Bayerisches Staatsschauspiel
Die ersten bayerischen Staatsbühnen gingen aus den königlichen Hoftheatern hervor. Die Umwandlung kam mit der Revolution von 1918, die Häuser, die etwa noch unter Ludwig II. exklusiv für seine Separatvorstellungen zur Verfügung stehen mussten, wurden demokratisiert. Das spiegelt sich beispielsweise auch im Zuschauerraum des nach dem Zweiten Weltkrieg erbauten Residenztheaters wider, das - anstelle des alten Cuvilliéstheaters mit seinen Logen und Rängen - neben das Nationaltheater gestellt wurde. Die im Krieg nicht zerstörten Elemente des Cuvilliéstheaters wurden in den Apothekenstock der Residenz eingebaut. Die Bühne dort, der Marstall und das Residenztheater sind heute die drei Spielorte des Bayerischen Staatsschauspiels, eine der renommiertesten und größten deutschsprachigen Sprechtheater. Als unmittelbarer Rechtsnachfolger des Hauses Wittelsbach ist der Freistaat alleiniger Träger und stellt im Haushalt 2023 Mittel von rund 32 Millionen Euro zur Verfügung, dazu kommen rund fünf Millionen Euro Eigeneinnahmen des Theaters. Das rund 50-köpfige Ensemble hat 2022 543 Vorstellungen in München und 17 auswärtige Gastspiele gegeben. Die Zuschauerzahl liegt jährlich bei etwa 200 000.
Bayerische Staatsoper
Das Nationaltheater ist die Bühne für die Bayerische Staatsoper, das Bayerische Staatsballett und Spielstätte des Bayerischen Staatsorchesters. Das Kunstministerium preist es "national wie international" als das "kulturelle Flaggschiff des Freistaats" - was sich eher nebensächlich auf den nach dem Krieg wiederhergestellten klassizistischen Bau bezieht, sondern vor allem auf die hervorragenden Künstler, teils von Weltruf, die dort engagiert werden, sowie auf das ebensolche künstlerische Programm. Staatstheater zu sein, das lässt sich hier deutlich ablesen, bedeutet auch, eine repräsentative Funktion innezuhaben. Das Nationaltheater verfügt über 2101 Plätze, es kommen jährlich rund 600 000 Gäste zu den mehr als 400 Veranstaltungen. Das Haus - wie das Staatsschauspiel allein getragen vom Freistaat - wird zu 85 Prozent bezuschusst, der Rest sind Eigeneinnahmen. 2023 erhält die Staatsoper 84 Millionen Euro.
Staatstheater am Gärtnerplatz
Das 1865 als Volksbühne eröffnete Gärtnerplatztheater ist seit 1955 Staatstheater und hat heute ein breites Programm von Oper über Musical bis zu Tanz. Träger ist wie bei Staatsschauspiel und Staatsoper der Freistaat, der im Wesentlichen die Mittel bereitstellt. Für das Jahr 2023 bedeutet dies 41 Millionen Euro, die vom Freistaat kommen. An Einnahmen rechnet das Haus mit 3,15 Millionen Euro. Im Gärtnerplatztheater sind rund 300 Vorstellungen im Jahr zu sehen, die rund 175 000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchen.
Staatstheater Augsburg
Das jüngste bayerische Staatstheater ist das Augsburger. Im April 2018 verkündete Markus Söder, dass Augsburg eine "Metropole" sei auf Augenhöhe mit München und Nürnberg. Ergo wurde die damals städtische Bühne am 1. September 2018 in den Rang eines Staatstheaters gehoben - ein prestigeträchtiger Vorgang, knüpft sich daran doch die Idee, dass dieses Theater nicht nur für eine Stadtgesellschaft relevante Stoffe auf die Bühne bringt, sondern eben weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlt. Renommee und Anziehungskraft dieser Bühne sind groß genug, um den Freistaat zu schmücken, und es erfüllt zudem einen wichtigen kulturellen Bildungsauftrag.
Das Haus mit seinen heute fünf Sparten - Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Konzert und Digitaltheater - erhielt bis 2018 einen Zuschuss von 24 Millionen Euro, wovon 16,9 Millionen bei der Stadt lagen. Mittlerweile tragen Staat und Stadt jeweils die Hälfte, die Förderung stieg, für die Spielzeit 2022/23 beläuft sie sich auf rund 31 Millionen, dazu kommen 4,2 Millionen Euro Erlöse für einen Theaterbetrieb mit jährlich rund 900 Vorstellungen und etwa 190 000 Besuchern. Das Haus wird dabei - anders als die Staatstheater in München - als Stiftung geführt, Stiftungszweck ist die Förderung der darstellenden Kunst. Den Vorteil, Staatstheater zu sein, beantwortet das Haus so: "Die Vorteile liegen in der größeren Eigenständigkeit durch die Rechtsform einer Stiftung sowie im Bekenntnis der Rechtsträger zu einer Standortsicherung und zu kontinuierlich steigender künstlerischen Qualität, Ausstrahlungskraft und Bedeutung."
Staatstheater Nürnberg
Bis zum Januar 2005 gab es die "Städtischen Bühnen Nürnberg", das damals mit Abstand größte Theater in Bayern in kommunaler Hand. Mit der Idee einer Dezentralisierung der bayerischen Kulturpolitik ging die Umwandlung in ein Staatstheater einher, sprich: Eine vom Freistaat erheblich finanzierte Bühne sollte es nicht mehr nur in München geben, weitere Verstaatlichungen seien aber nicht vorgesehen, hieß es damals aus dem Kunstministerium. Wie später in Augsburg wurde das Haus damals in eine Stiftung überführt, Freistaat und Stadt bezuschussen in gleicher Höhe Bayerns größtes Mehrspartenhaus, an dem es nun auch eine neue Spielstätte für Produktionen, die reales und virtuelles Theatererlebnis miteinander verbinden, geben wird. Der Stiftungszweck ist "die Förderung der darstellenden Kunst".
Die Umwandlung wirkte sich sofort auf die Mittel aus, die dem Haus zur Verfügung gestellt wurden. Vertraglich wurde zugesichert, dass bis 2008 die Förderung von acht auf 15 Millionen Euro gesteigert werde. Heute erhält das Nürnberger Staatstheater rund 42 Millionen Euro Betriebsmittelzuschüsse, der Gesamtetat für 2022/23 beläuft sich auf rund 52 Millionen Euro. Das Haus zählt 290 000 Besucher bei etwa 700 Veranstaltungen pro Spielzeit. "Ein Staatstheater hat als Kulturmarke potenziell eine höhere Strahlkraft als ein Stadttheater, was sich positiv auf den Publikumszuspruch und die Sichtbarkeit des Hauses (zum Beispiel durch überregionale Berichterstattung der Medien) auswirken kann. Durch die stabile und paritätische Förderung durch Freistaat und Stadt kann zudem ein hochwertiges und vielfältiges Kunst- und Kulturangebot für ein breites Publikum sichergestellt werden", heißt es aus Nürnberg.
In der Reihe der Staatstheater sollten die Bühnen in Würzburg und Coburg auch Erwähnung finden. Coburg ist Landestheater, wird vom Freistaat aber erheblich unterstützt aufgrund historisch entstandener Verpflichtungen. Bayern finanziert das Haus zu 40 Prozent mit. Für das Mainfrankentheater in Würzburg gibt es eine Absichtserklärung, es zum Staatstheater zu erheben.