Hochschulen und UniversitätenBayern plant keine Anwerbe-Offensive für US-Forscher

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Internationales Roboter-Fußballturnier in Nürnberg. Durch den Regierungskurs in den USA könnten Spitzenforscher auswanderungswillig sein – etwa an den Standort Bayern, so lautet eine Hoffnung.
Internationales Roboter-Fußballturnier in Nürnberg. Durch den Regierungskurs in den USA könnten Spitzenforscher auswanderungswillig sein – etwa an den Standort Bayern, so lautet eine Hoffnung. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Den Zuzug renommierter Wissenschaftler aus den USA wird die Staatsregierung vorerst nicht mit einem eigenen Fonds unterstützen, wie es andere Bundesländer planen. Viele Hochschulen sind aber in Eigenregie aktiv.

Von Philipp von Reinersdorff

Im bayerischen Wissenschaftsministerium gibt es derzeit keine Überlegungen, einen Fonds zur Anwerbung von Spitzenforschern aus den USA aufzusetzen, wie er beispielsweise in Berlin geplant sein soll. Daniel Krausnick, Leiter des Referats für Hochschulrecht im Ministerium, verwies am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Landtags auf die angespannte Haushaltslage und erklärte, viele Hochschulen in Bayern würden in eigener Initiative Professoren aus dem Ausland anwerben. Der Grundsatz der Hochschulautonomie werde somit gewahrt.

Hintergrund der Debatte ist die von Präsident Donald Trump angeordnete Streichung von Forschungszuschüssen in Milliardenhöhe für Universitäten in den USA. Etwa die Max-Planck-Gesellschaft verzeichnete zuletzt ein erhöhtes Aufkommen an Bewerbungen aus den USA. Der bayerische Landtag sieht mit dem Regierungswechsel in den USA „neue Perspektiven“, um gerade im technologischen Bereich Spitzenforscher zu gewinnen. Es gelte, die Möglichkeiten zu nutzen, hieß es in einem Beschluss Anfang April.

In einem Zwischenbericht des Ministeriums schilderte Krausnick nun die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Universitäten. Er verwies zum einen auf den Erfolg des Tenure-Track-Programms der TU München: „200 Tenuretrack-Professuren wurden seit 2012 besetzt. 45 Prozent aus dem Ausland, davon 40 Prozent aus den USA“. Dabei handelt es sich um befristete Professuren, mit der Option nach sechs Jahren eine unbefristete Anstellung zu erhalten. Die Universität Bayreuth hingegen unterhalte in Boston ein Büro. Als „Global Strategic Hub“ soll es die Präsenz im nordamerikanischen Raum stärken und Personalakquise betreiben. Auch die Technische Hochschule Regensburg hob Krausnick im Bericht hervor, diese habe eine Stelle geschaffen, die sich ausschließlich mit der Anwerbung und Vernetzung internationaler Wissenschaftler befasst.

Man will keine „Racheakte“ aus den USA provozieren

Krausnick betonte außerdem die Sensibilität der transatlantischen Beziehungen, weswegen eine gewisse Zurückhaltung geboten sei. Man wolle keine „Racheakte“ provozieren, also amerikanische Abwerbungen von renommierten deutschen Wissenschaftlern. Mehrmals betonte der Beamte auch den Grundsatz der Bestenauslese bei der Besetzung neuer Professuren. Ähnlich sieht das Verena Osgyan (Grüne). Bayern sei zwar ein attraktiver Standort, der sich in Position bringen sollte, sagte sie. Gleichzeitig sollte Bayern „nicht in die Gerechtigkeitsfalle tappen und seine eigenen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in eine erhöhte Konkurrenzsituation bringen“.

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Robert Brannekämper (CSU) warnte vor zu hohen Erwartungen bei der Anwerbung von Forschern aus den USA. Unis wie Harvard hätten genügend Rücklagen, um vier Jahre Trump aussitzen zu können; er rechne deshalb nicht mit einem hohen „Aderlass“ an US-Professoren. Wenn Wissenschaftler das Land verließen, gingen sie zudem in der Regel nach Kanada oder Großbritannien, also in den gleichen Sprachraum. „Der Hauptfokus sollte sein, deutsche Wissenschaftler, die in die USA gegangen sind, zurückzuholen.“ Zudem sei sinnvoll, den Wissenschaftlern „klarzumachen, was der deutsche Staat an Leistungen bietet“, wie die kostenlose Ausbildung der Kinder. Mit den Bruttogehältern in den USA könne man an deutschen Universitäten dagegen nicht mithalten. Ausschusschef Michael Piazolo (Freie Wähler) fasste zusammen, Bayern sei ein „Gegenmodell“.

Eigene Einrichtungen im Ausland wie das Bayreuther Büro in Boston sieht Brannekämper eher skeptisch: „Wenn eine einzelne Uni eine eigene Stelle vor Ort hat, muss man sich fragen, ob das Steuergeld wirklich gut angelegt ist.“ Das Ministerium widersprach im Ausschuss mit dem Verweis auf die langjährigen Außenstellen der Universität Nürnberg-Erlangen in Südkorea oder der TU München in Singapur. Dies sei durchaus nützlich für die Unis.

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