Zahlen des Innenministeriums:Weniger Verkehrsunfälle und Tote auf Bayerns Straßen

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Radfahrer leben auf Bayerns Straßen gefährlich. Der Fahrradclub ADFC fordert deshalb unter anderem den Ausbau eines sicheren Radwegenetzes. (Foto: Zoonar/Imago)

In der aktuellen Unfallstatistik bereitet eine Gruppe aber besonders Sorge: die Radfahrer. Danach war rund jeder fünfte getötete Verkehrsteilnehmer mit dem Rad unterwegs.

Von Johann Osel

Die Zahl der Unfalltoten und Verletzten im Straßenverkehr in Bayern ist im vergangenen Jahr gesunken. Sorge bereitet den Behörden aber eine Zunahme bei getöteten Radfahrern. Das geht aus der neuen Verkehrsunfallstatistik hervor, die Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag vorstellte. Er sprach von einer erfreulichen Entwicklung bei den Todesfällen, trotzdem: „Jeder Verkehrstote ist einer zu viel“.

Im Jahr 2024 gab es demnach bayernweit 381 063 Verkehrsunfälle, das ist ein leichtes Minus von zwei Prozent. Und das, obwohl immer mehr Autos im Freistaat unterwegs sind: Die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge lag 2024 bei 10,8 Millionen, ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr; was auch auf die wachsende Einwohnerzahl zurückzuführen ist. 495 Menschen kamen im Straßenverkehr ums Leben; das sind vier Fälle weniger als im Jahr davor. Allerdings ist die Zahl der getöteten Radfahrer 2024 auf 95 gestiegen (im Vorjahr: 85). Rund jeder fünfte getötete Verkehrsteilnehmer war also Radfahrer.

„Das ist von den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 abgesehen der niedrigste Stand bei der Zahl der Verkehrstoten in Bayern seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor 70 Jahren“, erklärte Herrmann mit Blick auf alle Arten der Mobilität. Während der Pandemie sank die Zahl deutlicher unter die 500er-Marke, wie aus Zeitreihen des Ministeriums hervorgeht: 2021 waren es 443. Noch vor anderthalb Jahrzehnten zählte man dagegen weitaus mehr, 780 Todesfälle im Jahr 2011.

Leicht gesunken (minus knapp 200 Fälle) ist auch die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen: 62 191. Die Gruppe der Schwerverletzten liegt mit 9024 Fällen auf einem Allzeit-Tief. Indes registrierten die Behörden etwa 30 Unfälle mehr unter nachgewiesenem Drogeneinfluss, 717 an der Zahl. Deutlich höher ist der Zuwachs bei jenen Verkehrsteilnehmern, die unter Drogeneinfluss „erwischt“ worden seien, plus 27 Prozent; bei mehr als der Hälfte davon sei es um Cannabis gegangen. Der Innenminister erneuerte am Donnerstag seine Kritik an der Cannabis-Freigabe der Bundesregierung: Die Folgen „dieses absurden Gesetzes“ zeigten sich jetzt im Straßenverkehr und erhöhten die Gefahren für alle Verkehrsteilnehmer „erheblich“.

Den Trend der Verbesserungen insgesamt machte Herrmann auch an laufenden Programmen und Informationskampagnen der Staatsregierung fest. Der Minister kündigte zudem eine Reihe von Schwerpunktmaßnahmen für 2025 an, um Bayerns Straßen sicherer zu machen. Vor allem appellierte er an die Bürgerinnen und Bürger: „Seien Sie Vorbild im Straßenverkehr, beachten Sie die Verkehrsregeln und nehmen Sie den Fuß vom Gas!“ Die Polizei in Bayern werde dieses Jahr „verstärkt“ Geschwindigkeitskontrollen abhalten; auch der Schwerlastverkehr sowie die verminderte Fahrtüchtigkeit durch Alkohol, Cannabis und anderen Drogen seien Schwerpunkte. Eine landesweite Aktion solle sich zudem explizit der Radsicherheit widmen, generell stehe die Sicherheit von radelnden Kindern und Senioren im Fokus.

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Denn die Unfallsituation beim Radverkehr ist problematisch. Mit 94 getöteten Radfahrern ist der bereits hohe Wert des Vorjahres (85) erneut gestiegen. Knapp die Hälfte davon (42) war mit einem Pedelec unterwegs. Gleichwohl ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern insgesamt 2024 leicht rückläufig gewesen, 19 300 Fälle. „Sicherheitserfolge“ verspricht sich der Minister etwa durch eine bessere Radinfrastruktur: Bis 2030 sollen gemeinsam mit den Kommunen 1500 Kilometer neue Radwege in Bayern entstehen.

Besorgt zeigte sich am Donnerstag der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Bayern. „Der Tag, an dem die Unfallzahlen veröffentlicht werden, ist für uns jedes Jahr ein schwarzer Tag“, teilte die Vorsitzende Bernadette Felsch mit. Auch wenn die Gesamtzahl der Unfälle leicht sinke, sei die Zahl der getöteten Radler so hoch wie noch nie. „Dass im Schnitt jede Woche ein bis zwei Menschen in Bayern das Radfahren mit dem Leben bezahlen, zeigt wie dringend der Ausbau eines sicheren Radwegenetzes und der Schutz vor den immer größeren und schwereren motorisierten Fahrzeugen ist.“ Der ADFC wünscht sich eine klarere Erfassung: Zum Beispiel sei bei Stürzen vom Rad ohne Unfallgegner oft unklar, ob nicht vielleicht der Zustand des Radweges mit ursächlich sei.

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