Vorbild Tübingen:Welche Modellversuche Söder für Bayern planen könnte

Lesezeit: 1 min

Markus Söder auf dem Weg zu einem Termin in der Staatskanzlei, ob er sich wohl schon wieder neue Maßnahmen überlegt? (Foto: dpa)

Im Kampf gegen Corona wächst der Mensch als solcher über sich hinaus - und sowas hat Auswirkungen.

Glosse von Roman Deininger

München, 3. April. Inspiriert vom Vorbild Tübingen hat die Staatsregierung ihre Pläne für fünf Modellversuche in Bayern präsentiert. Der erste Modellversuch sieht vor, dass Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) vom 1. Dezember an so tut, als wäre sie Ministerpräsidentin.

"Das Ganze ist auf sechzehn Jahre begrenzt", sagte der amtierende Regierungschef Markus Söder. "Wir probieren das einfach mal aus, und nach dieser Zeit entscheiden wir nüchtern, ob wir das fortsetzen oder nicht." Er selbst werde von 2021 bis 2037 an einer "überregionalen Studie" in Berlin teilnehmen.

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Der zweite Modellversuch, so Söder, stehe "ganz im Zeichen der effektiven Pandemiebekämpfung" und solle im Landtag eine "virtuelle absolute Mehrheit" erproben. Demnach soll die CSU Beschlüsse auch gegen Koalitionspartner und Opposition fassen können, wenn 60 Prozent der eigenen Fraktion zustimmen. "Wir wollen einfach wissen: Geht's auch ohne die anderen?", sagte CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. "Es gibt keine Vorfestlegung, wir werden uns das ein paar Jahre ergebnisoffen anschauen."

Im Rahmen eines weiteren Modellversuchs wird sich die CSU bemühen, ganz ohne die Vermittlung von Alfred Sauter eine Immobilie zu erwerben. "Es ist ein Experiment, völliges Neuland", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume. "Aber wir springen gespannt ins kalte Wasser." Er habe sich bereits persönlich bei ImmoScout angemeldet und freue sich auf Direktnachrichten an "FlowerPower75".

Ein Modellprojekt in der Gastronomie sollen die Kabinettsmitglieder Kerstin Schreyer und Bernd Sibler leiten. Bis zu einem Inzidenzwert von 4819 sollen die beiden täglich in der Landtagsgaststätte gemeinsam mit zehn anderen Abgeordneten zu Mittag essen. Digitalministerin Judith Gerlach soll unauffällig am Nebentisch sitzen und mit Hilfe einer neuen Corona-Warn-App herausfinden, wer Fotos davon an die Bild-Zeitung weitergibt.

Der fünfte Modellversuch soll Aufschluss bringen, welche Folgen es hat, wenn 50-jährige Landwirte aus Rahstorf in Niederbayern nach der Erstimpfung mit Astra Zeneca innerhalb von zehn Minuten eine Zweit- und Drittimpfung mit Sputnik V sowie eine Viertimpfung mit Starkbier erhalten. "Wer sich traut, soll auch die Möglichkeit haben", sagte Söder.

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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