KlimawandelDie Trockenheit hat Bayern fest im Griff

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Der Norden Bayerns ist seit jeher mehr von Trockenheit betroffen, so gab es auch im vergangenen Jahr in Unterfranken immer wieder Waldbrände.
Der Norden Bayerns ist seit jeher mehr von Trockenheit betroffen, so gab es auch im vergangenen Jahr in Unterfranken immer wieder Waldbrände. (Foto: Ralf Hettler/dpa)

Über Monate hinweg hat es im Freistaat zu wenig geregnet, und auch das Schmelzwasser aus den Bergen fällt nicht üppig aus. Kleine Brände, niedrige Wasserstände und vertrocknete Gärten sind die Folgen. Doch es ist Besserung in Sicht.

Von Matthias Köpf und Christian Sebald

Jetzt im Frühjahr sollte eigentlich Schmelzwasser aus den Bergen den Chiemsee füllen und die Feuchtwiesen rundherum durchtränken. Doch der Wasserstand am Pegel Prien ist schon seit Wochen ungewöhnlich niedrig – nämlich mehr als 20 Zentimeter unter dem langjährigen mittleren Seespiegel. Rekordverdächtig sind solche Werte keineswegs, aber sie zeigen, dass es auch am Alpenrand im Süden Bayerns gerade ungewöhnlich trocken ist.

Entsprechend ist auch im sonst eher feuchten oberbayerischen Alpenvorland schon vergleichsweise früh im Jahr die Waldbrandgefahr gestiegen. An der Hirschauer Bucht am Chiemsee musste die Feuerwehr am Montag brennendes Schilf und Buschwerk löschen. Am gleichen Tag brannte nicht weit entfernt im Rottauer Moos ein Stück ausgetrockneter Waldboden – ähnlich wie am Tag zuvor nahe Frasdorf, am Samstag bei Babensham im Landkreis Rosenheim oder am Freitag an der Schopper Alm bei Kiefersfelden, wo ein kleines Stück Bergwald in Flammen stand. In Trostberg hatte offenbar ein Gartler beim Abflämmen von Unkraut seine ausgedorrte Thujenhecke in Brand gesetzt.

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Auch anderswo in Bayern ist es in diesen Tagen ungewöhnlich trocken. So musste die Feuerwehr in Mittelsinn im Unterfranken zuletzt in einem Großeinsatz verhindern, dass ein Feuer von brennendem Gras und Gebüsch auf den benachbarten Wald übersprang. Im niederbayerischem Kelheim wurde die Ausflugsschifffahrt zum nahen Kloster Weltenburg eingestellt, weil die Donau wegen des niedrigen Wasserstands dort nicht befahrbar ist. Am bayerischen Bodenseeufer in Lindau liegt der Pegel um etwa 60 Zentimeter unter dem mittleren Seespiegel.

Die Trockenheit hat Bayern also auch im April fest im Griff. „Die erste April-Hälfte ist vorbei, vielerorts ist nur wenig oder überhaupt kein Regen gefallen“, sagt Christian Ehmann, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in München. Im niederbayerischen Straubing etwa hat es überhaupt nicht geregnet, in Nürnberg wurden Ehmann zufolge gerade mal 0,2 Liter Regen pro Quadratmeter an den Messstationen gezählt, in Kempten waren es nur 0,9 Liter. Damit hat sich die massive Trockenheit des zurückliegenden Winters in den April hinein fortgesetzt. Laut dem aktuellen Niedrigwasser-Lagebericht des Landesamts für Umwelt (LfU) vom 7. April war schon der Winter 2024/2025 bayernweit um fast ein Drittel zu trocken ausgefallen.

Die Daten in dem Bericht hören sich nicht wirklich gut an. Schon Anfang April zeigten beinahe zwei Drittel der Messstellen an den Flüssen und Bächen Bayerns niedrige Abflüsse an, in jeweils sechs Prozent der Seen und Speicher wurden schon zu diesem Zeitpunkt niedrige beziehungsweise sehr niedrige Wasserstände registriert. Auch um das Grundwasser steht es nicht gut. 38 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen wiesen niedrige und sehr niedrige Stände aus. Die Werte der tieferen Grundwasserschichten waren nicht besser. Die Situation dürfte sich nicht gebessert haben.

