Ausgesetzte Tiere:Sir Wuffalot muss es ausbaden

Lesezeit: 1 Min.

Während der Ferien wird es in den Tierheimen voll. Die Tiere können eher nichts dafür. (Foto: Swen Pförtner/dpa)

Hunde, Katzen, Schlangen: Jedes Jahr zur Urlaubszeit werden Tiere ausgesetzt. Unter den Folgen ächzen auch Bayerns Tierheime längst – dabei gäbe es doch so viel schönere Sommertrends.

Glosse von Maximilian Gerl

Es gibt einige Dinge, die einen bayerischen Sommer erst richtig schön machen können: Faulenzen in der Sonne, Planschen im Weiher, gutes Eis, Grillfeste, durchratschte laue Nächte. Wunderbar! Und dann gibt es ein paar Dinge, die weniger schön sein können und sich dennoch anhaltender Beliebtheit erfreuen. Zum Beispiel das Aussetzen von Haustieren.

Gerade spielten Rex, Fiffi, Hasso und Sir Wuffalot mit Herrchen und Frauchen – plötzlich sitzen sie allein im Wald und winseln. Klar, mag mancher verständnisvoll nicken, das ist traurig. Nur was soll man machen, man würde den lieben Köter ja gerne mit in den Urlaub nehmen, aber das geht leider nicht, weil es nicht geht, und außerdem ist Urlaub auch ganz was Besonderes, nämlich nur ein-, zwei-, drei-, vier-, fünfmal im Jahr. Also wirklich, da muss man Verständnis haben. Da sind einem ja quasi die Hände gebunden. Und das bei all den anderen Ungerechtigkeiten, mit denen man sich eh schon jeden Tag herumschlagen muss.

Tatsächlich baden es am Ende andere aus: die Tiere – sowie die Tierheime und Auffangstationen. Viele klagen seit Langem über fehlende Kapazitäten. Längst füllen nicht mehr nur Hunde die Einrichtungen; teils geht es zu wie im Zoo vor lauter Groß- und Kleintieren, Vögeln und Reptilien, Exoten inklusive. So fingen neulich Polizisten bei Mindelheim einen 1,20 Meter langen Königspython ein. Es ist anzunehmen, dass dieser nicht selber den Deckel seines Terrariums abgenommen, die Haustür aufgesperrt hat und per Anhalter bis zum nächsten Wald mitgefahren ist. Ein paar Wochen vorher hat auch die Polizei bei Waldkraiburg einen Python im Wald eingesammelt. Er lag in einer Transportbox.

Und dann sind da natürlich die Katzen. Die bayerische Abteilung des Deutschen Tierschutzbundes meldete dieser Tage eine „Kätzchenschwemme“ in den Tierheimen: wegen zahlreicher Freigänger- und Straßenkatzen, „die sich unkontrolliert fortpflanzen“. Zudem gingen „täglich Anfragen von Katzenhaltern“ ein, „die ihr Tier loswerden möchten“. Die Gründe für die Misere sind also vielfältig, nicht immer liegt es an etwaigen Urlaubsplänen. Trotzdem ist halt am Ende der Faktor Mensch entscheidend. Schade eigentlich. Es gäbe so viele andere Sommertrends, die es mehr zu leben und zu erhalten lohnte.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusJugend und Tiktok
:„Leider fehlen in Schulbüchern wesentliche Elemente der digitalen Transformation“

Die AfD landet bei der Jugend einen Wahlerfolg nach dem anderen. Der Bildungsforscher Sören Torrau erklärt, was Tiktok damit zu tun hat, warum es besseren Medienunterricht benötigt – und weshalb er Söders Verfassungsviertelstunde problematisch findet.

Interview von Thomas Balbierer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: