Bayerische Berge:Naturschützer sind gegen Zuschüsse für mehr Schneekanonen

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Ein von einer Schneekanone produzierter Schneehaufen liegt auf der grünen Skipiste des Falkenliftes am Tegelberg bei Hohenschwangau. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ein Bündnis aus Naturschutzgruppen möchte, dass das Förderprogramm für Seilbahnen in Zukunft "ökologisch ausgerichtet" wird - und wendet sich mit einer Petition an den Landtag.

Von Christian Sebald, München

Dieser Tage haben die Glaziologen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mitgeteilt, dass sie von nun an den Südlichen Schneeferner auf der Zugspitze nicht mehr als Gletscher führen. Die viele Sonne und die Hitze in diesem Sommer hätten dem wenigen verbliebenen Eis so zugesetzt, dass er bis in zwei Jahren komplett verschwunden sein werde. Der Südliche Schneeferner habe nun zu wenig Eis für einen Gletscher. Damit gibt es in den bayerischen Bergen nur noch vier Gletscher: den Nördlichen Schneeferner und den Höllentalferner im Zugspitzgebiet sowie den Watzmanngletscher und das Blaueis im Nationalpark Berchtesgaden.

Die Staatsregierung setzt derweil weiter auf den Skitourismus in den bayerischen Alpen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist fest entschlossen, das bayerische Seilbahnförderprogramm fortzusetzen. Eigentlich läuft es Ende des Jahres aus. "Das Förderprogramm wird auf jeden Fall verlängert", teilte nun eine Sprecherin mit. Aus dem Programm sind von 2009 bis 2020 knapp 80 Millionen Euro in die Skigebiete im Freistaat geflossen. Der Freistaat bezuschusst die Modernisierung und den Ausbau von Seilbahnen, Sesselliften und Beschneiungsanlagen mit bis zu 35 Prozent der Baukosten. Ohne Kunstschnee wäre in den allermeisten bayerischen Skigebieten schon jetzt nur noch an wenigen Tagen im Jahr Wintersport möglich.

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Aus Sicht des Deutschen Alpenvereins (DAV), des Bundes Naturschutz (BN), des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) und zahlreicher weiterer kleiner Umweltorganisationen ist die Seilbahnförderung in Zeiten der sich permanent zuspitzenden Klimakrise aus der Zeit gefallen. Jetzt haben sie eine neue Initiative gestartet. In einer Petition an den Landtag fordern sie zumindest die "ökologische Neuausrichtung" des Programms. Zentraler Kritikpunkt sind die Zuschüsse für Beschneiungsanlagen. "Sie müssen gestrichen werden", sagt DAV-Vizepräsident Manfred Sailer. "Schneekanonen und Speicherbecken dürfen nicht mehr mit Steuergeld subventioniert werden." Wie andere Naturschutzorganisationen übt der DAV schon lange heftige Kritik an den massiven Eingriffen in die Bergwelt, die mit dem Bau der Anlagen verbunden sind, aber auch an ihrem immensen Wasser- und Energieverbrauch.

Zugleich fordert das Bündnis einen besseren Schutz der Bergwelt insgesamt. "Die Alpenregion wirtschaftlich und ökologisch zukunftssicher zu machen, bedeutet vor allem, dieses Naturjuwel zu schützen", sagt LBV-Chef Norbert Schäffer. "Der Alpenraum ist durch den Klimawandel stärker gefährdet als andere Regionen." Deshalb müsse der Naturschutz bei allen Projekten dort sehr viel stärker gewichtet werden. Dazu fordern die Organisationen regionale Konzepte für einen nachhaltigen Tourismus. "Bisher sind die meisten Seilbahnerneuerungen mit Kapazitätssteigerungen verbunden", sagt BN-Chef Richard Mergner. "Dadurch kommen die Berge aber immer weiter unter Druck. In einigen Regionen droht der Kollaps."

Selbst wenn Staatsregierung und Landtag die Forderungen der Naturschutzorganisationen erhört, dürfte das zumindest für die verbleibenden vier Gletschern in den Berchtesgadener Alpen und an der Zugspitze zu spät kommen. Die Glaziologen prophezeien ihnen schon seit geraumer Zeit das gleiche Schicksal wie dem Südlichen Schneeferner. In spätestens zehn Jahren dürften sie demnach ebenfalls verschwunden sein.

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Das Eis nahm Experten zufolge in weiten Bereichen deutlich ab - und wird in spätestens zwei Jahren wohl vollkommen verschwunden sein. Damit gibt es in Deutschland nur noch vier Gletscher, die ebenfalls stark bedroht sind.

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