Süddeutsche Zeitung

Wintersport:Mäßige Aussichten auf Pulverschnee und Pistenzauber

Mit den Weihnachtsferien beginnt normalerweise die Skisaison so richtig - doch dafür ist es gerade zu regnerisch und zu warm. Wo die Lifte stillstehen - und wo Skifahren trotzdem (noch) möglich ist.

Von Maximilian Gerl

Den Saisonauftakt haben sie in Mitterdorf im Bayerischen Wald erfolgreich hinter sich gebracht. Bestenfalls acht Lifte, eine Rodelbahn, Loipen und Wanderwege warten dort im Landkreis Freyung-Grafenau auf Wintersport-Fans. Mit dem Auftakt vergangene Woche zeigt sich Chef Bernhard Hain denn auch "absolut zufrieden": Das Wetter sei hervorragend gewesen, erzählt er am Telefon, der Schnee super. Ob das angesichts des Wetterberichts so bleibt, ist allerdings die Frage. Es soll Regen geben. Und Sturm. Den Sessellift hat Hain deshalb vorsichtshalber außer Betrieb nehmen lassen. Um den Schnee zu schonen, laufen außerdem nur zwei Schlepplifte und der Zubringer zum Junior-Skizirkus. Wenn möglich, sollen sie auch über die Weihnachtstage offen bleiben, für die Kinder. Ob das auch klappt? Hänge vom Wetter ab, sagt Hain. "Das entscheiden wir morgen."

Wie viel Pistenspaß in den kommenden Tagen drin ist, das fragen sich gerade nicht nur die Betreiber von Seilbahnen und Skiliften. Der Beginn der Weihnachtsferien markiert traditionell Bayerns Start in die Wintersportsaison. Doch der Schnee, den der Wintereinbruch Mitte Dezember gebracht hat, könnte schnell dahinschmelzen, sollten die Wetterberichte Recht behalten mit dem angekündigten Regen und den Temperaturen im Plusbereich. Dabei hängt in manch Urlaubsort viel davon ab, dass die Urlaubsgäste möglichst früh in der Saison ihren Weg auf die Piste finden. Das bayerische Wirtschaftsministerium fördert deshalb im Rahmen seines Seilbahnprogramms auch den Bau von Schneekanonen. Doch selbst die helfen wenig, wenn es zu warm und zu nass ist und die Energie für die Kanonen so teuer wie derzeit.

Einige Skigebiete mussten deshalb ihren Saisonauftakt verschieben oder pausieren. Besonders gut sichtbar ist das im Bayerischen Wald, wo am Donnerstag die meisten Skigebiete notgedrungen geschlossen hatten. Die Webcam am Großen Arber präsentierte zwar viel Weiß - aber vor allem in Form von Nebel. Wo keine Wolkenfetzen den Blick versperrten, zeigte sich am Boden Schnee, jedoch offenbar nicht genug: Die Verantwortlichen mussten den Auftakt für die neue Skisaison von diesen Freitag auf Sonntag legen. Dann würden die Gondelbahn, der Sechser-Sessellift am Sonnenhang und die Schlepplifte am Thurnhofhang geöffnet, heißt es auf der Website des Skigebiets. "Ab dem 26.12. haben auch die 6er-Sesselbahn am Nordhang sowie die Rodelbahn geöffnet."

Auch in Sankt Englmar hofft man, dass die 15 Zentimeter Schnee am Berg nicht noch weiter abschmelzen. Vergangene Woche startete man mit zwei Liften in die Saison, bis es dann doch zu warm wurde. Voraussichtlich am Samstag sollen die Skilifte Grün-Maibrunn, Predigtstuhl Arena, Markbuchen und Kapellenberg laufen, so hat es das Skigebiet im Netz vermerkt. "Derzeit ist leider noch kein Loipenbetrieb möglich." Am Hohenbogen standen die Lifte ebenfalls notgedrungen still: "wegen Wärmeeinbruch". Ähnlich sah es in Franken aus. Unter anderem am Kreuzberg, am Ochsenkopf und am Arnsberg ruhte der Betrieb.

