CSU-Chef Markus Söder will seinem großen Idol Franz Josef Strauß einen Platz in der Walhalla verschaffen. Das teilte der Ministerpräsident am Dienstag bei der Klausurtagung der CSU-Fraktion in Kloster Banz in Oberfranken mit. Auftrag der Staatsregierung sei es auch, „Identität und Heimat zu bilden“. Gerade in Zeiten einer „Cancel-Culture“, in der vermeintlich unpassende Meinungen klein gehalten würden, verdiene der CSU-Übervater diesen Platz. Schließlich sei seine Partei als „Verein für deutliche Aussprache“ bekannt.
Zwei Plätze sind in der Ruhmeshalle in der Nähe von Donaustauf zu besetzen, mit dem anderen soll die Philosophin Hannah Arendt (1906 – 1975) geehrt werden. Das Verfahren für die beiden Plätze sei nun eingeleitet worden.

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Es ist nicht Söders erster Vorstoß, schon 2015 schlug er vor, den CSU-Übervater in die marmorne Ruhmeshalle hoch über der Donau aufzunehmen. Söders Verehrung für den einstigen CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten ist bekannt, gern erzählt er, dass er schon als Jugendlicher ein Plakat von FJS über dem Bett habe hängen gehabt. Zum 100. Geburtstag 2015 wollte er seinem Idol also zu der besonderen Ehre verhelfen.
Indes, es hat nicht geklappt, wie schon 2010, als der damalige CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer denselben Vorschlag machte. Damals, um eine besondere Schmach auszuwetzen: Im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in Berlin war Strauß als „Bösewicht“ einsortiert worden. Neben DDR-Spion Günter Guillaume, eine Schande, welche die CSU nicht hinnehmen wollte.
Strauß und Arendt seien eine „gute Mischung“, sagt Söder
Nun also ein neuer Versuch, er sei nicht der einzige Vorschlagende gewesen im Fall Strauß, so Söder. Der zweite Platz soll nach Söders Worten eben Hannah Arendt ehren, die als Lieblingsphilosophin von Winfried Kretschmann gilt, dem grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Dieser Vorschlag, sagte Söder in Kloster Banz, sei aus der Akademie der Wissenschaften heraus gekommen. Arendt war Jüdin und emigrierte aus Nazi-Deutschland in die USA. Strauß und Arendt seien eine „gute Mischung“, sagte Söder auf Nachfrage, und das zeige am Ende den Anspruch der Einrichtung für eine breite Wahrnehmung.
Der Säulentempel bei Donaustauf wurde auf Wunsch von König Ludwig I. von seinem Baumeister Leo von Klenze erbaut, um eine nationale Identität zu fördern. 1842 wurde die Walhalla eröffnet, damit „alle Teutschen, welchen Stammes sie auch seyen, immer fühlen, daß sie ein gemeinsames Vaterland haben“, wie es der König formulierte.
Nach und nach füllte sich die Ruhmeshalle mit den Büsten berühmter deutschsprachiger Menschen, darunter Friedrich Barbarossa und Albrecht Dürer, Johann Wolfgang von Goethe und zuletzt 2022 Max Planck. Frauen sind stark in der Unterzahl, nur 13 Büsten sind bedeutenden Frauen gewidmet. Zuletzt zog 2019 die Künstlerin Käthe Kollwitz ein. Geehrt werden außerdem unter anderem die von den Nazis in Auschwitz ermordete Ordensschwester Edith Stein, die Widerstandskämpferin Sophie Scholl und Katharina die Große.

Viele bekannte Deutsche sind nicht vertreten, auch für den Erbauer Ludwig I. gibt es keine Büste – für ihn wurde 1890 ein Standbild errichtet. Die Walhalla und die Auswahl der dort Geehrten ist im Spiegel ihrer Zeit zu betrachten. Als Nationaldenkmal des 19. Jahrhunderts wirkt sie manchen heute aus der Zeit gefallen, gerade aus der Opposition kommt immer wieder Kritik am Heldenkult. Und schon der Dichter Heinrich Heine wollte niemals in die „marmorne Schädelstätte“ aufgenommen werden – seit 2010 steht auch seine Büste in der Walhalla.
Politiker aus der bundesrepublikanischen Zeit sind bislang kaum vertreten, nur Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler, hat seit 1999 eine Büste. Die SPD wüsste gerne Bayerns ersten Ministerpräsidenten und Verfassungsvater Wilhelm Hoegner in der Walhalla. Und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hat längst die Aufnahme des ehemaligen Bundeskanzlers Ludwig Erhard vorgeschlagen, der aus Fürth stammt.
Entsprechend kam aus Fürth direkt Kritik an der Auswahl von Strauß. „Bei aller Wertschätzung für Franz Josef Strauß und seiner Verdienste für Bayern steht Ludwig Erhard als Vater des deutschen Wirtschaftswunders und zweiter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland – was Strauß zwar angestrebt, aber nie erreicht hat – und auch aufgrund der zeitlichen Abfolge des Wirkens der beiden Politiker für die Aufnahme in die Walhalla zweifellos an erster Stelle“, teilte die Stadtverwaltung mit.
132 Büsten und 65 Gedenktafeln stehen nach Angaben des Kunstministeriums gerade in der Walhalla. Vorschläge kann jede Bürgerin und jeder Bürger einreichen, muss dann aber auch die Kosten für die Herstellung tragen. Voraussetzung für eine Aufnahme ist, dass jemand mindestens 20 Jahre tot ist, der „germanischen Sprachfamilie“ angehörte und etwas Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst geleistet hat.
Um die 140 Persönlichkeiten sollen zurzeit auf der Vorschlagsliste stehen. Die Auswahl trifft das Kabinett auf Empfehlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

