Wetter in Bayern:Sturmtief "Kirsten" bringt Wassersportler in Lebensgefahr

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Heftiger Wind und Wellen: Ausflügler stehen auf einem Steg am Ufer des Ammersees. (Foto: dpa)

Vor allem auf den Seen im Süden des Freistaats waren die Retter im Großeinsatz. Die Polizei musste Uneinsichtige per Platzverweis vom Ufer entfernen. An Land wurden etliche Bahnstrecken durch den Sturm blockiert.

Gesperrte Bahnstrecken und abgebrochene Wochenmärkte - das Sturmtief "Kirsten" ist über Bayern gezogen und hat dabei einige Schäden angerichtet. Umgestürzte Bäume und abgeknickte Äste störten in Franken und Oberbayern teilweise den Zugverkehr. Bedrohlich wurde die Lage aber vor allem für Wassersportler auf den Seen.

Dort waren die Retter - vor allem im Süden des Freistaats - im Großeinsatz. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) berichtete von Dutzenden Einsätzen: Es ging nicht nur um losgerissene Boote, gekenterte Segler und erschöpfte Stand-Up-Paddler. Am Nachmittag retteten Helfer am Starnberger See einen 18-Jährigen vor dem Ertrinken. "Er war 300 Meter vom Ufer entfernt aus seinem Schlauchboot gefallen und kam nicht mehr zurück ins Boot", berichtete DLRG-Sprecher Alexander Fendt. Viele Menschen hätten wegen des sonnigen und warmen Wetters die Stärke des Sturms unterschätzt. "Normalerweise ist es bei Sturm kühl und regnerisch."

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Am Waginger und Tachinger See hätten Warnleuchten auf Starkwind mit sechs und sieben Beaufort hingewiesen, teilte die Polizei in Laufen mit. "Trotzdem gab es noch einige leichtsinnige Wassersportler, die verantwortungslos die Warnung ignorierten und weiterhin mit Stand-up-Board und Ruderboot oder Schlauchbooten unterwegs waren." Helfer retteten Badegäste auf Luftmatrazen und Stand-up-Brettern, die gegen Wind und Wellen kämpften und aus eigener Kraft nicht mehr zum Ufer gelangten, darunter ein Vater mit seinem vierjährigen Sohn. Etwa 20 Wassersportler hätten gar durch einen Platzverweis der Polizei zum Ufer geschickt werden müssen.

Am Chiemsee spülte der starke Westwind große Segeljachten regelrecht an Land. Gekenterte Boote konnten laut Polizei teilweise nicht geborgen und zunächst nur vor Anker gelegt werden.

Dicke Äste auf Oberleitungen stören Zugverkehr

Zu Land wurde vor allem der Bahnverkehr beeinträchtigt. Zwischen Roth und Schwabach in Mittelfranken fiel ein dicker Ast auf eine Oberleitung, so dass die Regionalbahnen ab Mittag nicht mehr fahren konnten. Die Oberleitung werde repariert, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Reisende könnten auf Busse umsteigen. Weil auch Signalkabel beschädigt seien, könnte sich die Sperrung bis in die Abendstunden hinziehen.

Zwischen Landshut und Freising in Oberbayern stürzte ein Baum auf eine Oberleitung. Bahnmitarbeiter konnten diesen am Nachmittag bergen. Ein umgestürzter Baum blockierte am Vormittag die Schienen zwischen Fürth und Zirndorf (Landkreis Fürth). Die Deutsche Bahn musste für etwa eine Stunde den Verkehr unterbrechen.

In Würzburg fällte der Sturm den Maibaum auf dem Marktplatz. Glücklicherweise sei niemand verletzt worden, sagte ein Stadtsprecher. Stadtmitarbeiter hätten den Baum zersägt und abtransportiert. Die Verwaltung sperrte die mit vielen Bäumen bewachsenen städtischen Friedhöfe und warnte vor einem Besuch des Stadtwaldes. Auch in München schloss die Stadt ihre Friedhöfe für Besucher.

In Erlangen machten zwei Märkte schon um 12 Uhr zu. Am Vormittag habe es Sturmböen von mehr als 60 Kilometer pro Stunde gegeben, begründete die Stadt. In Fürth warnte die Kreisbrandinspektion über Twitter die Menschen: "Passt auf Euch auf, es ist mit umgestürzten Bäumen sowie herabstürzenden Gegenständen zu rechnen!". In Oberfranken knickten die Böen nach Angaben der Polizei einige Bäume um. Unfälle oder Behinderungen des Verkehrs habe es aber nicht gegeben, sagte ein Sprecher.

In München wurden wegen des Sturms zahlreiche Friedhöfe für Besucher gesperrt: der Ostfriedhof sowie die Friedhöfe Haidhausen, Riem und Daglfing.

Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor vor starken Windböen vielerorts in Bayern gewarnt, besonders im nördlichen Franken, im Bergland, auf hohen Alpengipfeln und in Kammlagen. Am Donnerstag sollte sich das Wetter wieder beruhigen.

© SZ.de/dpa/mmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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