Ministerium streicht selten genutzte ZuschüsseBayern dreht den Schneekanonen den Geldhahn zu

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Das Brauneck ist eines der Skigebiete, das nur mit Schneekanonen seinen Skibetrieb aufrechterhalten kann. 
Das Brauneck ist eines der Skigebiete, das nur mit Schneekanonen seinen Skibetrieb aufrechterhalten kann.  (Foto: Manfred Neubauer)
  • Bayern streicht künftig staatliche Zuschüsse für Beschneiungsanlagen aus der Seilbahnförderung, die bisherigen Richtlinien laufen zum Jahresende aus.
  • Seit 2023 wurden keine Zuschüsse mehr für Schneekanonen bewilligt, von 26,1 Millionen Euro Seilbahnförderung seit 2019 entfielen nur 3,8 Prozent auf Beschneiungsanlagen.
  • In Bayern werden derzeit rund 970 Hektar künstlich beschneit, das entspricht einem Viertel aller Skipisten und 0,21 Prozent der bayerischen Alpenfläche.
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Viele Skigebiete im Alpenraum setzen auf Kunstschnee gegen den Klimawandel. In Bayern soll es für Beschneiungsanlagen aber künftig keine staatlichen Zuschüsse mehr geben.

Von Matthias Köpf

Oben am Zugspitzplatt auf 2600 Metern Seehöhe schaut in diesen späten Oktobertagen nicht mehr viel grauer Fels aus der weißen Schneedecke, aber das ist auf dem höchsten Berg Deutschlands noch immer ganz natürlich. Künstlich beschneien muss dort droben trotz des fortschreitenden Klimawandels noch niemand. Doch auch 1000 Meter tiefer auf der Kandahar-Abfahrt stehen die Schneekanonen mitten im Weißen. Es hat zuletzt weit heruntergeschneit in Bayerns Bergen – und der Rest wird in vielen Skigebieten bei entsprechend niedrigen Temperaturen maschinell erledigt. Die gewohnten Zuschüsse aus der Seilbahnförderung für neue Beschneiungsanlagen will die Staatsregierung nun allerdings streichen.

Der grüne Landtagsabgeordnete Christian Zwanziger, dessen Fraktion schon seit vielen Jahren gegen diese Zuschüsse ankämpft, hat die Botschaft zuletzt sicherheitshalber noch in Frageform gekleidet. „Ist jetzt endlich Schluss mit Steuergeld für Schneekanonen?“, fragte Zwanziger in einer Mitteilung nach einer Sitzung des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Denn dort habe es bei der Debatte über einen Antrag der Grünen zu diesem Thema entsprechende Andeutungen aus der CSU-Fraktion gegeben.

Den recht routinemäßig gestellten grünen Antrag hat die Mehrheit im Ausschuss zwar ebenso routiniert abgelehnt. Doch Zwanzigers Mutmaßung hat das Landwirtschaftsministerium nun auf Anfrage der SZ bestätigt. Demnach laufen die bisherigen Richtlinien für die Seilbahnförderung zum Ende dieses Jahres aus. Bei der anstehenden Fortschreibung werde man „Beschneiungsanlagen in der Förderung nach den Seilbahnrichtlinien nicht mehr berücksichtigen“.

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Was Zwanziger in seiner Mitteilung als „Erfolg beharrlicher Arbeit“ vieler Kritiker bezeichnet, ist aus Sicht des Ministeriums aber eine bloße Anpassung an die Praxis der vergangenen Jahre. Demnach sei bereits in der laufenden Förderperiode seit 2023 kein Zuschuss für Beschneiungsanlagen mehr bewilligt worden – jedenfalls nicht in direktem Zusammenhang mit der Erneuerung oder Modernisierung von Seilbahnen und Liften.

Nur für diese Seilbahnförderung ist das Landwirtschaftsministerium zuständig, seit der Bereich Tourismus nach der Landtagswahl 2023 von Hubert Aiwangers (FW)  Wirtschaftsministerium an das Haus von CSU-Ministerin Michaela Kaniber (CSU) übergegangen ist. Grundsätzlich könnten Schneekanonen, Schneilanzen, Speicherteiche und dergleichen aber auch unabhängig von der Seilbahnförderung bezuschusst werden, heißt es aus Kanibers Ministerium – dann aber aus der Regionalförderung und weiterhin unter der Verantwortung des Wirtschaftsministeriums.

Bei der Seilbahnförderung haben die Zuschüsse für die künstliche Beschneiung demnach im Verhältnis zur Gesamtsumme ohnehin nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Seit 2019 seien aus dem Topf der Seilbahnförderung insgesamt 26,1 Millionen Euro an Zuschüssen ausgereicht worden. Davon sei aber nur rund eine Million Euro, also lediglich 3,8 Prozent der Gesamtsumme, auf die Modernisierung von Beschneiungsanlagen entfallen.

Doch auch aus der Regionalförderung floss zuletzt praktisch kein staatliches Fördergeld mehr in künstliche Beschneiung. Die letzte nennenswerte Summe aus diesem Topf waren 243 000 Euro im Jahr 2020 für den Ausbau eines Speicherteichs im Oberallgäu. Dies geht aus den Antworten der Staatsregierung auf entsprechende Landtagsanfragen der Grünen hervor.

Zuletzt wurde eine Fläche von etwa 970 Hektar künstlich beschneit

Als weitere Quelle von Zuschüssen für Schneekanonen und Ähnliches ist dort die staatliche Spitzensportförderung verzeichnet. Daraus wurden laut der Liste zuletzt im Jahr 2020 größere Summen für Anlagen zur künstlichen Beschneiung verteilt. Insgesamt rund zwei Millionen Euro gingen an den Bundesstützpunkt des Ski- und Snowboardverbands in Bischofswiesen im Berchtesgadener Land. Rund eine Viertelmillion Euro erhielt im gleichen Jahr der Ski-Stützpunkt in Bad Hindelang in Schwaben. Kunstschnee-Anlagen für den Nordischen Skisport wurden 2020 mit fünf Millionen Euro für den Stützpunkt in Oberstdorf und mit rund 770 000 Euro für das Landesleistungszentrum am Arber in Niederbayern gefördert.

Insgesamt wurde nach Angaben der Staatsregierung in Bayern zuletzt eine Fläche maximal rund 970 Hektar künstlich beschneit, knapp die Hälfte davon in Oberbayern und rund ein Drittel im Allgäu. Weitaus der größte Teil dieser Fläche sind alpine Skipisten. Derzeit gibt es im Freistaat auf ziemlich genau einem Viertel aller 37 Quadratkilometer Piste die Möglichkeit, künstlich für den nötigen Untergrund zu sorgen. Laut der Berechnung der Staatsregierung werden also „lediglich 0,21 Prozent der bayerischen Alpenfläche“ technisch beschneit.

Nach Ansicht von Kritikern wie dem Grünen-Abgeordneten Zwanziger ist aber auch das viel zu viel – genau wie jeder einzelne Euro an Fördergeld für Schneekanonen. Denn damit würden „vor allem Symptome der Klimakrise bekämpft, ohne dass die Tourismuswirtschaft nachhaltig dabei unterstützt wird, sich an veränderte Bedingungen anzupassen“, sagt Zwanziger. Daher freue es ihn, „wenn die Staatsregierung nun endlich die Realität anerkennt“.

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