Schule in Bayern:Pausenbrot des Grauens

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Sieht doch eigentlich gut aus - und wird trotzdem des Öfteren verschmäht: das Pausenbrot. (Foto: imago stock&people)

Was tut man nicht alles für die Kleinen - und das gerne. Bei manchem fragt man sich allerdings schon, ob die verstrichene Zeit nicht doch sinnlos war.

Kolumne von Nadeschda Scharfenberg

Das Pausenbrot ist ein ewiges Ärgernis im Leben von Eltern. In einem Leben ohne Pausenbrote könnte man an jedem einzelnen Schultag vier Minuten länger schlafen, pro Brotzeit und Kind wohlgemerkt. Bei drei Kindern summiert sich die durch Schulbrote verlorene Schlafenszeit grob überschlagen auf 27 300 Minuten, falls es alle bis zum Abitur schaffen, ohne eine Klasse zu wiederholen. Macht 455 Stunden, also fast 57 fehlende Acht-Stunden-Nächte.

Nicht wenige dieser 455 schlaflosen Stunden sind sinnlos verstrichene Zeit. Abendlicher Kontrollblick in die Brotzeitdose, im Inneren das Modell "Ein Bissen genügt", mit Zahnabdrücken im Halbrund. Ein Bissen ist immerhin besser als kein Bissen, oft schaut das Brot am Abend genauso aus wie am Morgen, mal abgesehen von den herauslappenden Wursträndern, die nicht mehr ganz so rosig leuchten.

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Mögliche Begründungen für die Geringschätzung der elterlichen Schmierbemühungen: Du weißt doch, dass ich keine Gelbwurst mag. (Ach, seit wann denn das?). Käse ist peinlich. Die Salami war mit Pfeffer. Oder: Ich hatte keine Zeit, musste in der Pause Fußball spielen.

Es ist dringend geboten, einem jeden Schulbrot akribisch hinterherzuschnüffeln. Am besten führt man Protokoll über die verwendeten Boxen und deren Verbleib. Wer es mit dem Pausenbrot-Monitoring versemmelt, läuft Gefahr, am Schuljahresende beim Ausräumen des Spindes ein grün-pelziges Ungeheuer zu finden, das sofort zu Staub zerfällt, wenn man es entsetzt anquiekt. Weiterer gefährlicher Ort für Pausenbrot-Mumien: die Tasche mit dem Sportzeug.

Im Hinblick auf das Schulbrot-Business hatte Corona auch seine guten Seiten. Endlich keine morgendlichen Schmierereien mehr. Jetzt, wo die Schule so langsam wieder anläuft, lässt sich festhalten: Auch die Brotzeit-Kultur ist eine andere geworden. Kind 1, in Sachen Pausenverzehr eigentlich ein Musterschüler, kommt mit voller Tupperdose nach Hause. Essen unmöglich, auf dem Schulhof herrscht Mundschutzpflicht. Kind 2 hingegen, Verfechter der Höchstens-ein-Bissen-Theorie, hat alles ratzeputz vertilgt. Schulhof gesperrt, kein Fußball, Pausenschmaus im Klassenzimmer am Einzeltisch, "hat okay geschmeckt". Läuft ja fast wie geschmiert.

© SZ vom 27.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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