Bayern-SPD: Franz Maget:"Mein Nachfolger muss Optimist sein"

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Franz Maget spricht nach neun Jahren an der SPD-Fraktionsspitze über seinen Rückzug, die Probleme seiner Partei und die Suche nach neuem Personal.

Interview: Katja Auer

Neun Jahre war Franz Maget Chef der SPD-Landtagsfraktion, zweimal Spitzenkandidat seiner Partei. Jetzt gibt der 55-jährige Münchner sein Amt ab. Die Suche nach einem Nachfolger läuft.

"Es war unter dem Strich ganz gute Arbeit, die ich abgeliefert habe": Der scheidende SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Franz Maget. (Foto: Foto: ddp)

SZ: Herr Maget, wer kann's?

Franz Maget: Jeder ist zu ersetzen. Und ein Neuanfang ist immer eine gute Sache und eine Chance für eine Fraktion. Es kommen einige sehr gute und sehr begabte Mitglieder für den Vorsitz in Frage.

SZ: Was muss Ihr Nachfolger können?

Maget: Er muss Optimist sein und belastbar, weil es eine schwierige Aufgabe ist. Und er muss ein politisches Talent sein.

SZ: Reicht es, die Gesichter auszutauschen?

Maget: Nein, darüber ist sich auch jedes Fraktionsmitglied klar, dass wir selbstverständlich über unsere Arbeit, über organisatorische Abläufe, unsere Inhalte sprechen müssen. Aber wir würden einen Fehler machen, wenn wir jetzt so tun, als hätten wir alles schlecht gemacht. Wir waren der bildungspolitische Reformmotor. Die erste politische Kampagne unter meiner Führung lautete: Auf Dauer schlauer - jetzt Ganztagsschulen in Bayern. Heute ist das in aller Munde, das zeigt, wie fortschrittlich und richtig unsere politischen Ansätze waren.

SZ: Trotzdem: Die Bayern-SPD ist am Tiefpunkt. Wie kommt sie da wieder raus?

Maget: Sie ist an einem Tiefpunkt, für den es viele Erklärungen gibt. Die SPD hat in ganz Deutschland verloren. Aber auch wir haben Anlass, uns zu überprüfen. Der Landesvorstand hat sich bereits vor einigen Wochen ein tiefgreifendes Erneuerungsprogramm auferlegt.

SZ: Wohin dann mit der SPD: nach links, nach rechts, in die Mitte?

Maget: Die SPD muss klar sagen, wofür sie ist und wofür nicht. Und ihr Platz ist im Zentrum des Parteiensystems, in der linken Mitte. Die Tür zur Mitte wird die SPD nie zuschlagen. Aber Tabus aufrechtzuerhalten, gegen mittlerweile etablierte Parteien, bringt nichts.

SZ: Also mit den Linken koalieren?

Maget: Wo sich eine solche Koalition anbietet. In Bayern nicht.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Franz Maget am meisten fehlen wird.

SZ: Sollte die SPD den Anspruch aufgeben, eine Volkspartei zu sein?

Maget: Das Wahlergebnis war eine Katastrophe für eine Volkspartei, aber deswegen dürfen wir nicht den Anspruch aufgeben, eine zu sein. Denn eine Volkspartei definiert sich ja so, dass sie für die gesamte Bevölkerung Antworten bietet und eben nicht nur ein enges Profil hat. Außerdem haben wir Mitglieder und Wähler aus allen Bevölkerungsschichten.

SZ: Macht die SPD nicht auch einfach eine falsche Personalpolitik? Da hatte sie mit Axel Berg einen bekannten Bundestagsabgeordneten, und weil er auf der Liste nicht genügend abgesichert war, verlor er sein Mandat. Jetzt ist er für die SPD verloren.

Maget: Das war ein Fehler, aber mit einem so schlechten Ergebnis konnte niemand rechnen. Listenplatz 17 war nicht angemessen, aber auch nicht so schlecht. Unser Grundproblem ist, dass wir im Gegensatz zur CSU zu wenig Möglichkeiten haben, gute Leute an uns zu binden und sie in parteinahen oder öffentlichen Institutionen zu platzieren. Deswegen gehen uns immer wieder gute Leute verloren.

SZ: Sie waren neun Jahre Fraktionschef. Waren es gute Jahre?

Maget: Es waren für mich gute Jahre, und ich glaube, man hat mir angemerkt, dass ich die Aufgabe sehr gerne ausgefüllt habe. Aber es gab natürlich auch Enttäuschungen.

SZ: Die beiden Landtagswahlen. Zweimal waren Sie Spitzenkandidat, das Ergebnis war verheerend. Belastet Sie das?

Maget: Natürlich, das geht nicht spurlos vorüber. Man unternimmt ja die Anstrengungen nicht für sich, sondern will für die Partei ein gutes Ergebnis erzielen. Aber am meisten belastet, wenn man erleben muss, wie viele Kollegen bei einem schlechten Ergebnis ihr Mandat verlieren. Deswegen tut es gut und ist fast überlebensnotwendig, wenn mir ehrlich übermittelt wird, dass es nicht meine Schuld war. Manchmal kann man einfach nichts machen.

SZ: Haben Sie jemals bereut, Politiker geworden zu sein?

Maget: Nein, nie. Ich komme aus einfachen Verhältnissen und wusste nicht, wo mich mein Weg hinführen würde. Wenn ich meinen Lebensweg prüfe, dann darf ich nicht unglücklich sein. Das wäre dem Schicksal und dem Herrgott gegenüber nicht gerecht. Politik war immer meine Leidenschaft, und sie hat mir viel eröffnet und ermöglicht. Ich hätte nie so viele interessante Menschen getroffen.

SZ: Was wird Ihnen fehlen?

Maget: Die öffentliche Anerkennung wird natürlich nachlassen. Ich stehe nicht mehr mitten auf der Bühne, sondern eher am Rand. Ich habe überlegt, ob mir das wirklich fehlen wird. Abgehen wird mir schon was, aber ich werde gut damit zurechtkommen.

SZ: Haben Sie Fehler gemacht?

Maget: Wer zweimal solche Wahlergebnisse bekommt, der hat nicht alles richtig gemacht. Aber ich denke, es war unter dem Strich ganz gute Arbeit, die ich abgeliefert habe. Ich war immer bemüht, das Beste zu geben.

© SZ vom 02.10.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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