Auf die Natur, aber auch die Landwirtschaft und den Gartenbau hat die Trockenheit – zumindest derzeit – noch keine wirklich schädlichen Einflüsse. „Natürlich merken wir in einzelnen Teilen Bayerns, dass das Wasser in den Böden fehlt“, sagt Anton Huber, Ackerbaureferent im Bayerischen Bauernverband. „In der Oberpfalz zum Beispiel.“ Aber die Aussaaten seien gut gelaufen, auch den Mais hätten die Bauern flächendeckend ausgebracht und die Kartoffeln seien ebenfalls gelegt. „Die Pflanzen stehen in den Startlöchern“, sagt Huber. „Jetzt wären Niederschläge gut.“ Laut DWD ist die aktuelle oberflächennahe Bodenfeuchtigkeit aber noch einigermaßen im Lot.

Die Trockenheit hatte für die Landwirte beim Aussäen auch Vorteile. Doch nun hoffen sie auf Regen. (Symbolfoto)
Die Trockenheit hatte für die Landwirte beim Aussäen auch Vorteile. Doch nun hoffen sie auf Regen. (Symbolfoto) (Foto: Armin Weigel/dpa)

In den Gärten dagegen geht es auf keinen Fall ohne Gießen oder Bewässern. „Egal, ob Sie jetzt ein Gemüse- oder ein Blumenbeet angepflanzt haben oder Rasen eingesät haben“, sagt Lutz Popp vom Landesverband der Gartenbauvereine in Bayern. „Gegen die aktuelle Trockenheit müssen sie jetzt Wasser zugeben.“ Und zwar regelmäßig und reichlich. „Am besten alle zwei oder drei Tage“, wie Popp erläutert. „Und dann immer so viel, dass das Wasser auch etwas in das Erdreich eindringen kann, die Wurzeln der Pflänzchen erreicht und von ihnen aufgenommen werden kann.“

Vogelfreunde sehen die Trockenheit mit gemischten Gefühlen. „Natürlich würde es die Amseln oder die Stare freuen, wenn sie jetzt den einen oder anderen Regenwurm mehr fänden“, sagt Norbert Schäffer vom Landesbund für Vogelschutz. „Aber ein wirkliches Problem ist die aktuelle Trockenheit für sie und andere Gartenvögel nicht.“ Anders dagegen für den Großen Brachvogel, die Uferschnepfen und andere Wiesenbrüter-Arten. „Ihr Lebensraum sind nasse und feuchte Wiesen mit weichen Böden, in die sie bei ihrer Jagd auf Beute mit ihren langen, schmalen Schnäbeln hineinstochern können.“ Sollte die Trockenheit anhalten und deshalb sogar Feuchtwiesen trockenfallen, wäre das eine Gefahr für die einst weitverbreiteten, inzwischen aber sehr seltenen Wiesenbrüterarten.

Die Waldbrandgefahr hingegen dürfte nicht mehr lange akut sein. Sie erreicht laut DWD an diesem Mittwoch ihren vorläufigen Höhepunkt. Dann herrscht vielerorts in Bayern der Gefahren-Index vier. Das entspricht einer hohen Waldbrandgefahr. Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) hat denn auch schon vor einigen Tagen im Bayerischen Rundfunk vor Waldbränden gewarnt. So wie das Landratsamt Rosenheim das auch dieser Tage für das Alpenvorland tut.

Aber in den Tagen danach geht der schnell wieder auf überwiegend geringe oder sehr geringe Gefahr zurück. Der Grund sind die Niederschläge, die der DWD in vielen Teilen Bayerns von Karfreitag  an erwartet. „Sie werden die Lage entspannen“, sagt der Meteorologe. Wie es dann in der zweiten Aprilhälfte weitergeht, will er freilich nicht prognostizieren. Dafür seien die Modelle noch zu ungenau. Ehmann selbst hält es aber für gut möglich, dass das Frühjahr dann  „deutlich wechselhafter“ wird als bisher.

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