Die Ansprache des Wissenschaftsministers Markus Blume (CSU) zum Vorlesungsbeginn an den bayerischen Universitäten stand im Zeichen des Superrechnens: Nach der Sitzung des Kabinetts am Dienstag referierte Blume mit vielen Zahlen, wieso es super ist, im Freistaat zu studieren, zu forschen, zu lehren und Start-ups zu gründen. Und neue Hochleistungscomputer, also Superrechner, wird es auch geben.
Das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) etwa bekommt 2026 einen „Supercomputer der nächsten Generation“, damit spiele Bayern auch weiterhin in der „Spitzenliga“ des Supercomputings mit, sagte Blume. Außerdem komme der europäische Quantenrechner zum LRZ nach München. Supersuper, sozusagen.
Aber zurück zu Unis und Hochschulen: „Ganz Bayern ist ein Campus und irgendwie auch der beste Campus der Republik“, sagte Blume. Die Studierenden stimmten „mit den Füßen ab“. Supercampus, also. Den Beweis dafür sieht der Minister in den Zahlen und rief ein „Rekordsemester“ aus: Anders als erwartet stieg die Zahl der Studierenden nach dem Höchstwert 2023 noch einmal an.
412 984 junge Frauen und Männer studieren im Wintersemester im Freistaat, davon 261 790 an den zehn Universitäten und 151 194 an den 23 Hochschulen. 70 428 Erstsemester haben sich eingeschrieben, vier Prozent mehr als im vergangenen Jahr. „Das ist bemerkenswert, weil die Zahlen anderswo stagnieren oder fallen“, sagte Blume.
An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften läuft der Betrieb bereits seit zwei Wochen, an den Universitäten begann die Vorlesungszeit in dieser Woche. Mit dem Wintersemester begannen auch neue Studiengänge wie der Master „Philosophy and Computer Science“ der Universität Bayreuth oder der Bachelorstudiengang „Nachhaltige Energie- und Wasserstoffsysteme“ der OTH Regensburg.
Das größte Projekt dürfte die Ausweitung der Medizinerausbildung sein: Mit dem Medizincampus in Niederbayern werden nun in jedem Bezirk des Freistaats junge Ärzte und Ärztinnen ausgebildet. Die ersten 110 beginnen in diesen Tagen an der Universität Regensburg. Insgesamt sollen 600 Studienplätze entstehen.
Die Hoffnung der Staatsregierung ist, dass die jungen Leute Niederbayern so lebenswert finden, dass sie nach der Ausbildung bleiben wollen. Schon heute fehlen in der Region Ärzte und die Babyboomer-Generation geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Die ersten vier Semester studieren die angehenden Mediziner in Regensburg, also in der Oberpfalz. Danach führen sie ihre Ausbildung an den niederbayerischen Kliniken in Passau, Straubing, Landshut und Deggendorf fort.
Angesichts des nach wie vor bestehenden Sanierungsstaus an Bayerns Universitäten und Hochschulen dürften die Meinungen beim Thema Bauen etwas auseinandergehen, aber laut Wissenschaftsminister Blume ist der Freistaat auch dabei spitze. In Augsburg wurde gerade das erste Gebäude der medizinischen Fakultät eingeweiht, Cube One – der erste eigene Bau der neu gegründeten Technischen Universität Nürnberg – folgt an diesem Freitag.
Laut Blume will die Staatsregierung 50 Millionen Euro in „studentisches Wohnen“ investieren
Gleich nach dem Ministerrat wohnte Blume in München mit Bauminister Christian Bernreiter der Eröffnung eines inklusiven Studentenwohnheims bei, das auf verschiedene Einschränkungen Rücksicht nimmt und zum Beispiel auf Türschildern auch Brailleschrift für sehbehinderte Studierende vorsieht und für hörbehinderte Menschen Klingeln mit optischem Signal eingebaut hat. Das Haus im Münchner Stadtteil Schwabing hat 77 Plätze und ist seit 1. Oktober voll belegt. 18 Bewohnerinnen und Bewohner sind von Handicaps betroffen. Laut Blume will die Staatsregierung noch gut 50 Millionen Euro in „studentisches Wohnen“ investieren, die nun auf die Studierendenwerke verteilt würden. Das Ziel seien 5000 Wohnheimplätze in dieser Legislaturperiode, entweder durch Sanierungen oder Neubau.
Geht es nach dem Bayerischen Landesstudierendenrat, ist das längst überfällig und Wohnen für Studierende in Bayern gar nicht super: Isabella Hennessen, Jakob Sehrig und Nils Weber sprechen von einer „prekären Wohnungssituation“ und fordern zusätzliche Maßnahmen. Ein durchschnittliches WG-Zimmer koste in München knapp 800 Euro im Monat, aber auch in anderen Hochschulstädten fehle es an Wohnraum und die Quadratmeterpreise steigen. Immer mehr Studierende müssten also daheim wohnen bleiben und weite Strecken pendeln. Die angekündigten Bauvorhaben brächten nicht viel, kritisiert Hennessen, „denn leider sprechen wir häufig nur von Renovierungen leer gezogenen Altbestands. Diese Maßnahmen stellen also nur einen Status quo von vor ein paar Jahren wieder her“.
Auch aus der Landtagsopposition kommt Kritik: Verena Osgyan (Grüne) nennt das Geld für die Studierendenwerke „Tropfen auf den heißen Stein“ und spricht von einer „verfehlten Politik der Staatsregierung“, die die Wohnheimquote auf ein Rekordtief habe sinken lassen. Dafür sei die CSU „maßgeblich verantwortlich“, kritisiert Osgyan, und ein Konzept, wie ein Studium für junge Leute mit kleinem Geldbeutel möglich sein soll, gebe es auch nicht.