Mehr als jeder zehnte Mensch über 65 Jahre in Bayern hat ein riskantes Trinkverhalten. Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) warnte deshalb am Freitag davor, die Gefahren durch Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Alter zu unterschätzen, teilte ihr Ministerium mit. Gerlach bezieht sich dabei auf den neuen Gesundheitsreport des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, der zentrale Ergebnisse der Befragung „Suchtsurvey 65+“ vorstellt. Neben Alkohol stellen vor allem opioidhaltige Medikamente ein Suchtproblem dar – rund ein Fünftel der Befragten nahm sie länger als verschrieben ein.
Die verbreitetste Droge im Freistaat bleibt aber auch bei den Seniorinnen und Senioren der Alkohol. Gut die Hälfte (53 Prozent) der mehr als 4000 Befragten gab an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. 16 Prozent davon trinken demnach zwei- bis dreimal pro Woche Alkohol, zwölf Prozent mindestens viermal pro Woche. Elf Prozent der Befragten hätten einen „riskanten Alkoholkonsum“ gezeigt. Personen, die besonders belastende Lebensereignisse erfahren haben, wie etwa Verlusterfahrungen, Erkrankungen in der Familie oder Veränderungen im sozialen Umfeld, sind von einem riskanten Alkoholkonsum deutlich häufiger betroffen.
Beim Medikamentenmissbrauch stehen ärztlich verschriebene Schlaf- und Beruhigungsmittel ganz oben auf der Liste, geht aus dem Gesundheitsreport hervor. Sie werden von einem Fünftel der Befragten in viel größeren Mengen oder länger als verschrieben oder ursprünglich beabsichtigt eingenommen. 19 Prozent nahmen etwa opioidhaltige Schmerzmittel aufgrund anderer Symptome als Schmerz – etwa bei Verstimmung. Frauen sind der Befragung zufolge häufiger von problematischem Medikamentenkonsum betroffen als Männer. Hier sieht der Präsident des Landesamtes, Christian Weidner, eine „größere Herausforderung“ für die Präventionsarbeit.
Für die Studie wurden mehr als 4000 Personen im Alter ab 65 Jahren über deren Umgang mit Suchtmitteln wie Alkohol und Tabak und den Konsum von potenziell suchterzeugenden Medikamenten telefonisch befragt. Auch weitere Merkmale wie sozialer Status und Gesundheitszustand wurden erhoben.