Mitten in Höchstadt:Problemtier mit Problem

Mitten in Höchstadt: Normalerweise gilt der Storch nicht als Problemtier, er ist eher ein gern gesehener Vogel. Aber manchmal macht er Rettungskräften doch Arbeit.

Normalerweise gilt der Storch nicht als Problemtier, er ist eher ein gern gesehener Vogel. Aber manchmal macht er Rettungskräften doch Arbeit.

(Foto: Leonhard Simon)

Bär, Wolf, Otter und jetzt noch der Storch: Traut man den Meldungen, gehen in Bayern derzeit die Problemtiere um. Doch in Franken kam nun dem Storchennachwuchs die Feuerwehr zu Hilfe - besser kann man nicht um Touristen werben.

Glosse von Maximilian Gerl

Wenn man den Wortmeldungen trauen darf, scheinen die Problemtiere in Bayern allerorten umzugehen. Mal überfallen Problemwölfe die Almen und tapsen Problembären über die Grenze, mal fischen Problemotter Teiche leer und hauen Problembiber Obstwälder um. Und sogar Problemstörche schwingen sich schon auf, jedenfalls aus der Warte derjenigen, die mit einer Schrotflinte auf die geschützten Tiere schießen. So passiert im April im Landkreis Rottal-Inn; ein Vogel war so schwer verletzt, dass er eingeschläfert werden musste.

Wie problematisch wird es da erst, wenn das Problemtier selber ein Problem hat. Tatsächlich stand es für das Storchenküken, das derzeit in seinem Horst auf dem Alten Rathaus von Höchstadt sitzt, schon Spitz auf Knopf: Sein Vater (von örtlichen Storchenkundigen Gerome genannt) hatte am vergangenen Sonntag etwas zu Essen mitgebracht, das wie eine lange Schlange aussah. Doch beim Versuch, diese am Stück hinunterzuschlingen, übernahm sich der Jungvogel. Er würgte und würgte und drohte zu ersticken.

Zum Glück passte, wenn schon nicht Gerome, so doch das Internet auf. Denn auf den Horst ist eine Webcam gerichtet. User erkannten die Gefahrensituation und wählten den Notruf, Feuerwehrleute rückten mit der Drehleiter an und retteten den kleinen Federknäuel. Die vermeintliche Schlange stellte sich dabei als Schweinebauchschwarte heraus. Die habe der Jungstorch zwar bereits halb verschlungen gehabt, heißt es auf der Website zur "Storchencam": Weil es aber kein "Vor und auch kein Zurück" mehr gegeben habe, "wäre eine weitere Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich gewesen" - und der Vogelnachwuchs "mit vollem Magen" verhungert.

Die Befreiungsaktion Schwarte kann man sich im Netz anschauen, mehr als 47 000 Aufrufe hat der Youtube-Clip inzwischen. Ganz schön viel für einen Storch. Ein Problemtier also? Oder vielleicht auch ein Pfund, mit dem sich in der Tourismuswerbung noch mehr wuchern ließe, wie die Online-Anteilnahme aus aller Welt zeigt? Im Elsass jedenfalls und seiner Storchenmetropole Straßburg liegen in den Souvernirshops längst schwarz-weiße Plüschvögel en masse aus. Solch tierisches Potenzial böte sich in Bayern ebenfalls, wobei: Hier ist man ja wahlkampfbedingt derzeit eher der Knallerei zugetan.

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