Süddeutsche Zeitung

Strafverfolgungsstatistik 2021:Die Bayern sind gesetzestreu

Die Zahl der Verurteilungen ist im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Ein Grund dafür sind auch die Corona-Beschränkungen, wegen der sich die Kriminalität ins Netz verlagerte.

Von Johann Osel

Die Zahl der Verurteilungen an Bayerns Strafgerichten ist vergangenes Jahr zurückgegangen. Insgesamt waren es 109 024 Personen, im Jahr 2020 noch fast 117 000. "Dabei fällt auf, dass im zweiten Jahr der Pandemie die Zahl der Straftaten auf der Straße gesunken ist, die im Internet hingegen deutlich zugenommen hat", sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) über die Strafverfolgungsstatistik 2021. Nur mit der Pandemie lasse sich der Rückgang aber nicht erklären, die genauen Gründe dürften erst allmählich nachvollziehbar werden. Die Mehrzahl der Verurteilten war männlich (Frauenanteil 17,2 Prozent). Von allen Verurteilten mussten am Ende rund sechs Prozent ohne Bewährung in Haft. Der Anteil von Ausländern ist etwa gleichbleibend: 41,8 Prozent; Asyldelikte und dergleichen sind da ausgeklammert.

Einige Trends lassen sich mit der Pandemie erklären. Straftaten im Straßenverkehr haben traditionell den größten Anteil an der Kriminalität, in den zeitweiligen Lockdowns war aber das Aufkommen niedriger. 2021 ist die Zahl der Verurteilten um 9,2 Prozent gesunken, Delikte mit Trunkenheit nahmen gar um 16,2 Prozent ab. Auffällig ist laut Eisenreich jedoch, dass 210 Personen wegen verbotener Autorennen verurteilt wurden - 62,8 Prozent mehr als im Vorjahr. "Das zeigt, wie wichtig es war, dass der Bund 2017 auch auf Initiative Bayerns die Beteiligung an illegalen Autorennen unter Strafe gestellt hat." Als Corona-Folge gilt zum Teil wohl auch die Zunahme von Verurteilungen wegen häuslicher Gewalt, plus zwölf Prozent. Wohnungseinbrüche nahmen ab - das war allerdings schon vor Corona der Fall, auch wegen Prävention durch Hausbesitzer. 2021 gab es mehr Subventionsbetrug, ebenfalls im Corona-Kontext. Zu solchen Delikten im Gesundheitswesen, etwa betrügerischen Test-Stationen, ermittelt seit gut zwei Jahren eine Spezialtruppe bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg.

Jedes vierte Delikt bei Jugendlichen und Heranwachsenden betrifft Drogen

Wegen kinderpornografischer Inhalte wurden 558 Personen verurteilt, plus 18 Prozent. "Hinter jedem Bild, hinter jedem Video steht das unfassbare Leid eines Kindes", sagte Eisenreich und forderte mehr Ermittlungsbefugnisse. Ein Phänomen seien übrigens derlei Bilder auf Handys von Jugendlichen, die unachtsam in Chats kursieren, Experten sprechen von "Schulhof-Kinderpornografie". Der Anteil der Jugendlichen bei dem Delikt ist seit 2018 von 1,3 auf nun 20,1 Prozent gestiegen. Hier setzt der Freistaat auf eine Kampagne mit dem Titel "Mach dein Handy nicht zur Waffe".

Bei Verurteilungen von Jugendlichen und Heranwachsenden betrifft insgesamt jedes vierte Delikt das Betäubungsmittelgesetz, wie die Statistik zeigt. Gegen die geplante Cannabis-Legalisierung durch die Ampel hatte sich in der Staatsregierung zuletzt oft Gesundheitsminister Klaus Holetschek öffentlich geäußert, aber nicht der Justizminister. Er habe dieselbe "klare Haltung", sagte Eisenreich auf Nachfrage. Im Gesundheitsministerium gehe es um die medizinischen Gefahren von Cannabis und die Frage, ob es eine Einstiegsdroge sei oder nicht. So sei es sinnvoll, dass Holetschek das Thema in Abstimmung "federführend" betreue.

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