Callcenter-Betrug:Gesegnet seien die Taxler

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Stets bereit: Taxifahrer nehmen nicht nur Gäste mit, sondern nehmen es im Einzelfall auch mit Betrügern auf. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Chauffeure sind in ihrem Alltag vieles gewohnt – als Streitschlichter, Seelsorger und Fundbüro-Betreiber. In Regensburg wurde ein Fahrer nun sogar zum Schutzengel.

Von Anna Günther

Bei Meldungen über kuriose Funde dominieren Flughäfen und das Münchner Oktoberfest. Wo viele Menschen zusammenkommen, gehetzt, gejetlagt oder besoffen sind, da sammelt sich allerlei. Mehr als ein Dutzend Wiesn-Gäste kamen dieses Jahr zum Beispiel ohne Lederhose heim. Unangefochtener Toport, um Dinge zu finden, sind aber Taxis. Katholiken unter den Lesern werden nun einwenden, klar, Taxifahrer haben doch gleich zwei Schutzpatrone: Der heilige Fiacrius ist eher Kennern bekannt. Nach ihm sind die Fiaker benannt und in Wien, Fiaker-Hauptstadt der Welt, wird dem Schutzpatron der Taxler, Kutscher, Gärtner und Gebärwilligen, Ziegelbrenner und Hämorrhoidenkranken stets am 30. August ein großes Brimborium mit Blumenschmuck im Stephansdom bereitet.

Der Heilige Christophorus aber ist eine Liga für sich, hängt, klebt oder steckt in zahllosen Gefährten. Und zählt zu den 14 Nothelfern, die in der katholischen Kirche offiziell im Gebet angerufen werden.

Zwar nicht als Heiliger, aber als Held des Alltags wird dieser Tage ein Taxler gefeiert, der eine 87-jährige Regensburgerin davor bewahrte, ausgeraubt zu werden. Sie war Callcenter-Betrügern aufgesessen. Der Taxifahrer sollte ein Paket mit wertvollen Goldmünzen nach Österreich bringen, aber fuhr misstrauisch lieber in Straubing zur Polizei. Vielleicht hatte hier Franz von Sales seine Finger im Spiel, Schutzpatron der Journalisten und Schriftsteller. Alles für die gute Story sozusagen.

Legendär unter Fußballfans ist die Story von Max Kruse, Ex-Nationalstürmer, passionierter Pokerspieler und Promi-Big-Brother-Alumni. Vor zehn Jahren vergaß Kruse beim Verlassen eines Taxis in den frühen Berliner Morgenstunden seinen Rucksack im Kofferraum. Darin: 75 000 Euro. Kruse erstattete Anzeige, aber Fahrer und Geld tauchten nicht wieder auf. Dafür musste er noch 25 000 Euro Strafe an seinen damaligen Verein zahlen.

Ehrlicher war ein Münchner Taxler 2022 zu Nationaltorwart Manuel Neuer. Der Taxler hatte dessen Portemonnaie samt Karten, Ausweis und 800 Euro in bar bis zu Neuers Haus am Tegernsee gefahren. Zum Dank bekam er ein signiertes Bayern-Trikot statt Finderlohn und grollte sehr öffentlich in der Bild. Frieden stiftete schließlich Lothar – die Gebeine des Heiligen liegen in einem Kloster in der Normandie, in München wirkte der Fußballer Matthäus: Laut Bild kaufte er dem Taxler das Neuersche Trikot für 1000 Euro ab, um es für einen guten Zweck zu versteigern.

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