Schülerzeitung "Die Idee":Trennscharf

Lesezeit: 3 min

Profis am Werk: Aufwendiges Design wie bei "Fresh Air" (Bild) entwerfen erfahrene Gestalter. (Foto: SZ/Schülerzeitung "Die Idee")

"Die Idee" setzt auf Arbeitsteilung: Wie in großen Zeitungen kümmert sich je ein Team um Texte und um Gestaltung. Ein Lehrer erzählt.

Von Florian Schomanek

Besonders bei der Arbeit an unserer Schülerzeitung ist, dass das Endprodukt in Zusammenarbeit von zwei Wahlkursen entsteht, die jeweils zweistündig an Nachmittagen stattfinden. Für ein Team alleine wäre das Erstellen einer Ausgabe der Idee zu viel. Das Wahlfach "Journalistisches Schreiben" ist für den redaktionellen Teil verantwortlich. Dort werden Ideen für die Artikel in Rubriken gesammelt und Texte geschrieben. Alle fertigen Artikel werden an den Wahlkurs "Layout" weitergereicht. Dort tummeln sich in der Regel Schülerinnen und Schüler, die weniger am Schreiben interessiert sind, sondern ihre Kreativität bei der optischen Gestaltung ausleben möchten und sich zum Teil auch vorstellen können, später beruflich in diesem Bereich zu arbeiten.

Für "Die Idee" wurde die Maria-Ward-Realschule Mindelheim beim SZ-Schülerzeitungswettbewerb in ihrer Kategorie als Sieger ausgezeichnet. (Foto: Robert Haas)

Die Redakteurinnen und Redakteure kümmern sich um die inhaltliche Vielfalt der Texte und sammeln die dazugehörigen Fotos. Das Layoutteam kümmert sich dann darum, dass das Ganze optisch ansprechend ist - eine klare Trennung, wie in vielen großen Zeitungsverlagen auch. Glücklicherweise stehen uns für die Gestaltung der Idee die Lizenzen professioneller Programme zur Verfügung, die fast unbegrenzte Möglichkeiten bieten, auch wenn der Umgang damit durchaus eine Herausforderung darstellen kann. Unser Schulträger, das Schulwerk der Diözese Augsburg, bezahlt diese Lizenzen. Wer eine Gratis-Lösung etwa für Photoshop sucht, könnte aber das Programm Gimp benutzen. Ein Layout gestalten kann man auch in MS-Publisher oder Word statt in Adobe-Creative-Suite. Das ist etwas umständlicher, aber machbar.

Fotos oder eigene Zeichnungen bearbeiten wir in Photoshop. In unserem Layoutteam sind immer wieder sehr talentierte Zeichnerinnen, die mit dem Stift so souverän umgehen können wie mit der Maus. Annika Sirch beispielsweise hat auf Papier eine Kriminalgeschichte und ihren eigenen Artikel über das "Bullet Journal" illustriert. Die Bilder scannte das Layoutteam anschließend ein und bearbeitete in Photoshop geringfügig die Kontraste sowie den Weißabgleich nach. Seit ein paar Jahren wird auch immer öfter digital gezeichnet. Alle Schülerinnen und Schüler unserer Realschule besitzen ein Tablet, worauf auch entsprechende Zeichen-Apps geladen werden können. Unser letztjähriges Titelbild beispielsweise hat Valeria Josipovic digital umgesetzt (siehe oben). Das Mindelheimer Rathaus im Hintergrund wurde auf Basis einer Fotografie nachgezeichnet, eine Ebene darüber befindet sich die Freihandzeichnung der drei Jungen, die mit dem Rücken zum Betrachter stehen. Die Illustration "Fresh Air" (links) von Julia Kreipl ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was mit digitalen Zeichenapps umgesetzt werden kann.

Die Redakteure haben viele Freiheiten, aber Grundregeln wie Textdruck in zwei Spalten sind einzuhalten. (Foto: SZ/Schülerzeitung "Die Idee")

In Adobe InDesign werden schließlich Überschriften, Bilder und Texte so zusammengesetzt, dass die Ausgabe am Ende druckreif ist. Das Layoutteam hat bei der Gestaltung der einzelnen Seiten viele Freiheiten. Aber damit unsere Schülerzeitungen nicht wie ein zusammengewürfeltes Häufchen kreativer Designideen aussieht, müssen sich die Layouter an einige Gestaltungsprinzipien halten, die hier Tradition sind und unserer Schülerzeitung einen Wiedererkennungswert bieten. Hierzu gehören die Kopfleiste, einheitliche Seitenränder, eine vorab festgelegte Schriftart und -größe für den Fließtext und der Textdruck in zwei Spalten.

Damit die optische Gestaltung nicht zu eintönig wird, dürfen und sollen die Layouter von diesen Regeln aber auch manchmal abweichen. Oft entstehen durch Herumprobieren unkonventionelle Seiten, die letztendlich auch das Salz in der Suppe sind. Ein Beispiel hierfür ist die Seite "Auf Wiedersehen, Frau Ritter", auf der Text, Kinderbilder und Lebenslauf unserer ehemaligen Schulleiterin abweichend von der Grundstruktur gesetzt wurden. Auch die Doppelseite "Regenwald" (links) ist abgesehen von der Kopfleiste völlig frei gestaltet.

Oft ist es schwer, Text und Bilder so zu arrangieren, dass das Ganze optisch ansprechend aussieht und sich trotzdem in das Endprodukt einfügt. Hierfür ist viel kreatives Fingerspitzengefühl gefragt und die Layouter müssen die Programme beherrschen. Komplexere Artikel werden daher nur von erfahrenen Schülerinnen und Schülern gestaltet, die schon mehrere Jahre am Wahlkurs teilnehmen. Alle, die zum ersten Mal dabei sind, müssen in der Regel erst die Grundlagen der Gestaltungsprogramme erlernen und probieren nach einem theoretischen Crashkurs erst einmal an kleineren Projekten herum. Hierfür eignen sich Buchvorstellungen, Fotoseiten oder der Entwurf von einfachen Rätseln.

Normalerweise können schon zu Schuljahresbeginn einige Artikel gesetzt werden, die bereits am Ende des vergangenen Schuljahres entstanden sind. Im ersten Schulhalbjahr herrscht redaktioneller Hochbetrieb, weil der Wahlkurs Layout nach Redaktionsschluss der jeweiligen Ausgabe noch mindestens drei Monate benötigt, um die jeweilige Ausgabe druckreif zu machen. Die meisten Artikel sind deshalb gewöhnlich im Februar redaktionell fertig, im zweiten Halbjahr wird oft schon an Artikeln für die Ausgabe des kommenden Jahres geschrieben. Dann aber beginnt für das Layoutteam die heiße Phase: Bis Ende April sollte der erste Entwurf der aktuellen Ausgabe fertiggestellt sein, damit noch genug Zeit für die Fehlersuche bleibt, bevor die Schülerzeitung in den Pfingstferien gedruckt wird. In den letzten Schulwochen kümmern wir uns dann um den Verkauf, auch um die Frist für den Schülerzeitungswettbewerb einzuhalten.

Schon seit 40 Jahren erscheint die Idee an der Maria-Ward-Realschule Mindelheim. Lehrer Florian Schomanek betreut die Redaktion, Kollegin Sybille Gerner kümmert sich mit dem Wahlkurs Layout ums Design.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: