Politik in Bayern:Die Bayern-SPD beschwört eine „Aufholjagd“

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Carsten Träger tritt für die Bayern-SPD auf Platz eins der Landesliste bei der Bundestagswahl an. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Mit Carsten Träger, einem 51-jährigen Bundestagsabgeordneten aus Mittelfranken, wollen die bayerischen Sozialdemokraten „sehr offensiv“ den kurzen Wahlkampf angehen. Dafür gibt der Spitzenkandidat ein gewichtiges Versprechen ab.

Kolumne von Johann Osel

Man kann diese Bilder nicht vergessen, weil sie auf den ersten Blick kaum zu glauben sind, fast ein wenig verstörend. Wie ein Veganer, der fröhlich in eine Leberkässemmel beißt. Es geht um ausgelassen jubelnde bayerische Sozialdemokraten. Zu sehen gab es diese – tatsächlich – auf dem Münchner Nockherberg, bei der Party am Abend der Bundestagswahl 2021. 18 Prozent holte die SPD damals in Bayern, während sie bei Landtagswahlen inzwischen verlässlich einstellig abschneidet. Solche Bilder soll es im Februar wieder geben, bis zu 20 Prozent seien im Freistaat drin mit einer „Aufholjagd“. Das sagt Carsten Träger. Nie gehört? Der 51-jährige Bundestagsabgeordnete aus Mittelfranken wurde kürzlich auf Platz eins einer umkämpften SPD-Landesliste gewählt. Der bayerische Spitzenkandidat stellte sich am Dienstag mit Parteichefin Ronja Endres der Presse in München vor.

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Nur, wie soll das gehen? Ein Stimmungsumschwung im Bund soll offenbar wieder auf Bayern durchschlagen. Der Weg zu einer zweiten Amtszeit für Kanzler Olaf Scholz sei zwar „im Vordergrund noch weit“, sagt Träger. Aber: „Die SPD kann Aufholjagd.“ Er höre oft das Argument, dass weniger Scholz 2021 die Wahl gewonnen, als Armin Laschet für die Union sie verloren hätte. Friedrich Merz sei aber „keinen Deut besser“, habe Angriffsflächen. „Klar ist, dass wir einen Wahlkampf führen müssen, der in kurzer Zeit sehr viele Leute überzeugt.“ Geschehen soll das „sehr offensiv“, auch über eine Viertelmillion Haustürkontakte in Bayern. Im Winterwahlkampf sei es sinnvoll, die Menschen daheim im Warmen aufzusuchen. Man wolle aber „nicht ins Wohnzimmer und die Leute vollquatschen“.

Thematisch soll es da um die Kernkompetenz gehen: die SPD als „Partei der Arbeit“ und damit der Arbeitsplätze – dafür biete das Wahlprogramm viel, etwa einen Made-in-Germany-Bonus für Investitionen in der Industrie oder einen höheren Mindestlohn. Die Leistungsträger im Land seien jene Leute, die den Laden am Laufen halten. Nicht die Besserverdiener, wie es Merz behaupte, so Träger.

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Auf noch ein Thema setzt die SPD: die Lehren aus Österreich, wo die konservative ÖVP bald mit der Rechtsaußen-FPÖ regieren könnte. Indirekt sprechen Träger und Endres der Union die Glaubwürdigkeit ihrer Brandmauer zur AfD ab. Merz wechsele öfter die Meinung, es fehle ihm „staatspolitisches Format“, sagt Träger. Und CSU-Chef Markus Söder? Man sehe ja, ergänzt Endres, dass EVP-Chef Manfred Weber (CSU) in Europa durchaus sehr rechte Parteien „als Mehrheitsbeschaffer in Kauf nimmt“. Ein Kreuz bei der SPD sei quasi die Nummer sicher gegen eine Einbindung der AfD. Das soll die Botschaft sein.

Damit startet man nun in den Wahlkampf. Und in die Diät von Carsten Träger. Der Politiker von stattlicher Statur will für jeden Prozentpunkt der Bayern-SPD im Februar ein Kilo abnehmen.

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