Europawahl in Bayern:Wie die SPD ihr Wahlergebnis verdaut

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Maria Noichl ist für die Bayern-SPD wieder ins Europaparlament eingezogen, hat aber einiges am Wahlkampf zu kritisieren. (Foto: Robert Haas)

Es ist ein Jammer, wie die bayerische SPD immer weiter absackt in der Wählergunst. Spitzenkandidatin Maria Noichl analysiert die Probleme in einem internen Papier und übt Kritik an der Parteispitze – und zack, ist das Schriftstück auch schon öffentlich.

Kolumne von Johann Osel

Einen Empfang für die Demokratie hat die SPD-Landtagsfraktion Mitte April abgehalten, anderthalb Monate vor der Europawahl. Thüringens Innenminister Georg Maier war dabei, als „der demokratische Gegenspieler des Rechtsextremisten Björn Höcke“. Und ein Ex-Europarlamentarier der Labour Party aus Großbritannien, um über die schlimmen Brexit-Folgen zu berichten. Wer nicht dabei war? Die bayerische Europa-Spitzenkandidatin Maria Noichl und der Europaabgeordnete Thomas Rudner, der mit Listenplatz 16 damals Chancen auf ein erneutes Mandat witterte. Man hatte offenbar vergessen, die beiden rechtzeitig einzuladen. „Fehlende Absprache“, beklagt Noichl nun in einem Papier.

8,9 Prozent erreichte die SPD am Sonntag in Bayern (minus 0,4 Punkte). Die Rosenheimerin Noichl sitzt wieder im Parlament in Brüssel, Rudner verpasste den Einzug wegen des mauen SPD-Bundesresultats (11,9 Prozent). Noichl hat eine „Wahlnachbetrachtung“ verfasst, „nur für den internen Gebrauch“ steht darüber. Diese ist der SZ aber zugeflattert. Noichl moniert darin organisatorische Defizite: In Oberbayern seien der Basis Plakate nicht zugestellt worden. Es habe keinen offiziellen Auftakt und Abschluss für den Wahlkampf gegeben, fast keine „Bundespromis“ waren in Bayern. Und dass Kandidat Rudner nicht besser auf der Liste platziert war, sei „Gerüchten“ zufolge von der Landesspitze quasi verbockt worden. Auch hinter den Wahlkampfeinsatz der Parteichefs Florian von Brunn und Ronja Endres sei ein „Fragezeichen“ zu setzen. Was war da los?

Noichl empört sich am Telefon darüber, dass das Papier durchgesickert ist. Eine solche Analyse sei das Normalste der Welt, aber eben intern gedacht. Auch Florian von Brunn betont das, will auf Nachfrage nicht mehr dazu sagen. In Parteikreisen hört man: Manches stimme leider, etwa die Plakat-Probleme. Anderes nicht: Der Empfang im Landtag hätte rein rechtlich nicht zur Wahlkampfplattform gemacht werden dürfen. Und in der Sache zweiter Listenplatz seien „Lügen“ in der Partei unterwegs. Noichl sagt nur so viel: Sie habe mit Positivem begonnen im Papier. Das stimmt: Veranstaltungen der SPD in den Bezirken sind demnach gut gelaufen, auch die Social-Media-Arbeit. Und, ergänzt Noichl noch: Der geringe Verlust in Bayern sei „gegen den Deutschlandtrend“ der Partei.

So arg gebeutelt wie im Bund wurde die Bayern-SPD wirklich nicht, sie lag sogar leicht höher als bei der Landtagswahl. Zumindest der Sinkflug scheint gestoppt zu sein. Und es gibt nach wie vor gute Pflaster mit zweistelligen Werten, vor allem in Franken, in Oberbayern etwa in Rosenheim, München oder Fürstenfeldbruck, in Schwaben in Augsburg oder Memmingen. Die eklatante Schwäche zeigte sich vor allem in Ostbayern. Wenn auch nicht überall so arg wie in Pilsheim, einem Ortsteil von Burglengenfeld in der Oberpfalz. 0,0 Prozent bekam dort die SPD. Ein lokaler CSU-Mann lieferte in der Mittelbayerischen Zeitung eine Erklärung, die nichts mit der Wahlkampforganisation zu tun hat: Beim Jubiläumsfest der Feuerwehr habe sich kein Genosse sehen lassen, „das werden die Pilsheimer niemals verzeihen“.

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