Wenn der Frühling zum Sommer wird, haben viele Gemeinden nicht nur einen Vogel, sondern mehrere. Und die werden gerne penibel gezählt – auch wenn es dabei schon mal verwirrend zugehen kann. In Amberg etwa wusste man lange nicht so genau: Ist er jetzt da, der Vogel, oder wieder weg? Über Wochen befand sich die Stadt quasi im Schwebezustand, weil der örtliche Storch lieber munter herumflog, anstatt endlich heimisch zu werden. Erst Ende Mai schickte das Portal O-Netz die erlösende Nachricht: „Storch ist wieder in Amberg – und sogar im Doppelpack.“ Ein paar Tage später konnte sogar ein dritter Ankömmling vermeldet werden. Fazit: „Er beschäftigt die Amberger, der Storch.“
Und nicht nur die. Lange waren Störche hierzulande selten. Ihre Rückkehr fasziniert, davon zeugt der Blick in die Lokalpresse landauf, landab. Da stört es auch nicht, dass man mit den Tieren mitunter eine rechte Not haben kann. In Dinkelsbühl etwa machten Störche mal Schlagzeilen, weil sie just die Touristinfo mit ihren Hinterlassenschaften zierten. Ein schöner Willkommensgruß, aber mei, da muss man halt durch.
Doch in diesem Jahr ist die Freude ein wenig eingetrübt. Denn neben den traditionellen Zuzugsmeldungen mussten Storchenfreunde zuletzt leider Todesanzeigen lesen. So waren in Bad Königshofen zwei Küken zu beklagen. Und in besagtem Dinkelsbühl mussten die Menschen laut BR live über eine Webcam mitschauen, wie zwei Jungvögel im Horst an Unterkühlung starben. Anscheinend war das nasskalte Wetter zu viel für sie gewesen.
Zum Glück muss man sich um die Storchenpopulation als Ganzes keine zu großen Sorgen machen, das zeigt der Blick auf die Storchenkarte des Landesbunds für Vogelschutz. Demnach den Vogel nur sprichwörtlich abgeschossen hat mal wieder Uehlfeld: Mehr als 100 Horste sind in und um die mittelfränkische Gemeinde verzeichnet. Weiter im Süden darf dagegen Raisting bei Weilheim mit gut 40 Nestern als dicht besiedelt gelten. Schon im März meldete der örtliche Kreisbote, dass der „Wohnraum für Weißstörche“ knapp zu werden drohe – ein Phänomen freilich, das in Bayern auch dem Menschen wohlbekannt ist. Umso froher kann da sein, wer einen Vogel hat: Das heißt, er hat immerhin ein Dach über dem Kopf.