Süddeutsche Zeitung

Eklat um Arif Taşdelen:SPD-Generalsekretär spricht von "falschen Anschuldigungen"

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Arif Taşdelen äußerst sich in der türkischen Tageszeitung "Hürriyet" über die Vorwürfe gegen ihn, er habe sich gegenüber jungen Frauen in der Partei unangemessen verhalten. Zweck der Beschuldigungen sei, dass er aus dem Amt geworfen werde.

Von Deniz Aykanat und Andreas Glas

Der bayerische SPD-Generalsekretär Arif Taşdelen sieht in den Vorwürfen aus der Parteijugend den Versuch, ihn loszuwerden. In der türkischen Tageszeitung Hürriyet sprach Taşdelen von "falschen Anschuldigungen" gegen seine Person und davon, "dass es manche Menschen gibt, die Anschuldigungen vorbringen, um andere in Schwierigkeiten zu bringen". Für Taşdelen ist der "Hauptzweck" hinter den Vorwürfen der Jusos, "dass ich als Generalsekretär gefeuert werde". Dass die SPD-Landesvorsitzenden Florian von Brunn und Ronja Endres ihm das Vertrauen entziehen könnten, befürchtet er aber offenbar nicht. Die Parteispitze wisse, "dass die Anschuldigungen falsch sind", sagte Taşdelen.

Die sozialdemokratische Jugendorganisation hatte den SPD-Generalsekretär zur unerwünschten Person auf ihren Veranstaltungen erklärt - und dies damit begründet, dass Taşdelen sich mehreren jungen Frauen gegenüber unangemessen verhalten haben soll. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beschäftigt sich die interne Kontrollkommission der Bayern-SPD konkret mit zwei Beschwerden über ihren Generalsekretär. Unter anderem soll er aufdringlich nach der privaten Telefonnummer einer Landtagskandidatin gefragt haben. Der Hürriyet sagte Taşdelen: "Ich bin der Leiter der Wahlkampagne und wollte ihre Telefonnummer, um Informationen auszutauschen." Die Frau habe "das mit der Telefonnummer falsch verstanden".

In seiner ersten Reaktion auf die Vorwürfe hatte Taşdelen noch gesagt, er wolle "in Zukunft natürlich derartige Situationen vermeiden" und habe "die Konsequenz gezogen, achtsamer zu formulieren". Seine Aussagen in der Hürriyet klingen wesentlich unversöhnlicher. Dass sein Fall bei türkischen Medien auf Interesse stößt, hat einen Grund: Nach der Landtagswahl 2013 zog Taşdelen als erster Abgeordneter mit türkischen Wurzeln ins Parlament ein, was ihm Bekanntheit über Bayern hinaus beschert hat.

Die Vorwürfe, die jetzt gegen ihn im Raum stehen, werden innerhalb der Partei kontrovers diskutiert. Während etwa die frühere SPD-Landesvorsitzende Renate Schmidt von "Pipifax" spricht, sieht sich Europapolitikerin Maria Noichl grundsätzlich "aufseiten der Frauen, die Opfer wurden". Noichl ist Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) und fordert Aufklärung durch die Parteispitze. Bayern-SPD-Chef Brunn hat angekündigt, den Fall "neutral und objektiv" aufzuklären, mit Rücksicht auf alle Beteiligten.

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