Wirtschaft:Spritpreise stürzen Unternehmer in Not

Wirtschaft: Tanken wird für Speditionen immer teurer. Derzeit reichen sie die Kosten nach Möglichkeit an ihre Kunden weiter.

Tanken wird für Speditionen immer teurer. Derzeit reichen sie die Kosten nach Möglichkeit an ihre Kunden weiter.

(Foto: Michael Eichhammer/imago)

Erst Corona, jetzt teures Benzin: Spediteure, Taxifahrer und Busunternehmer in Bayern bangen um ihre Existenz. Sie fordern nun Steuersenkungen.

Von Maximilian Gerl, München/Röthenbach

Wer wissen will, wie derzeit beim Tanken förmlich das Geld mit aus der Tasche fließt, muss zum Beispiel bei Kurt Hotter im mittelfränkischen Röthenbach an der Pegnitz anrufen. Der Spediteur besitzt 18 Sattelzugmaschinen, die richtig viel transportieren können, aber auch entsprechend schlucken: Bei einem Tankvolumen von je 1000 Liter, rechnet Hotter am Telefon vor, habe man vor ein paar Monaten 1500 Euro für einmal Vollmachen bezahlt. Jetzt seien es 2200 Euro. Und eine Tankfüllung reiche etwa eine Woche. Insgesamt habe er wegen der hohen Spritpreise ein Drittel Mehrkosten, "die müssen wir wieder reinholen".

Reinholen, so viel nur geht: Mit dieser Herausforderung schlagen sich angesichts steigender und steigender Energiepreise derzeit in ganz Bayern Unternehmer herum. Bei Spediteuren, Taxlern oder Busfahrern aber sind die Folgen besonders sichtbar - und die Nöte groß. Am Montag kletterten die Literpreise für Diesel und Super E10 bundesweit erstmals über die Marke von zwei Euro, Tendenz weiter steigend. Wer noch Glück im Unglück hat, kann die Tank-Mehrkosten auf die Kundschaft umlegen. Auf Dauer dürfte das aber schwierig werden. Auch Supermärkte und Händler, Haushalte und Verbraucher kommen mit ihren finanziellen Spielräumen irgendwann an ein Ende.

Salatöl statt Diesel?

Hotters Kunden nehmen bislang die spritbedingten Aufschläge hin. Auf so viel Verständnis stoßen Unternehmer derzeit aber nicht immer. Und bei manchen sind die Rücklagen erschöpft. "Was zwei Jahre Pandemie nicht geschafft haben, drohen die Spritpreise zu schaffen", sagt etwa Stephan Rabl vom Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen. Gerade den touristischen Verkehr habe Corona mit ausfallenden Reisen hart getroffen, "jetzt kommt der nächste Hammer". Auch für die übrigen Verkehrsbetriebe sei es schwierig, angesichts der Lage laufende Verträge zu erfüllen. Großabnehmer zahlen zwar für den Liter Diesel etwas weniger, aktuell liege der Preis "knapp unter zwei Euro", sagt Rabl. Anfang vergangenen Jahres habe er aber noch einen Euro netto betragen. Eine solche Steigerung habe niemand kalkulieren können.

Wobei planen derzeit ohnehin schwierig ist. Die Spritpreise steigen zwar schon seit Längerem, doch der Krieg in der Ukraine hat eine ganz neue Dynamik entfacht - von der niemand so recht weiß, wie weit sie noch führen wird. Wie sehr diese Preisentwicklung an den Geldbörsen und Nerven von Firmen wie Privatpersonen gleichermaßen zehrt, ließ sich am Mittwoch auch exemplarisch auf der Website des ADAC verfolgen. Dort fanden sich unter anderem Beiträge darüber, wie viel Benzin man in einem Reservekanister dabei haben darf (in Deutschland: maximal 60 Liter) oder ob Dieselautos mit Salatöl laufen (Empfehlung: besser nicht ausprobieren). Hinzu kommt, dass die steigenden Energiepreise andere Kosten mitbefeuern. Zum Beispiel ist auch AdBlue teurer geworden, das Abgasreinigungsmittel für Dieselfahrzeuge. Für dessen Herstellung werden in der Regel Ammoniak und Erdgas benötigt, weshalb bereits im vergangenen Jahr Hersteller mit Verweis auf den hohen Gaspreis ihre Produktion drosselten.

Angesichts der jüngsten Preissprünge fordert der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen unter anderem eine "substanzielle Reduzierung" der Energiesteuern. Mit einem Preis von 1,50 Euro oder 1,80 Euro auf den Liter Diesel könnte zumindest Spediteur Hotter leben. Das Wichtigste sei, dass es überhaupt einen verlässlichen Preis gebe, "bei dem wir planen könnten".

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