Bayerns älteste Briefmarke:Liebe auf den ersten Einser

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Vielleicht lohnt sich der Blick in eine Briefmarkensammlung mehr, als man auf Anhieb vielleicht denkt. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Mit Briefmarkensammlungen punktet man heute beim Dating kaum. Mit diesem Markerl könnte es aber was werden: Ein Brief mit Bayerns ältester Briefmarke wird versteigert – los geht es mit einer Viertelmillion Euro.

Glosse von Maximilian Gerl

Philatelisten müssen jetzt stark sein. Das Folgende ist nicht persönlich gemeint, im Gegenteil, das Sammeln von Briefmarken ist ein ehrbares Hobby. Aber ihm haftet halt inzwischen das Image des Angestaubten am Kuvert, Pardon, Revers. Auch deshalb ist heute beim Dating mit dem Klassiker aller Eröffnungsfragen – „Soll ich dir mal meine Briefmarkensammlung zeigen?“ – wenig zu machen.

Schade! So bleibt den meisten verborgen, dass es beim Briefmarkensammeln hoch hergehen kann, vor allem, wenn bayerische Markerl im Spiel sind. Das beste Beispiel findet sich derzeit im Katalog eines Wiesbadener Auktionshauses. Unter der Losnummer 3975 steht eine der ältesten bayerischen, ach was, eine der ältesten Briefmarken überhaupt zur Versteigerung: Mit dem Schwarzen Einser gab das Königreich Bayern von 1. November 1849 an die erste deutsche Briefmarke heraus.

Viele Exemplare haben sich nicht erhalten – und erst recht nicht aufgeklebt auf einem Brief, der noch am Ersttag gen Hengersberg bei Deggendorf aufgegeben wurde. An Allerheiligen waren schon damals viele Postämter zu. Los 3975 ist deshalb laut Katalog „eine der größten Kostbarkeiten“ der Postgeschichte. Das Startgebot: 250 000 Euro.

Klingt nach viel? Ja, verglichen mit dem Gegenwert, ein „Oanser“ entsprach einem Kreuzer. Verglichen mit anderen Auktionen? Nein. 2009 ging mal ein ganzer Einser-Block für 320 000 Euro über den Tisch. Und man muss nicht mal einen Einser besitzen, um mit ihm Geld zu machen: Vor vielen Jahren gewann ein Teilnehmer des TV-Quiz „Wer wird Millionär“ nur jene Million, weil er die entscheidende Frage nach dem Namen der ersten deutschen Briefmarke zu beantworten wusste. Dabei war der Schwarze Einser seinerzeit eigentlich ein Fehler. Die königlichen Beamten hatten nicht bedacht, dass alle Briefe mit schwarzer Tinte gestempelt wurden. Eine schwarze Briefmarke als Untergrund war da fürs Auge ein bisserl schwierig. Nach nur zwei Jahren wurde der Schwarze Einser aus dem Verkauf genommen.

Für Philatelisten macht ihn das freilich noch begehrenswerter. Sollte also das nächste Mal jemand fragen, ob Sie sich die Briefmarkensammlung anschauen möchten: Widerstehen Sie dem ersten Impuls! Möglicherweise könnte sich so ein Blick mehr als gedacht rentieren.

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