Für die von der Staatsregierung bis 2040 erhoffte Klimaneutralität Bayerns sind nach einer neuen Studie Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe notwendig. Das Prognos-Institut schätzt die Summe in der am Freitag veröffentlichten Analyse auf 167 Milliarden Euro. Investiert werden müsste demnach vor allem in den Umbau der Energieversorgung inklusive eines neuen Wasserstoffnetzes. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW). Der Investitionsbedarf in der Energieversorgung ist demnach so hoch, dass mit 87,6 Milliarden Euro mehr als die Hälfte der 167 Milliarden allein für diesen Zweck ausgegeben werden müssten.
"Der bayerische Rückstand bei der Energieinfrastruktur, gerade beim Ausbau der Stromnetze und der Windenergie, muss schnellstmöglich aufgeholt werden", sagt VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Das bezieht sich darauf, dass wegen des Widerstands in Teilen der Bevölkerung die CSU über Jahre den Ausbau der Windenergie in Bayern blockiert hat, die Freien Wähler wiederum den Bau neuer Stromtrassen - auch wenn die beiden Regierungsparteien in der Prognos-Schätzung nicht namentlich genannt sind. Außerdem fordert der VBW-Geschäftsführer, dass "schon heute eine leistungsfähige Infrastruktur zum Transport von Wasserstoff nach Bayern geplant werden" müsse. In den aktuellen Planungen für ein Wasserstoff-Netz "ist Bayern nur am Rande enthalten", heißt es dazu in der Studie, der Anschluss des Freistaats daran "ist derzeit nur unklar".

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Abgesehen vom Energiesektor verteilt sich der restliche Investitionsbedarf laut Prognos auf Verkehr, Privathaushalte sowie Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. Der Umbau des Verkehrs ist der zweite große Investitionsblock auf dem Weg zur Klimaneutralität. Sein Anteil an den 167 Milliarden beträgt 36,8 Milliarden Euro oder 22 Prozent. Die Bundesregierung will Deutschland bis 2045 klimaneutral machen, die Staatsregierung Bayern schon fünf Jahre früher bis zum Jahr 2040. Das treibt laut Prognos-Schätzung den Finanzbedarf zusätzlich in die Höhe. Die Autoren nennen das "eine Umsetzungsverschärfung um 26 Prozent" und verweisen darauf, dass Kraftwerke, Gebäude und sonstige Infrastruktur lang im Voraus geplant werden müssen. "Daher muss Bayern jeweils in früheren Phasen mehr investieren, als dies im Rest Deutschlands und Europas geschieht", sagt Brossardt dazu.
Sowohl Prognos als auch die VBW betonen, dass es sich bei den 167 Milliarden Euro nicht um Kosten handle, sondern um Investitionen, die sich auszahlten. "Klimaschutz muss als Konjunkturprogramm verstanden werden, das den Umstieg auf klimafreundliche Technologien effektiv anreizt und gleichzeitig übermäßige Belastungen der Unternehmen und der Bevölkerung verhindert", sagt Brossardt. "Um die notwendigen Investitionen zu realisieren, sind schnelle und mutige Entscheidungen zu treffen." Auch diese Sätze dürfen als direkt an die nicht namentlich genannte schwarz-orange Regierungskoalition adressiert verstanden werden.