern traten einzelne Bäche über die Ufer, wie ein Polizeisprecher sagte. Im Landkreis Rosenheim kam vorsorglich ein Katastrophenschutzteam zusammen. Am Tagesverlauf entspannte sich die Lage an den Flüssen und Bächen allerdings.
Der Wasserstand im Königssee im Berchtesgadener Land wurde vorsorglich abgesenkt. „Wir haben die Schleusen geöffnet“, sagte der Technische Betriebsleiter Michael Brandner. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Bootsverkehr war am Samstag verboten.
Im Bayerischen Wald wurden laut Polizei die Uferbereiche kleiner Bäche geflutet, in manchen Dörfern gebe es deshalb ein paar überschwemmte Zufahrtswege. In der Oberpfalz verzeichnete die Polizei mehrere kleine Einsätze wegen umgestürzter Bäume durch die Unwetter.
Auch in Niederbayern gab es Hochwassermeldungen. Die Lage war laut einem Polizeisprecher jedoch nicht dramatisch: In der Nacht zu Sonntag gab es demnach nur wenige Einsätze wegen umgestürzten Bäumen und Überflutungen von Straßen.
In höheren Lagen im Süden mussten wegen Schnees einzelne Straßen gesperrt werden. Teilweise kam es dort laut Deutscher Bahn auch zu Beeinträchtigungen beim Zugverkehr. Die niedrigen Temperaturen und der Schnee helfen, den schnellen Anstieg der Flüsse zu bremsen. Dadurch wird laut DWD viel Wasser gebunden.
In Franken war die Wetterlage weitgehend ruhig. Nürnberg meldete sogar eine Verlängerung der Freibadsaison: „Auch wenn das Wetter aktuell nicht ganz so gut ist, kommt täglich noch eine stattliche Anzahl an Gästen in das Westbad, um das Schwimmen im Freien zu genießen.“ Weil es kommende Woche wärmer und trockener sein soll, bleibe das Westbad noch eine Woche länger als geplant geöffnet - und zwar bis zum 22. September.