Skifahren an Weihnachten in Bayern: In den Alpen sieht es besser aus

In den Alpen sieht es schneemäßig etwas besser aus; die Berge liegen tendenziell höher, das macht die Sache einfacher. Trotzdem bleibt das Wetter ein mitunter schwer einzuschätzender Faktor. So warnte das grenzüberschreitende Skigebiet Oberstdorf-Kleinwalsertal am Donnerstag auf seiner Website, dass es wegen starken Winds "zu Einschränkungen und Verzögerungen im Fahrbetrieb kommen" könne. Im gesamten Areal waren nachmittags gut 20 Lifte und 30 Pistenkilometer geöffnet, am Nebelhorn lagen 50 Zentimeter Schnee. An dem fehlte es dagegen im nahen Balderschwang. Auch am Grünten fand kein Skifahren statt - aus juristischen Gründen. "Aufgrund ungeklärter Nutzungsrechte mit einem Grundstückseigentümer ist ein Skibetrieb diese Wintersaison nicht möglich", heißt es bei den Grünten-Liften.

Den Saisonstart vollzogen haben auch die großen oberbayerischen Skigebiete. Auf der Winklmoosalm bei Reit im Winkl etwa laufen seit vergangenem Freitag die Lifte; zuletzt waren es drei von fünf, auf der mit der Winklmoosalm verbundenen Steinplatte in Tirol sogar sieben von acht. In Lenggries lagen am Brauneck oben 50 Zentimeter Schnee, unten 20. Geöffnet waren 16 von 21 Liften, neun von 15 Pisten und alle drei Talabfahrten. Der Skibus nimmt zum 1. Weihnachtsfeiertag seinen Pendelverkehr auf. Am Sudelfeld bei Bayrischzell waren 16 von 27 Pisten befahrbar sowie zwei der drei Talabfahrten, ebenso der Funpark mit seinen Kickern. Als branchenüblich dürfen die zum Saisonstart vorgenommenen Preiserhöhungen gelten: Wer wie Skitourengeher keinen Skipass braucht, weil es aus eigener Kraft den Berg hinaufgeht, zahlt künftig fürs Parken an der Bergbahn 15 Euro statt fünf. Auch die Pässe selbst wurden vielerorts teurer, der hohen Energiekosten wegen. Am Brauneck und am Sudelfeld zahlt ein Erwachsener je 48 Euro für einen Tag, an der Zugspitze 57 Euro.

Dort, ganz oben, scheint die Winterwelt noch halbwegs in Ordnung zu sein. Allerdings trügt dieser Eindruck. Wie alle Alpengipfel leidet auch Deutschlands höchster Berg unter Klimawandel und Gletscherverlust - hat aber den Vorteil, dabei wenigstens höher und potenziell schneereicher zu liegen als die bayerische Konkurrenz. Deshalb kann dort der Skibetrieb schon seit Anfang Dezember stattfinden. An der Zugspitze selbst fuhren am Donnerstagnachmittag alle Bahnen bis auf den Brunntallift und den Skilift Weißes Tal. Für Garmisch-Classic wurde gut die Hälfte der Lifte als geöffnet ausgewiesen. Am Freitag soll die Kreuzeckbahn aber für Fußgänger öffnen, am Sonntag folgen dann die Alpspitz- und die Hochalmbahn. Die bekannte Kandahar-Abfahrt war nur im oberen Teil geöffnet. Und auch hier sind, wie im Bayerischen Wald, für Freitag Niederschläge angemeldet.

Die Bedingungen und Öffnungen gelten für Donnerstag, 22. Dezember 2023, wie sie von den Skigebieten selbst online ausgewiesen wurden. Die Wetterbedingungen können sich in den Bergen schnell ändern. In der Regel aktualisieren die Skigebiete morgens ihre Websites; es wird empfohlen, sich dort vor Abreise zu informieren. Eine Übersicht bieten auch Portale wie bergfex.de.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5720706
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/mz
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.